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Über die Autorin:

Schuschan Sargsyan wurde im Jahre 2000 geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Österreich. In ihrer Kindheit hat sie viel gelesen. Das brachte sie dazu, selber zum Stift zu greifen und eine Geschichte zu schreiben.

Schuschan Sargsyan

Nature

Eine abenteuerliche Welt

© 2016 Schuschan Sargsyan

Autor: Schuschan Sargsyan
Umschlaggestaltung, Illustration: istockphoto.com, Schuschan Sargsyan

Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel GmbH

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

ISBN : 978-3-99057-251-1 (Paperback)
ISBN: 978-3-99057-253-5 (Hardcover)
ISBN: 978-3-99057-252-8 ( e-Book)

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1

Alles im Wald war zauberhaft und magisch. Besonders die Mauer, die mittendrin lag und mit Unkraut bewachsen war. Doch in der Mauer war eine geheimnisvolle Tür. Eine Tür, die jeden in eine abenteuerliche Welt brachte. Eine Tür, die jedem etwas Besonderes mit sich gab. Eine Tür, die jeden anzog und sich öffnen ließ, sobald man dazu bereit war. Es war der Eingang in eine neue Welt. Der Nature-Welt, wo die Natures* (alle Wörter, die mit einem Stern verwiesen sind, werden in der Begriffserklärung erklärt) lebten. In dieser abenteuerlichen Welt war die pure Natur. Die Natures benutzten alle Sachen, die ihnen die Natur bot. Aus diesem Grund lebten sie auch in Bäumen.

Sobald jemand durch die Tür trat, war er oder sie in der Nature-Welt und konnte die ganzen Abenteuer miterleben, die die Nature-Spezials* erlebten.

Und unser Abenteuer beginnt gerade.

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Katharina und ihre besten Freundinnen Christina und Isabell gingen hinauf zum Reitstall „Pferdi“, denn sie hatten eine Reitstunde. Sie kannten sich schon als kleine Natures und gingen gemeinsam zum Reitunterricht. An diesem Tag mussten sie ihren speziellen Reiterpass machen. Der Reiterpass war wichtig, damit sie alleine mit ihren Pferden reiten könnten. Katharinas Pferd (Sturmi) war ein Rappe mit einem weißen Fleck auf der Stirn. Christinas Pferd (Antonnette) war eine Schimmelstute. Isabells Pferd (Robin) war ein Fuchs und sehr hübsch. Da Katharinas Pferd ein Wildpferd war, musste sie am Meisten auf Sturmi aufpassen. Er war schon einmal durchgegangen und das wollte sie nicht nochmal riskieren.

„Puh! Gott sei Dank haben wir bestanden!“, rief Kathi, als sie vom Reitunterricht zurückkamen. „Antonnette war heute sehr brav, Chrisi“, sagte Isabell. „Oh und nicht zu vergessen Robin war heute nicht so angeberisch, stimmt’s, Bell?“, gab Chrisi zurück. „Hört auf damit!“, rief Kathi lachend. „Sie hat recht“, sagte Bell. „Ok. Themenwechsel“, sagte Chrisi, „Wie wäre es mit deinem Tanzunterricht?“ „Oh, nein! Erinnere mich nicht daran, sonst erinnere ich dich an deinen Fechtkurs!“, sagte Kathi. „Schon passiert“, meinte Chrisi. „Haha und was ist mit unserer Band? Ich kann ja wohl kaum hingehen und sagen, dass ihr nicht kommen könnt! Das wäre das dritte Mal in dieser Woche!“, sagte Bell. „Also gut wir lassen unsere Tanz- und Fechtkurse ausfallen und gehen zur Bandprobe“, schlug Kathi vor. Die drei Naturemädchen waren einverstanden und gingen nach Hause um sich umzuziehen. Dann fuhren sie zur Band.

Die Band namens „Rainbow“ bestand aus Kathi, Chrisi, Bell, Mark (Markus) und Bob. Sie spielten ein paar Songs, damit Kathi (Leadsängerin) ihre Stimme aufwärmen konnte. Sie spielte auch die E-Gitarre. Chrisi

(Nebensängerin) stimmte ihre Bass-Gitarre, während Bell das Keyboard rausholte. Mark war Schlagzeuger und Bob organisierte alles und spielte manchmal fehlende Instrumente. Die Bandprobe verlief gut und alle verließen mit zufriedenen Mienen den Probebaum.

