cover
Alexis Debary

Srinagar, im Frühling


Für die, die für die Unabhängigkeit kämpfen


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Srinagar, im Frühling

Schon als ich das Flugzeug nach Srinagar auf dem Indira Gandhi International Flughafen von New Delhi besteige, steht neben mir ein ganzes Regiment aus indischen Soldaten. Einige sind mit einem “R’s” auf Ihren Schultern markiert, andere tragen das Wort “Artillerie” auf ihrer Brust. Offensichtlich ist Srinagar, die Hauptstadt der Provinz Jammu und Kaschmir, nicht nur berühmt für seine Kaschmirwolle und die feinere Variante, Pashmina, was “weiches Gold” bedeutet. Die Region hat gravierende politische Schwierigkeiten. Die Grenzstreitigkeiten mit dem benachbarten Pakistan brechen seit über 70 Jahren immer wieder aus – und das meist im Frühling. Seit der Unabhängigkeit Indiens, im Jahre 1947, und der Aufteilung in ein hinduistisches und ein muslimisches Land, ist die Gegend nicht nur als außergewöhnlich malerische Touristenregion im Sommer bekannt, sondern auch als brisantes Pulverfass.

 

Jammu und Kashmir ist ein Gebiet, welches – obwohl es von allen Seiten durch verschneite Berggipfel von der Welt abgeschnitten ist – regelmäßig wegen Massenunruhen in Flammen steht. Als ich in den 1990er-Jahren in dieser Gegend war, kam ich über den Karakorum Gebirgspass auf der alten Seidenstraße von China über die Pamir Berge und landete in der Provinz von Gilgit, in Pakistan. Damals war hier nur eine enge Straße und ringsum fielen Unmengen von Schutt, die hoch in den Himmel aufragenden Hänge der umliegenden Siebentausender herunter. Blickt man heute auf eine indische Landkarte, zeigt sie, dass die Gegend ihr Eigentum ist. In der Tat ist die Region von drei verschiedenen Nationen eingekesselt und die einheimische Bevölkerung wird, als Spielball in einem weit größeren Machtkampf, missbraucht.