cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 25

 

Brennpunkt Andro-Beta

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Im Jahr 2402 steht die Entscheidung bevor: Die Terraner stoßen nach Andro-Beta vor, jener Kleingalaxis im Vorfeld der großen Galaxis Andromeda. Dort wollen Perry Rhodan und seine Begleiter jene Gefahr bannen, die der Milchstraße durch die Meister der Insel und ihre Angriffe droht.

 

Mit seinem Raumschiff, der CREST II, unternimmt Perry Rhodan erste Erkundungsflüge in den absolut fremden Raum. Sie stoßen auf einen Moby, ein riesiges Lebewesen, das in der Lage ist, im Leerraum zwischen den Sternen zu existieren. In seinem Innern leben die geheimnisvollen Twonoser – ein Volk mit vielen Facetten.

 

Während die Terraner noch die ersten Kontakte knüpfen, erkennen die Herrscher über Andromeda, daß Fremde ihren Herrschaftsbereich betreten haben. Sie reagieren sofort – und Perry Rhodan kommt in Kontakt zu einem alten Volk, das er bereits kennt und über dessen Ursprünge er in der Fremde mehr erfährt ...

Einleitung

 

 

Dieser 25. Band der PERRY RHODAN-Bibliothek hat ein weiteres großes Abenteuer, einen weiteren Schritt der Menschheit auf dem Weg in die Unendlichkeit zum Inhalt. Fernab von der heimatlichen Milchstraße werden Perry Rhodan und seine Getreuen mit Lebensformen konfrontiert, die noch keines anderen Menschen Auge sah. Doch sie begegnen auch dem immer weiter eskalierenden Terror der mysteriösen Beherrscher des Andromedanebels, von denen nach wie vor nicht viel weiter bekannt ist als die Bezeichnung »Meister der Insel«.

Die schlimmsten Greuel, die im Namen der Unbekannten an ganzen Intelligenzvölkern begangen wurden, sind auch in diesem Band »entschärft« worden. Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht gegen die »Originalität« der Romane geht – es ist nicht im Sinn der PERRY RHODAN-Serie, einen möglichen Weg ins Weltall zu schildern, der durch grenzenlose Gewalt gekennzeichnet ist, auch wenn diese von der »anderen Seite« ausgeht.

Die in diesem Buch enthaltenen Originalromane sind (ungeachtet der vorgenommenen Kürzungen) in der Reihenfolge ihres Erscheinens: Wachkommando Andro-Beta von H. G. Ewers; Die Kaste der Weißrüssel von William Voltz; Im Camp der Gesetzlosen von William Voltz; Die drei Sternenbrüder von Kurt Mahr; Der Geleitzug ins Ungewisse von K. H. Scheer; Welt unter heißer Strahlung von Clark Darlton und An der Schwelle zur Hölle von H. G. Ewers.

 

Ich bedanke mich herzlich bei Franz Dolenc für seine – wie immer – hervorragende Unterstützung, bei den Autoren der Originalromane, sowie bei den PERRY RHODAN-Lesern für ihre vielen Anregungen für die Gestaltung der PERRY RHODAN-Bibliothek, die uns in vielen Fällen die Auswahl der Texte erleichterte.

 

Rastatt, im Frühjahr 1986

Horst Hoffmann

Zeittafel

 

 

1971 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST den Mond und entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden.

1972 – Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Perry Rhodan löst das Galaktische Rätsel und erhält vom Geisteswesen ES die relative Unsterblichkeit für sich und seine Begleiter.

1984 – Der Robotregent von Arkon versucht, die Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden. Der Arkonide Atlan taucht auf. Die Druuf dringen aus ihrer Zeitebene in unser Universum vor.

2102 – Perry Rhodan entdeckt das Blaue System der Akonen.

2103 – Perry Rhodan erhält von ES den Zellaktivator.

2104 – Entdeckung des Planeten Mechanica und Ende des Robotregenten.

2114 – Entdeckung der Hundertsonnenwelt und Bündnis mit den Posbirobotern.

2326 – ES verstreut 25 Zellaktivatoren in der Galaxis, und es kommt zur Invasion der Hornschrecken, die die Schreckwürmer und das geheimnisvolle Molkex hinterlassen.

2327 – Entdeckung des Zweiten Imperiums und der Blues.

2328 – Sieg über die Blues und Friedensvertrag zwischen den beiden galaktischen Imperien.

2329 – Perry Rhodan heiratet die Plophoserin Mory Abro.