Kathi, Chrisi und Bell gingen nach Hause. Chrisi und Bell blieben über Nacht bei Kathi, weil es schon sehr dunkel war und ihre Eltern nicht wollten, dass sie sich verirrten.

Als sie bei Kathi ankamen, aßen sie schnell, putzten sich die Zähne, zogen ihre Pyjamas an und legten sich bei Licht ins Bett. Sie hörten Musik, lasen Bücher und redeten viel. Doch plötzlich, als Kathi das Licht ausschaltete, hörten sie ein knarrendes Geräusch. „Wer ist das?“, fragte Bell leise. „Ich weiß es nicht. Meine Eltern schlafen schon längst um diese Uhrzeit“, antwortete Kathi. „Gruselig! Wir sitzen hier im Dunkeln, während ein Fremder in deinem Baum irgendetwas machen will“, flüsterte Chrisi. Die Augen der Mädchen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Sie hatten die Tür im Blick. „Psst! Hört ihr das?“, fragte Bell. Die beiden Mädchen nickten. Die unbekannten Schritte kamen näher und näher, bis sie kurz vor der Tür stehen blieben. Dieser geheimnisvolle Fremde tastete nach der Türklinke. Er öffnete die Tür und ein grelles Licht blendete die Mädchen. „Habt keine Angst!“, sagte ihnen eine Frauenstimme. „Ich heiße Helene und ich bin ein Nature-Spezial“, fügte sie hinzu. Den Mädchen blieb der Mund offen.

„Wieso bist du hier?“, fragte Chrisi Helene. „Ich muss ehrlich gestehen, dass ihr auch Nature-Spezials seid! Ich bin eine Ausgebildete, deswegen ist meine Blume, diese Kette, ganz. Eure Blumen haben nur zwei Blüten, weil ihr Anfänger seid. Mit den Ketten könnt ihr euch etwas wünschen, zum Beispiel ein Tier oder ein Buch oder etwas anderes. Außerdem hilft sie euch zu verstehen und zeigt euch, wann ihr eurem Gefühl vertrauen könnt. Das ist für Anfänger wie euch. Ihr müsst zeigen, dass ihr das Zeug zu Nature-Spezials habt. Später bekommt ihr eure Fähigkeiten. Sie entwickeln sich während eurer Prüfungen. Wie ihr sicher wisst, müsst ihr Prüfungen machen, um Nature-Spezials zu werden und zu bleiben. Also passt auf. Der Kreis in der Mitte ist ganz besonders. Wenn ihr einmal drauf drückt, dann ist die Kette nur für Nature-Spezials zu sehen. Wenn ihr zweimal hintereinander drauf drückt, dann ist sie für alle zu sehen. Wenn ihr dreimal hintereinander drauf drückt, dann ist die Kette unsichtbar. Auf dieser Karte steht was ihr machen müsst, beziehungsweise wohin ihr gehen müsst. Und ein Tipp von mir: Lasst euch nicht verwirren, sondern vertraut euch, denn ihr habt etwas, was die anderen Nature-Spezials nicht so oft haben!“, antwortete Helene. Sie gab den Mädchen die Ketten und die Karte. Dann verschwand sie. „Okay. Wie wäre es, wenn wir jetzt schlafen und morgen erst mit den Prüfungen anfangen?“, schlug Bell vor. „Was anderes bleibt uns ja nicht übrig“, antwortete Chrisi. Sie legten sich ins Bett und schliefen ein. Kathi dachte darüber nach, was Helene gesagt hatte. Doch auch ihr fielen die Augen zu und bald schlief sie tief und fest.

