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Über dieses Buch:

Wenn jemand eine Reise tut … Heruntergekommene Baracke statt Luxushotel in Miami, eine verlorene Schauspielerin auf der Insel Cozumel und ein illegaler Dreh zwischen den Pyramiden Mexikos – die Katastrophen des »Traumschiff«-Filmteams beginnen schon, bevor die gesamte Crew den Kreuzfahrtdampfer überhaupt betreten hat. Doch eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön – und so erlebt die bunt zusammengewürfelte Truppe eine Reise der ganz besonderen Art …

Barbara Noack, selbst Drehbuchautorin zahlreicher »Traumschiff«-Episoden, erzählt von den vielen kleinen Missgeschicken und heiteren Zufällen, die sich hinter der Kamera eines Filmteams ereignen – und die häufig viel interessanter sind als das, was im Drehbuch steht.

Über die Autorin:

Barbara Noack, geboren 1924, hat mit ihren fröhlichen und humorvollen Bestsellern deutsche Unterhaltungsgeschichte geschrieben. In einer Zeit, in der die Männer meist die Alleinverdiener waren, beschritt sie bereits ihren eigenen Weg als berufstätige und alleinerziehende Mutter. Diese Erfahrungen wie auch die Erlebnisse mit ihrem Sohn und dessen Freunden inspirierten sie zu vieler ihrer Geschichten.
Ihr erster Roman »Die Zürcher Verlobung« wurde zweimal verfilmt und besitzt noch heute Kultstatus. Auch die TV-Serien »Der Bastian« und »Drei sind einer zu viel«, deren Drehbücher die Autorin verfasste, brachen in Deutschland alle Rekorde und verhalfen Horst Janson und Jutta Speidel zu großer Popularität.

Barbara Noack veröffentlichte bei dotbooks bereits ihre Romane »Die Zürcher Verlobung«, »Der Bastian«, »Danziger Liebesgeschichte«, »Drei sind einer zuviel«, »Brombeerzeit«, »Das Leuchten heller Sommernächte«, »Die Melodie des Glücks«, »Jennys Geschichte«, »Der Duft von Sommer und Oliven«, »Der Zwillingsbruder«, »Das kommt davon, wenn man verreist«, »Auf einmal sind sie keine Kinder mehr«, »Was halten Sie vom Mondschein?«, »Valentine heißt man nicht«, »Der Traum eines Sommers« und »Eine Handvoll Glück« sowie »Ein Stück vom Leben«, die auch im Doppelband »Schwestern der Hoffnung« erhältlich sind. Auch bei dotbooks erschienen ihre Erzählbände »Flöhe hüten ist leichter«, »Eines Knaben Phantasie hat meistens schwarze Knie« und »Ferien sind schöner« sowie der Sammelband »Valentine heißt man nicht & Der Duft von Sommer und Oliven«.

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eBook-Neuausgabe November 2016

Copyright © der Originalausgabe 1984 Albert Langen – Georg Müller Verlag GmbH, München – Wien

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung shutterstock/garim yim und Alexandr Kurganov

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-878-6

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Barbara Noack

So muss es wohl im Paradies gewesen sein

Roman

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Kapitel 1
»Es ist was passiert!«

Wolfgang Rademann war mein Tischnachbar auf einer knüppeldickevollen Fernsehparty. Er mimte den Strahlemann nach rechts und links, hatte auch allen Grund dazu, war ihm an diesem Abend doch ein TV-Preis verliehen worden.

Plötzlich unterbrach er seine Munterkeit und schielte wachsam rückwärts. Hinter unseren Stühlen drängelten sich Ober mit gefüllten Sekttabletts.

»Hier bleib ick nich, neehee – hier krieg ick wat ab«, teilte er mir mit und tauchte seitlich aus der Szene. Ich leider nicht, das war ein Fehler, denn eine Minute später ergoß sich der Inhalt von fünf Sektkelchen auf meine empfindliche Sonntagsbluse.

Auf der Damentoilette meinen pitschnassen Rücken unter den Handtrockner haltend, dachte ich über Rademann nach. Dieser Mensch hat immer zur rechten Zeit den richtigen Riecher. Ob es sich nun um eine unerwünschte Promilledusche auf einer Party handelt oder um eine Fernsehserie. Ich habe diesen Riecher leider nicht. Wenn ich nur daran denke, wie ich ihm seine Kreuzfahrtserie »Das Traumschiff« madig gemacht habe. Damit gehst du baden, habe ich geunkt. Das wird ein Riesenflop! – Und das tat mir so leid für ihn und auch für mich, die ich ihm zwei Geschichten dafür geschrieben hatte.

Doch was ist aus der Serie geworden? Die größte deutsche Kahnpartie aller Zeiten. Rund 25 Millionen Bundesseher sind jeden Sonntag abend vor der Glotze mitgedampfert.

Den oben erwähnten TV-Preis hat W. R. übrigens als erfolgreichster Produzent des Jahres für eben dieses »Traumschiff« erhalten.

Dieser Erfolgsmensch Rademann – Junggeselle, Organisationsgenie, Jogger zwischen Hotel, Taxi und Flughafenschalter – erholt sich von der Arbeit mit neuer Arbeit. Er kann nicht anders. Selbst wenn er unter Palme 17 (seine Worte) Ferien macht, hat er sein Büro auf der Badehose ausgebreitet und liest und plant. Fragt man sich, wozu düst er überhaupt in die Karibik! Strandbad Wannsee hätte es auch getan, denn: Palme sieht er nicht, Landschaft und Baustile interessieren ihn nicht, er bemerkt höchstens einen hübschen Busen. Seine eigene Wohnungseinrichtung hat er komplett in einer Stunde zusammengekauft. Mehr Zeit hatte er für so was Nebensächliches nicht. Frage: Und wie sah’s nachher aus? – Da muß er selber lachen: Na, fürchterlich!