2400 – Entdeckung der Transmitterstraße nach Andromeda. In den Fallensystemen Twin und Horror hört Perry Rhodan erstmals von den geheimnisvollen Beherrschern der Nachbargalaxis. Die Maahks dringen über die Transmitterstraße in die Milchstraße vor.

2401 – Eroberung des Twin-Systems durch die Terraner. Fünf Agenten der Solaren Abwehr gelangen nach Andro-Alpha und werden von den Maahks dupliziert.

Atlan setzt zum ersten Mal die »Wellensprinter« ein, und Grek-1, Chef des maahkschen Abwehrdienstes, wird nach vollzogener Rache an den Akonen zum Verbündeten der Terraner Zerstörung des Twin-Systems.

2402 – Terranischer Vorstoß in den Andromeda vorgelagerten Andro-Beta-Nebel.

Prolog

 

 

Seit der Entdeckung des aus sechs Blauen Riesen bestehenden Sonnentransmitters im Zentrum der Milchstraße im Jahre 2400 ist vieles geschehen. Von ungeheuren Gewalten ins Nichts zwischen den Galaxien geschleudert, mußten Perry Rhodan und seine Begleiter mit der CREST II in den Fallensystemen Twin und Horror einen auf den ersten Blick chancenlosen Kampf gegen die Tücken ausfechten, die vor Jahrtausenden von Unbekannten geschaffen wurden. Mit Hilfe einer fast unvorstellbaren Technologie soll jedem Unbefugten die Benutzung der Transmitterstraße nach Andromeda unmöglich gemacht werden.

Jene Unbekannten werden von ihren Hilfsvölkern »Meister der Insel« genannt und sind allem Anschein nach die Beherrscher der Galaxis Andromeda. Genaues aber weiß offenbar niemand über sie auszusagen – selbst Grek-1 nicht, der Geheimdienstchef der Maahks, methanatmender Intelligenzen, die vor rund 10.000 Jahren nach furchtbaren Kämpfen von den Arkoniden aus der Milchstraße vertrieben wurden und nun den Meistern der Insel zu dienen haben.

Daß sie dies nicht freiwillig tun, beweist Greks Bericht, nachdem der Maahk sich auf die Seite der Terraner geschlagen und grausame Rache an den Akonen genommen hat, den Vorvätern der verhaßten Arkoniden. Das Twin-System wurde dabei als Transmitterstation eliminiert.

Grek-1 kann den Terranern jedoch wichtige Informationen liefern, und so wagt Perry Rhodan Ende des Jahres 2401 einen Vorstoß in das »System der Verlorenen«, eine weitere Transmitterstation im Leerraum, die nach den Angaben des Maahks von den Meistern der Insel längst nicht mehr bewacht wird. Die Lage in der Milchstraße ist momentan relativ ruhig, der Schaltplanet Kahalo befindet sich nach den zurückgeschlagenen Angriffen der Maahks fest in terranischer Hand.

Im Juli des Jahres 2402 haben die Menschen im »System der Verlorenen« festen Fuß gefaßt. Sie benutzen den »Schrotschußtransmitter« als Ausgangspunkt für ihr bisher verwegenstes Unternehmen. Um weitere Klarheit über die Absichten der Meister zu erhalten und drohende Gefahr von der Milchstraße rechtzeitig abwehren zu können, dringt Perry Rhodan mit dem »Geheimsatelliten Troja« in den Andromeda vorgelagerten Zwergnebel Andro-Beta vor und macht sich an die Errichtung eines geheimen Stützpunkts. Wie gerechtfertigt die Vorsichtsmaßnahmen sind, soll sich schon bald erweisen, denn zwischen den Sternen der Zwerggalaxis lauern nicht nur die phantastischsten Lebewesen, denen Menschen bisher begegnet sind ...

1.

 

Troja

Juli 2402

 

 

Finch Eyseman hörte die Stimme des Oberstleutnants – und hörte sie doch wieder nicht. Verwundert schaute er das Bild an, das der große Frontschirm in der Kommandozentrale der CREST II bot.

Nichts deutete darauf hin, daß man sich nur innerhalb einer Zwerggalaxis befand, in einem Satellitennebel von Andromeda. Der Durchmesser von Andro-Beta, wie der Zwergnebel offiziell genannt wurde, betrug nur etwa 4000 Lichtjahre. Dennoch war das Sternengewühl hier scheinbar ebenso undurchdringlich wie innerhalb der heimatlichen Milchstraße.

Finch Eysemans Herz klopfte lauter, als er an die Entfernung dachte, die ihn – und alle anderen Wesen in und auf Troja – vom Rand der Heimatgalaxis trennte.