2

Als sie am nächsten Tag aufwachten, hörten sie draußen die Vögel zwitschern. „Ob man sich wünschen kann, dass man schon anders angezogen ist?“, fragte Chrisi. „Probiere es doch einfach aus“, gab Bell ihr zur Antwort. Christina probierte es. Es funktionierte. „Na wenigstens hast du es versucht und ein Ergebnis gekriegt. Sogar ein positives“, sagte Katharina, die schon fertig angezogen war. Da hörten sie eine Stimme: „Geht zur großen Wiese, dort werdet ihr weiter finden!“ Die Karte schwebte in der Luft. Das Bild der großen Wiese war auf ihr zu sehen und darunter war der Text drauf, den die Karte aufgesagt hatte. „Was sollen wir unseren Eltern sagen?“, fragte Isabell, die wieder an fast alles dachte. Kathi antwortete ihr: „Einfach die Wahrheit!“

Doch die Mädchen mussten Kathis Eltern nicht viel erzählen. Kathis Mutter sagte: „Ich weiß, dass ihr Nature-Spezials seid. In unserer Familie sind alle Nature-Spezials. Auch bei eurer Familie, Christina und Isabell, sind alle Nature-Spezials.“ Die drei Mädchen waren verwundert. Normalerweise hielten die Nature-Spezials ihr Geheimnis geheim. „Nimmt euch die drei Rucksäcke dort und macht eure Prüfung. Vor allem lasst euch Zeit dabei“, fügte Kathis Mutter hinzu.

Nach dem Frühstück machten sich die drei Mädchen auf den Weg zur großen Wiese. Vorher holten sie ihre Pferde Sturmi, Antonnette und Robin. Mit ihren Pferden waren sie schneller unterwegs, außerdem freuten sich die drei Tiere über Bewegung. Auf der großen Wiese machten sie ein Picknick, um sich zu erholen.

Nach dem Picknick ritten die drei Mädchen weiter. Da sahen sie einen Jungen. Als er sie erblickte, hielt er die drei Mädchen auf. „Seid ihr Katharina, Isabell und Christina?“, fragte er. „Ja, wieso fragst du?“, fragte Kathi. „Ihr habt echt lange gebraucht, um mich zu finden. Die Karte wollte, dass ihr zu mir kommt. Ich sollte euch zeigen, wo ihr hingehen müsst“, antwortete er. „Und wohin müssen wir?“, fragte Chrisi. „Dort ist eine Hütte. Da könnt ihr über Nacht bleiben. Dort wartet auch die erste Aufgabe auf euch. Es wird nicht leicht, aber passt auf eure Ketten auf! Das ist mein großzügigster Tipp“, antwortete der Junge. Die Mädchen bedankten sich und ritten weiter. „Passt auf eure Ketten auf!“, machte Chrisi dem Jungen nach. „Was hat er damit gemeint?“ „Ich glaube, das sehen wir, sobald wir in der Hütte sind“, antwortete Isabell.

In der Hütte angekommen, kam sofort die Bäuerin. „Was möchtet ihr essen und trinken? Ihr hattet sicher einen weiten Weg gehabt und seid sicher hungrig und durstig!“, fragte sie höflich. „Wasser und Nudeln. Alles dreimal, bitte“, antwortete Chrisi. „Kommt gleich!“, sagte die Frau und verschwand in der Küche. „Komisch“, sagte Kathi. „Wieso?“, fragte Bell. „Keine Ahnung, aber ich habe ein ungutes Gefühl bei der Frau“, gab Kathi zur Antwort. „Ja ich auch. Meine Kette hat es mir gerade bestätigt“, flüsterte Chrisi. Die Ketten waren noch sichtbar, doch als die drei Mädchen die Ketten unsichtbar machen wollten, war die Frau mit ihrem Abendessen da. „Hier bitte! Oh! Das sind aber schöne Ketten! Darf ich mal?“, fragte sie. Bell wollte etwas sagen, doch Katharina kam ihr zuvor: „Nein! Wir dürfen sie niemandem geben. Die waren sehr teuer!“ „Ach so, okay! Ich wollte nur genauer hinschauen“, verteidigte sich die Frau. In ihren Augen sah man aber, dass sie log. „Man schaut mit den Augen nicht mit den Fingern!“, sagte Chrisi und lächelte spöttisch. Wut kochte in der Bäuerin, aber sie drehte sich auf dem Absatz um und ging weg. „Das war gut“, sagte Katharina. „Aber auch fies und etwas frech“, gab Bell zu. „Isabell!“, riefen Kathi und Christina gleichzeitig und etwas enttäuscht. „Ist ja gut, ist ja gut! Ich bin noch auf eurer Seite!“, verteidigte sich Bell. „Noch???“, fragte Kathi. „Immer auf eurer Seite!“, verbesserte sich Bell.