Rademanns Markenzeichen ist seine Berliner Schnauze. Selbst sein Englisch kommt hörbar von der Spree. Sein Lieblingsausspruch »Aba mit Herß!« hängt seinen Autoren als Mahnung im Ohr (»Herz« mit Berliner Lispler am Ende). »Herß und Humor – det wollen die Leute, vor allem in schlämmen Sseiten!«

Rademann weiß das aus Erfahrung. In seiner Jugend im Bombenhagel und auch später war das Kino an der Ecke seine Zuflucht vor der oft bitteren Realität. Dort konnte er neunzig Minuten lang vom Alltag abheben dahin, wo es glitzert und geigt und Glamourstars eine Treppe herunterschreiten und das Gute immer siegt und Aschenbrödel seinen Prinzen kriegt und das Publikum feuchte Augen und keiner hungern muß und – na, eben Traumfabrik. Aus dieser Ecke hat er wohl den Titel für seine »Traumschiff«-Serie geholt. Schlechte Kritiken stören ihn nicht. Sozialkritisches streicht er seinen Autoren aus den Manuskripten. »Die Zuschauer wollen abends relaxen und träumen«, sagt er. »Trouble haben sie tagsüber selber genug.«

Die Außenaufnahmen für die ersten sechs Stundenfolgen der Serie wurden 1980 in zwei Etappen gedreht.

Dazu reisten jedesmal 25 namhafte Schauspieler von Bühne, Film und Fernsehen nach Übersee. Einige von ihnen konnten gar nicht genug beteuern, wie sehr es unter ihrem künstlerischen Niveau wäre, bei so einer Populär-Serie mitzumachen. Aber wo bleibt der Charakter, wenn man mitten im Winter in die Karibik fliegen, umsonst eine Kreuzfahrt machen darf und dafür auch noch bezahlt wird, nicht wahr?

Außer den Schauspielern flogen 23 Mann vom Stab mit. Zu ihnen gehörten der Regisseur, der Kameramann, der Tonmeister, ihre Assistenten, die Aufnahmeleiter, der Produktionsleiter, das Scriptgirl, Garderobieren, Maskenbildner, der Kassengeschäftsführer sowie der zuständige Redakteur vom ZDF. Und natürlich Produzent Rademann. Als er nach der ersten Etappe zurückkam und so urig erzählte, wie es gewesen war, hielt ich ihm mein Aufnahmegerät vor die Nase und beschloß, eine Reportage daraus zu machen.

Rademann:

»Also ick sage dir, ich war ja noch nie mit so nem großen Haufen unterwegs. Kommste dir vor wie’n Hütehund. Immer wieda kreiste jachelnd um deine Herde. Ob sie auch alle da sind. Ob auch keiner fehlt. Das war so in Frankfurt, wo wir uns alle versammelt hatten. Bis auf die Monn. Gleich beim Abflug nach Miami fehlte Ursela Monn. Die war noch in Zürich.

Mußten wir also unsern Jumbo aufhalten, damit se noch zusteigen konnte. Die Zürcher Maschine kam, bloß wer war nicht drin? Die Monn. Erst auf den Bahamas isse zu uns gestoßen – mit ihrem Säugling. Den hat se überall mit hinjeschleppt und geschaukelt. Bei der Affenhitze! Ob dis wohl jut is für so ’n kleenet Wurm? Wat meinste?«

Auf dem Flug nach Miami bildeten sich bereits die ersten Grüppchen. Die Feinen fanden zusammen und die Lauten, und ein paar fanden den Whisky zufriedenstellend. Rademann auf seinem Sitz vor der Kinoleinwand brütete indessen über seinem schwierigsten Problem: der Tischordnung auf dem Schiff.

»Stell dir vor, du sitzt dreimal täglich mit jemand zusammen, den de nich riechen kannst, und dis vierzehn Tage lang –! Dis ruiniert dir nich bloß den Appetit.«

Wer paßte also zu wem und war noch nicht von früher her verkracht? Einerseits gab es Naturapostel und Leistungssportler unter den Darstellern und andererseits die großen Schlucker, die jede Bar sprengen. Unter diesen gab es nun wieder so ne und solche. Der Ivan Desny zum Beispiel legt selten sein Glas ab, bleibt aber immer ein Herr.

Nach neun Stunden Flug kamen sie endlich in Miami an, stiegen aus und standen herum. Sämtliche Maschinen, die nach ihnen landeten, wurden ausgeladen, nur ihre nicht. Das Transportband war gerissen, und die Gepäckträger weigerten sich, die 210 Koffer der Truppe zu schleppen. Also mußten zusätzliche Träger mobilisiert werden. Nach vierstündigem Warten bekamen sie endlich ihr Gepäck, dafür war der gecharterte Bus fort. Bis Ersatz eintraf, dauerte es noch mal eine halbe Stunde.

Rademann: »Nu stell dir unsern müden Haufen vor! Dicke Beene vom langen Sitzen, im Kopp total mewulve, viele meckern. Einer randaliert nach Bier. Und dann hatten wir ja auch alte Schauspieler dabei. Die waren schon ganz verzagt. Na, endlich kam der Bus, wir alle rin. Ick sagte mir, mach ma ’n bißchen Stimmung, heiter sie auf, und nahm det Busmikrophon: ›Meine Damen und Herren, nu sind Se in Miami. Duftet Wetta – schön warm – Palmen und Meer!