Zwei Millionen und einhundertfünfzigtausend Lichtjahre ...

Eine unvorstellbare Entfernung!

Eine vor Zorn bebende Stimme riß Finch Eyseman jäh aus seinen Träumereien. Er zuckte zusammen und wandte sich so schnell um, daß er beinahe gestürzt wäre.

Oberstleutnant Brent Huises fuchsrote Haare sträubten sich wie der Kamm eines angriffslustigen Hahnes. Das grobgeschnittene Gesicht nahm allmählich die Farbe der Haare an.

»Leutnant Eyseman!« brüllte der Erste Offizier der CREST II. »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie sich nicht in Ihrem Bett, sondern in der Zentrale des Flaggschiffes befinden ...!«

Finchs braune Augen wirkten traurig. Automatenhaft zuckte sein Körper zusammen.

»Jawohl, Sir!« flüsterte Finch. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, daß die beiden anderen Leutnants, Orson und Nosinsky, schadenfroh grinsten.

»Aha!« grollte Brent Huise. »Sie haben also nichts dagegen einzuwenden!« Sein Tonfall wurde sarkastisch, als er fortfuhr: »Aber ich habe einiges dagegen einzuwenden, daß ein Astronautenanwärter schläft und damit die einmalige Gelegenheit verpaßt, an der Positionsbestimmung eines fremden Zwergnebels teilnehmen zu dürfen.«

»Es tut mir leid, Sir.«

Oberstleutnant Brent Huise öffnete den Mund erneut. Doch dann fiel sein Blick zufällig zur Seite. Er holte tief Luft.

Leutnant Orsy Orson wurde blaß wie seine weißblonden Haare. Mit zitternden Fingern versuchte er, einen Riegel Schokolade in seiner Brusttasche zu verstauen. Als ihm das nicht gelang, stopfte er ihn rasch in den Mund. Sein Adamsapfel trat weit heraus, so weit wie Orsons wasserblaue Augen. Deutlich war zu sehen, wie der Schokoladenriegel ruckweise die Speiseröhre passierte. Leutnant Orson rang nach Atem.

Erst nach einigen Sekunden stieß Brent Huise die eingeholte Luft wieder aus. Wie hypnotisiert sah er zu, wie Leutnant Orson die mit Schokolade beschmierten Hände an der Uniformkombination abwischte.

Plötzlich brach er in brüllendes Gelächter aus.

Finch Eyseman nutzte die Gelegenheit und las die bisher ermittelten Positionsdaten von den Geräten ab.

Brent Huises Gelächter erstarb ebenso schnell, wie es begonnen hatte. Er stemmte die Fäuste in die Seiten. Seine Stimme sank zu einem gefährlich klingenden Flüsterton herab.

»So also sehen die Nachwuchsoffiziere einer Elitetruppe aus! Der eine träumt während einer lebenswichtigen Positionsberechnung vor sich hin, und der andere stopft sich unterdessen mit Schokolade voll! Ich werde Major Bernard anweisen, alle nicht lebenswichtigen Zuteilungen an Sie zu streichen!«

»Um Himmels willen!« Leutnant Orson wurde noch blasser. »Er würde eine Generalprüfung aller Zuteilungen vornehmen ...«

Brent Huise kratzte sich verlegen am Kopf.

»O ver...!« Erschrocken tastete er seine Magengegend ab. »Bernard würde feststellen, daß der Verpflegungsetat ...«

Der Oberstleutnant verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln.

»Beinahe wäre Ihr Ablenkungsmanöver geglückt, Orson. Aber mich legen Sie nicht herein, auch wenn Sie sich für noch so schlau halten.« Um seine Augenwinkel zuckte es verdächtig. »Ich werde mir für Sie eine passende Strafart ausdenken, Leutnant Orson und Leutnant Eyseman. Aber jetzt werden Sie zu beweisen haben, daß Sie eine Positionsbestimmung auch selbständig vornehmen können. Wehe Ihnen, wenn das Ergebnis nicht stimmt, meine Herren!«

Leutnant Eyseman räusperte sich.

»Wenn ich einen Vorschlag machen darf, Sir ...?«

»Na, los schon!« knurrte Brent Huise.