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Als die Mädchen schliefen kam die Bäuerin. „Seid ihr noch wach?“, fragte sie. Doch keiner antwortete. So kam sie rein und nahm die Ketten, die auf den Nachttischen lagen. Die Bäuerin verschwand mit den Ketten durch die Tür.

Am nächsten Morgen suchten die Mädchen hektisch nach ihren Ketten. „Wir hätten sie nicht abnehmen dürfen!“, weinte Isabell. „Wie sollen wir nun die Prüfung schaffen? Ganz ohne Ketten?“, fragte Kathi verzweifelt. „Der Junge hatte uns davor gewarnt! Ich habe da so einen Verdacht, wer unsere Ketten hat“, sagte Chrisi nachdenklich.

Kurze Zeit später lenkte Bell die Bäuerin mit ein paar Fragen ab und Katharina und Christina suchten die Ketten im Zimmer der Bäuerin.

Schließlich fand Kathi sie in der untersten Schublade des Nachttisches. Sie nahm die Ketten und verschwand mit Chrisi. Genau rechtzeitig kamen sie raus, denn Isabell hatte keine Fragen mehr. Kathi versteckte die Ketten, sodass die Bäuerin sie nicht entdecken konnte. Christina holte Bell und sie verließen die Hütte der Bäuerin.

Draußen hörten sie einen Wutschrei der Bäuerin. Sie trat aus der Hütte und schrie: „Das werdet ihr bereuen!“ Doch die Mädchen trieben ihre Pferde zum Laufen an und kurze Zeit später hatten sie die Hütte hinter sich gelassen.

3

Sie ritten nach Osten zum Wald. Die halbe Strecke hatten sie hinter sich. Auf einmal stand da eine alte Dame. „Wohin so eilig?“, fragte sie. „Wir müssen in den Wald“, antwortete Christina. „Na, na nicht so schnell! Vorher sagt ihr mir, wie ihr an der Bäuerin vorbeigekommen seid“, befahl die Alte. Katharina verstand schnell, was die alte Dame wollte. „Also wir haben ja die Ketten. Die Bäuerin hat sie in ihrem Zimmer versteckt und wir haben sie uns zurückgeholt. Als wir weg reiten wollten hat sie wütend geschrien“, erzählte Kathi. Beim letzten Satz mussten die Mädchen lachen. „Okay“, sagte die Alte. „Ab jetzt sind eure Ketten Ausweise, also lasst sie auf die Sichtbarkeit der Nature-Spezials.“ „Was ist unsere nächste Aufgabe?“, fragte Bell. Die alte Dame schmunzelte: „Naja. Ihr müsst durch den Wald. Am Ende werdet ihr einen Tunnel finden. Da geht nur Bell durch. Ihr zwei nehmt den anderen Weg auf der Seite. Wenn du versuchst auch den anderen Weg zu nehmen, dann kommst du nicht durch, Bell. Du musst nämlich deine Angst überwinden!“ Bell war klar, dass sie allen Mut zusammen nehmen musste. Sie hatte ziemlich Angst vor Fledermäusen und die gab es nur in Tunneln oder Höhlen.

Die drei Mädchen ritten weiter. Ihnen war klar geworden, dass die Prüfung nicht leicht werden würde. Wenn die erste Prüfung schon schwierig war, dann würden die nächsten Prüfungen schwieriger werden. Aber vor allem mussten sie Bell nun alleine mit ihrer Angst überlassen.

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An der Abzweigung angekommen, verabschiedeten sie sich von Bell, die von Robin abstieg und die Taschenlampe einschaltete. „So ein Mist aber auch! Immer bin ich die Erste!“, fluchte sie, als sie gerade ein Mäuseskelett zertrat. Robin hatte im Gegensatz zu ihr keine Angst. Für ein Pferd war er ziemlich tapfer. Er versuchte Isabell Mut zu machen, doch es gelang ihm nicht so richtig. Sie gingen einen endlos langen Weg. Zumindest kam es Bell so vor. Sie ging sehr langsam. Isabell wollte nicht noch ein Skelett zertreten. Manchmal stupste Robin sie an, damit sie schneller ging. Das tat sie aber nicht.

Bell war schlecht. Sie wollte sich auf den Boden setzen, schreien und einfach aufgeben. Aber sie wusste, dass sie das nicht tun durfte, denn Chrisi und Kathi warteten bestimmt am anderen Ende des Tunnels auf sie. Isabell konnte ihre beiden Freundinnen nicht einfach alleine lassen. Dieser Gedanke gab ihr die Kraft weiterzumachen. Da war ein flatterndes Ding, das vor ihrer Nase wegflog. Sie biss sich auf die Unterlippe. Jetzt flatterte eine ganze Schar auf sie zu. Sie wusste wieso. Bell hatte etwas unter ihren Füßen kaputt gemacht, aber das interessierte sie nicht. Sie blieb stehen und versuchte die Ruhe zu bewahren. Sie merkte, dass Fledermäuse eigentlich nicht so schlimm waren wie sie dachte. Ihre Angst verflog.

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„Endlich bist du wieder da!“, rief Kathi und umarmte Bell. Gleich danach umarmte Chrisi sie. „Wir haben eine Hütte gefunden! Eigentlich war es die Idee von der Karte dorthin zu gehen!“, berichtete Chrisi. „Wie war es denn im Tunnel?“, fragte Kathi. „Eigentlich ganz okay. Bis auf, dass die ganze Schar Fledermäuse in mein Gesicht geflogen ist“, erzählte Bell, „und ich habe nicht geschrien! Aber eine Fledermaus hat sich verletzt und ich habe ihr geholfen. Ich habe ihren Flügel verbunden. Und eigentlich war das gar nicht widerlich!“ „Ding, Dong! Beeilt euch ein Unwetter zieht auf!“, rief die Karte. Die Karte hatte immer recht gehabt, also rannten sie schnell in die Hütte. Kaum waren sie drinnen, fing es schon an zu regnen.

Am nächsten Morgen weckte die Karte sie auf. Dann sprach sie: „Geht zu der Schlucht, zur magischen Brücke! Aber passt auf, euch steht ein Rätsel bevor!“ Schnell gingen die drei Mädchen hinaus und sattelten die Pferde. Dann zeigte die Karte ihnen die Route.

4

Sie ritten im Schritttempo weiter. Es war toll die Aufgaben nicht allein machen zu müssen. „Was hat Helene gemeint? Dass wir etwas Besonderes sind?“, fragte Chrisi in die Stille. „Keine Ahnung“, antwortete Kathi. „Vielleicht, dass wir gut Freunde sind?“, meinte Christina. „Ja. Nicht jeder ist so gut befreundet wie wir“, dachte Katharina nach. „Toll! Was ist denn das?“, fragte Bell wenig erfreut. „Oh, nein! Gestern hat es zu viel geregnet und jetzt ist hier Schlamm!“, rief Kathi enttäuscht. Christina stieg vom Pferd und beobachtete den Schlamm. „Haha! Ihr geht etwas zu weit mit eurer Fantasie! Das ist kein normaler Schlamm! Beim normalen Schlamm könnten wir durch gehen. Das ist der „Schlamm des Versinkens“! Das ist so etwas wie Moor nur viel schlimmer!“, erklärte Chrisi.

Plötzlich blendete sie etwas. „Hallo!“, rief eine bekannte Stimme. Die drei Mädchen erkannten sie. Es war Helene. „Der „Schlamm des Versinkens“ war nie hier! Ich bin zwar eure Leiterin, damit ihr auch Ausgebildete werdet, aber ich muss euch sagen, dass ich da jetzt rein muss. Eure neue Leiterin wird dann meine Schwester sein. Sie heißt Emily. Sie wird euch dann weiterleiten. Und bei der Brücke werdet ihr keine Brücke sehen!“, sagte sie. Noch bevor jemand etwas fragen konnte, war Helene im „Schlamm des Versinkens“ verschwunden. „Nein!“, schrien die Mädchen. Der „Schlamm des Versinkens“ war zuerst weiß, dann rot, gelb, grün, blau und hellgelb. Dann zersprang er in glitzernde Steine. „Wieso hat sie das getan?“, fragte Bell. Aber Katharina und Christina zuckten nur mit den Schultern. Die Mädchen waren traurig, aber sie mussten weiter.