»Wenn wir den Kurs von Troja um nullkommafünf Grad Backbord zur Polachse der CREST verschieben und das Trümmerstück auf fünf Prozent der einfachen Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, fallen wir genau auf eine zwei Lichtjahre entfernte Doppelsonne zu. Damit hätten wir eine festen Bezugspunkt für weitere kosmonavigatorische Berechnungen – sowohl, was die Fixierung des Zentrumskerns von Andro-Beta betrifft als auch den jeweiligen Stand der CREST auf der fiktiven Kurslinie.«

Der Erste Offizier schaute Finch Eyseman verwundert an und trat rasch zur Kalkulationspositronik. Routiniert programmierte er seine Fragen ein. Als die Antwortfolie aus dem Schlitz des Ausgabesektors schnellte, wirbelte Brent Huise auf dem Absatz herum und fixierte Finch Eyseman, als sähe er ihn zum erstenmal.

»Woher wußten Sie das, ohne den Kalkulator zu benutzen, Leutnant?«

Finch errötete. Er blickte auf seine Schuhe, als suchte er dort nach der Antwort.

»Selbst ein blindes Huhn findet ab und zu ein Korn«, bemerkte Leutnant Nosinsky ironisch.

Brent Huise blickte ihn strafend an.

»Sie waren nicht gefragt, Leutnant Nosinsky. Haben Sie etwa – sozusagen als sehendes Huhn – die gleiche Erkenntnis gewonnen wie Leutnant Eyseman?«

»Nein, Sir!« erwiderte Nosinsky verlegen.

»Dann mischen Sie sich gefälligst nicht ein, wenn sich Erwachsene unterhalten!« sagte Brent Huise scharf. Er wandte sich wieder Finch Eyseman zu.

»Vielen Dank, Leutnant. Ich schätze, aus Ihnen wird doch noch ein brauchbarer Kosmonautenanwärter. Sie können wenigstens denken. Ich gestehe, daß ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, die Daten ohne Maschine auszurechnen.« Er räusperte sich. »Typischer ›Rechenschieberkomplex‹ ...!«

 

»Es bleibt dabei, meine Herren«, sagte Perry Rhodan und musterte aufmerksam Atlan und den epsalischen Kommandanten der CREST, Oberst Cart Rudo. »Seit dem überstandenen Abenteuer im Inneren des Mobys ist etwas mehr als eine Woche vergangen, ohne daß sich irgend etwas ereignet hätte, das unsere Sicherheit gefährden würde. Wir haben inzwischen genügend Abstand zum Sonnentransmitter gewonnen, so daß wir nun an die Realisierung unserer weiteren Pläne gehen können.

Die ANDROTEST III unter dem Kommando von Oberst Kotranow fliegt mit dem Linearantrieb zum Schrotschußtransmitter zurück und überbringt Bull den Bericht über die derzeitige Lage in Andro-Beta und neue Befehle. Wir werden die ANDROTEST mit der CREST zum Rand des Zwergnebels begleiten, damit wir sicher sind, daß sie unbehelligt abgeflogen ist. Vor Hyperfunksprüchen müssen wir uns bekanntlich hüten.«

»Wie ich dich kenne«, sagte Atlan bedächtig und mit einer Spur Ironie, »wirst du dich auf dem Rückflug etwas genauer umsehen wollen, Barbar!«

Rhodan lächelte amüsiert.

»Und wie genau du mich kennst, Arkonide.« Er blickte auf seine Uhr. »Jetzt fehlt uns nur noch die Positionsberechnung von ... Ah, da kommt sie ja schon!«

Oberstleutnant Brent Huise blieb dicht vor dem Kartentisch stehen.

Perry Rhodan nickte ihm auffordernd zu.

»Annähernd in Flugrichtung befindet sich eine Doppelsonne, die wir Destination getauft haben, Sir.« Brent Huise räusperte sich und wartete, ob jemand einen Einwand gegen die Benennung vorbrachte. Als niemand etwas sagte, fuhr er fort: »Destination ist zwei Lichtjahre von unserer derzeitigen Position entfernt. Durch eine geringfügige Änderung unseres Kurses und eine Beschleunigung auf genau fünf Prozent der Lichtgeschwindigkeit würden wir außerordentlich günstige Voraussetzungen für künftige Positionsbestimmungen unseres wandernden Planetoiden erhalten.«

»Ausgezeichnet!« Perry Rhodan blickte auf den Panoramabildschirm.

Die CREST II hatte vor einigen Stunden ihren Hangar im Innern von Troja verlassen und stand nun mitten auf einer Fläche des annähernd würfelförmigen Planetoiden. Zwar war die Fläche alles andere als eben, wie es von einem Würfel erwartet wurde, aber das spielte für die Landebeinhydraulik des Superschlachtschiffes keine Rolle.