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„Halt! Stopp! Ich fühle mich gezwungen eure Ketten zu sehen!“, rief ein Zwerg, „Sonst kommt ihr hier nicht durch!“ „Welche Ketten?“, fragte Chrisi blöd. Der Zwerg hob eine Augenbraue. „Die Nature-Spezial Ketten! Sonst könnt ihr die Brücke vergessen“, antwortete er. Die drei Mädchen zeigten ihm die Ketten und sie durften passieren.

An der Brücke,da war aber keine, angekommen, sahen sie eine Fee. „Passwort“, fragte sie. „Keine Ahnung“, rutschte es Kathi heraus. „Richtig!“, rief die Fee erfreut. „Endlich! Jemand, der das Passwort richtig sagt!“ „Dürfen wir auf die andere Seite der Schlucht?“, fragte Isabell höflich. „Nein“, sagte die Fee und wurde größer. „Wenn ihr in diese Schlucht reinfällt kommt ihr nie auf dem Boden auf. Also passt gut auf. Ihr müsst ein Rätsel lösen, damit die Brücke auftaucht. Es lautet: Wer hört alles und sagt nie was?“, fragte die Fee. Es war schwer. „Einen Tipp bitte!“, rief Chrisi. „Nö, sonst ist es zu leicht. Wenn ihr nicht drauf kommt, darf ich euch in die Schlucht werfen. Ist mit vielen passiert“, antwortete die Fee. „Wer hört alles und sagt nie was?“, wiederholte Bell. „So etwas kenne ich nicht“, beschwerte sich Chrisi. „Okay. Gut. Da ihr noch Kinder seid. Dieses etwas hat jeder Nature und er benutzt es jeden Tag“, gab die Fee einen Tipp. Sie überlegten weiter. „Dieses etwas kann hören, sagt aber nie was, außerdem hat es jeder Nature. Was kann das nur sein?“, fragte Kathi. „Ich gebe auf. Ich weiß es nicht“, sagte Chrisi. „Willst du in die Schlucht fallen?“, fragte Kathi. Christina schüttelte den Kopf. „Dann denk nach!“, bat Kathi. „Aber na klar! Das ist es! Ich habe die Antwort!“, rief Isabell begeistert. „Ja, schön für dich. Was ist es nun?“, fragte Chrisi neugierig. „Es hört zu und sagt nie was. Klar. Aber jeder Nature hat es. Auf sich! Es ist am Körper. Am Kopf!“, antwortete Isabell. „Was ist es?“, fragte die Fee. Bell, Chrisi und Kathi antworteten gleichzeitig: „Das Ohr!“ „Ja! Super!“, rief die Fee. Sie drehte sich zur Schlucht um und klatschte in die Hände. Mit einer schönen Melodie ging die Brücke auf. Sie war farblos. Das einzige Merkmal, woran man sie erkannte war, dass sie glitzerte. „Ihr dürft passieren“, sagte die Fee.

„Tatatatatataaaa! Geht zum höchsten Baum!“, rief die Karte. Sie gingen weiter, bis sie den höchsten Baum fanden. Ganz oben war ein Seil angebunden und ganz unten war eine Matte aus Blättern. Bell und Kathi probierten als Erste den Sprung vom Baum. Es war toll. Doch Chrisi zögerte. Sie war gegenüber solchen Spielen misstrauisch. „Und was ist, wenn es nicht haltet?“, fragte sie runter. „Komm schon! Dann fällst du halt in die weichen Blätter. Außerdem hat es uns auch gehalten“, rief Katharina. „Danke für die Ermutigung!“, sagte Christina ironisch. Dann sprang sie hinunter. Das Seil hatte sie nicht fallen lassen. Da das Spiel lustig war, spielten sie noch eine Weile.

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Dann gingen sie in das nahe liegende Baumgeschäft. Dort kauften sich die Mädchen Brötchen und Wasser.

„Hallöchen! Eure nächste Aufgabe sage ich euch! Ihr geht zum alten Mann. Dort wird eure Geduld aufs Spiel gesetzt!“, rief die Karte, rollte sich zusammen und flog in die Satteltasche von Kathis Pferd. Die drei Mädchen fragten unzählige Natures, ob sie den alten Mann, es gab nur einen in dieser Gegend, gesehen hätten. Ein Mädchen zeigte ihnen wo er war. „Na endlich“, sagte der Alte, als er Kathi, Isabell und Chrisi sah. „Die Karte … “, fing Isabell an. Der alte Mann unterbrach sie: „Ich weiß. Ich muss für euch warme Kleidung holen. Kommt doch rein und setzt euch bitte. Kann ich euch was anbieten?“ „Nein, danke. Wir haben gerade was gegessen“, antwortete Isabell. „Wir warten so lange hier“, sagte Kathi. „Gut. Ihr dürft nicht reden, spielen, kommunizieren und etwas angreifen und aufstehen. Das sind die Regeln!“, sagte der alte Mann. Er stand ganz langsam auf. Es war jetzt schon langweilig. Er ging langsamer als eine Schildkröte. Die Mädchen wussten nicht was sie tun sollten ohne die Regeln zu brechen. Der Mann hatte nicht einmal die halbe Strecke hinter sich.

Es hatte zweieinhalb Stunden gedauert bis der alte Mann mit der warmen Kleidung da war. Chrisi war in der Zwischenzeit so laut ausgeflippt, dass der Mann zurückgekommen war und geschimpft hatte.

Sie nahmen die Sachen und gingen raus. Die drei Mädchen packten die warme Kleidung in die Satteltaschen. „Reitet Richtung Norden. Eure nächste Aufgabe“, sagte der Alte und ging wieder in den Baum, diesmal schneller. „Ganze Sätze kann er nicht reden“, meinte Bell. „Komm schon! Wir sind nicht hier um Natures zu benoten, Bell“, sagte Christina. „Los! Richtung Norden!“, rief Katharina. Isabell und Chrisi folgten ihr.

5

Langsam wurde es dunkel und sie hatten noch keinen Unterschlupf gefunden. Die Karte war ihnen auch nicht hilfreich gewesen. „Der nächste Platz, wo ihr bleiben könnt, ist fünf Kilometer entfernt. Zu weit weg von eurer Prüfung“, hatte die Karte gesagt. Also blieb den Mädchen nichts anderes übrig, als draußen zu übernachten. Sie wünschten sich ein Blätterzelt*, damit sie drinnen schlafen konnten. Danach wünschten sie sich ein Lagerfeuer und kurze Holzpfosten, damit die Pferde irgendwo angebunden werden konnten.

Die Zeit verging sehr langsam. Die drei Mädchen schliefen schon und die Pferde auch. Doch nicht mehr lange. Die Pferde hörten Geräusche. Ein Knistern hier, ein Knurren dort. Was waren das für Tiere? Die drei Pferde gingen so weit zurück, dass sich die Zaumzeuge von den Pfosten lösten. Die Mädchen hatten sie locker angebunden für den Fall, dass sie schnell weg mussten. Und da! Wieder die Geräusche! Wie gut, dass diese drei Pferde nicht so schnell in Panik versetzt werden konnten. Sie blickten sich um. Da! Es waren …. weiße Wölfe!!! Die Pferde hatten jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder sie warnten die Mädchen, oder sie liefen weg. Da sie keine Angsthasen waren,sondern Pferde, nahmen sie die erste Möglichkeit.

Die Mädchen wachten, durch die Pferde auf und hörten die Geräusche der Wölfe. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Da kam Bell eine Idee: „Wie wäre es, wenn uns die Ketten die Wölfe wegzaubern?“ „Hört sich blöd an“, sagte Chrisi. „Komm schon! Einen Versuch ist es wert“, sagte Kathi. Schnell wünschten sie sich, dass die Wölfe verschwanden. Die Pferde gaben ihnen ein Signal, dass die Wölfe weg waren. Doch als die Mädchen hinaustraten sahen sie weiße Schwäne. „Ich glaube, da ist der Wunsch von jemandem schief gegangen“, sagte Bell. „Ja, ich habe mir Schwäne gewünscht“, rief Chrisi begeistert.

Zum Schlafen war keine Zeit mehr übrig, denn die Sonne ging auf. Die Karte berichtete: „Der nächste Platz ist sehr groß, wie ein Reitstall. Dort wartet die nächste Aufgabe, anschließend werden euren Pferden ein paar Fähigkeiten verliehen!“ Die Mädchen waren erstaunt, dass auch die Pferde etwas bekamen.

Beim großen „Reitstall“, der eigentlich eine große Hütte war, wo man Heu lagerte, wartete eine Frau auf sie. „Hallo! Wer von euch ist Christina?“, begrüßte sie die Mädchen. „Ich“, antwortete Chrisi. „Ok. Dann komm bitte rein. Der Rest bleibt draußen, inklusive Pferde“, sagte die Frau. Christina stieg runter vom Pferd und folgte der Frau. Kathi und Bell stiegen auch ab und banden die Pferde an einem Ast.

„So Chrisi“, sagte die Frau, als sie im Raum waren. „Ja?“, fragte Christina. „Wir werden heute fechten“, sagte die Frau und lächelte. Chrisi verstand nicht, ob das ein spöttisches Lächeln sein sollte oder nicht. Auf jeden Fall gab die Frau Chrisi einen Degen. Christina wusste, dass sie nun alles geben musste, um hier zu gewinnen. Sie musste mit ihren beiden Freundinnen die Prüfung bestehen und das würde ihr nur gelingen, wenn sie gewann. Zumindest dachte sie so.

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Als Chrisi rauskam, stürmten Kathi und Bell auf sie zu. „Hast du das gemerkt?“, fragte Kathi und zeigte auf die Kette. „Während du drinnen warst sind die Blüten der Blume mehr geworden!“, rief Bell begeistert. „Cool! Wie viele Blüten gibt es insgesamt?“, fragte Chrisi. „Ich glaube sechs“, antwortete Isabell. „Du merkst dir auch alles, oder?“, fragte Kathi. „Nein. Oder ja! Ich habe die Blüten bei Helenes Kette abgezählt“, sagte Bell und kicherte. „Eure Pferde“, unterbrach die Frau sie. Die drei Mädchen banden die Pferde los und gaben sie der Frau. „Danke“, sagte sie und ging in den „Reitstall“. „Was war überhaupt deine Aufgabe?“, fragte Isabell. Christina antwortete: „Also! Es ist egal, ob man verliert oder gewinnt. Man sollte Spaß haben!“ Da wusste Bell den Hintergrund: „Du hattest Angst, dass du beim Fechten verlierst, stimmt’s?“ Chrisi antwortete: „Ja. Aber ich habe weder gewonnen noch verloren. Ich habe nur dazu gelernt. Was ist die nächste Aufgabe?“ In diesem Moment rollte sich die Karte auf und sprach: „Geht weiter! Wartet nicht auf eure Pferde. Die werden nachkommen. Aber passt auf! Ihr braucht die warme Kleidung, denn ein Schneesturm wartet auf euch!“ „Na super!“, rief Chrisi. „Das kannst du laut sagen“, sagte Kathi. Schnell zogen sie die warme Kleidung, die ihnen der alte Mann gegeben hatte, an und folgten der Karte.

Die Mädchen traten auf den ersten Schnee und sie hörten laute Geräusche. Sie dachten, dass der Schneesturm in der Nähe war. Doch als sie sich umblickten, sahen sie nur ihre Pferde auf sich zu laufen. „Ja, hallo Sturmi!“, freute sich Kathi. „Ich dachte schon du kommst nicht mehr!“, sagte Chrisi zu Antonnette. „Bin ich froh dich wieder zu sehen!“, rief Bell Robin zu und umarmte ihn. „Ich bin auch froh alle vereint zu sehen! Aber wir müssen weiter! Ein Schneesturm wartet nicht gerne!“, rief die Karte belustigt. „Ja, ja. Ist ja gut!“, sagte Kathi. Sie nahmen die Zügel und gingen weiter durch den tiefen Schnee.