Nachdenklich betrachtete Rhodan die bizarre Brückenkonstruktion am Ende der Fläche. »Brücke ins Jenseits«, hatten die Männer der CREST jenes in sich verdrehte, aus den Verankerungen gerissene Gebilde getauft. Dreihundert Meter weit ragte sie in den kosmischen Abgrund hinaus, nur gehalten von den Verankerungen der vierhundert Meter, die sich noch auf dem Trümmerstück eines ehemaligen Planeten befanden. Die Brücke gehörte zu dem halbierten Teil einer Stadt, die ehemals auf einem Riesenplaneten der Maahks im System des Schrotschußtransmitters gestanden hatte. Eine von den ›Meistern der Insel‹ aus unbekannten Gründen befohlene Strafaktion hatte vor tausend Jahren einst den Planeten zerstört – und dieses Trümmerstück war zum ausgehöhlten Stützpunkt der terranischen Vorausabteilung geworden. Heute diente die Brücke nur noch dazu, einen Peilort für die jeweilige Flugrichtung abzugeben.

Die Zeit geht über alles hinweg, dachte Rhodan, über Völker, Sonnensysteme, Planeten und Bauwerke intelligenter Lebewesen.

Er unterdrückte seine melancholische Anwandlung.

»Ich danke Ihnen, Oberst Rudo, veranlassen Sie bitte alle für das Manöver nötigen Maßnahmen.«

Als die Offiziere gegangen waren, erkundigte er sich bei Oberst Pawel Kotranow über die Lage auf der ANDROTEST III.

»Alles in bester Ordnung«, sagte er befriedigt zu Atlan. »Ich denke, wir können in etwa zehn Stunden aufbrechen. Von den Mutanten nehmen wir nur die Woolver-Zwillinge und John Marshall mit. Die anderen bleiben mit Grek-1 auf Troja zurück, um bei einer Gefahr eingreifen zu können. Außerdem wird die CREST mit zweistufigen Zusatztriebwerken ausgerüstet. Im Falle, daß wir durch unvorhersehbare Ereignisse entdeckt werden, verschaffen uns diese Triebwerke nebenbei eine geeignete Tarnung. Die Meister der Insel sind ohne Zweifel über das Aussehen terranischer Schiffe informiert. Durch die Zusatztriebwerke verändern wir dieses Aussehen und bieten dadurch dem Gegner so leicht keine Ansatzpunkte zur Identifikation.«

Atlan lächelte skeptisch.

»Alles in Ordnung ...?« Er lachte rauh. »Ich wünschte, wir wären schon wieder zu Hause und du würdest das gleiche behaupten, Perry ...«

 

Als die CREST II den Linearraum wieder verließ, hatte sie zweitausend Lichtjahre zurückgelegt.

Perry Rhodan erkannte auf dem Bildschirm der Backbordseite die plumpe Walze der ANDROTEST III. Doch er widmete seine Aufmerksamkeit nur für kurze Zeit dem Vierstufenschiff. Es gab noch etwas anderes zu sehen, etwas, das selbst Perry Rhodan den Atem verschlug.

Hinter der ANDROTEST III füllte ein gigantisches Sternenmeer die Bildschirme aus – der Andromedanebel.

Perry Rhodan hielt unwillkürlich den Atem an. Sein Verstand sagte ihm, daß Andromeda die gewaltige Strecke von fünfzigtausend Lichtjahren entfernt war. Doch das Gefühl sagte etwas anderes. Es schien, als wollten die flimmernden Sternenarme des Spiralnebels das im Vergleich dazu winzige Raumschiff umschlingen und aufsaugen, als wollten die gleißenden Ströme von Hunderten Milliarden Sonnen die CREST II verschlingen, so wie ein Kieselstein vom Meer verschlungen wird, wenn man ihn hineinwirft.

Wieder einmal, wie schon Tausende Male zuvor, begriff Rhodan, wie fragwürdig die Existenz intelligenten Lebens angesichts der gewaltigen Werke der Schöpfung wirken konnte – wenn man keinen Rückhalt im Abgrund des Ewigen selbst fand. Er selber, obschon nicht von Existenzangst ergriffen, fühlte deutlich die Beklemmung angesichts des Größeren, Gewaltigeren, Beständigeren. Deutlicher als in solchen Augenblicken konnte dem Menschen nicht gesagt werden, wie phrasenhaft alle Worte von der Beherrschung des Alls waren. In Wahrheit beherrschte der Mensch auch jetzt – im Jahre 2402 – den Weltraum nicht mehr als eine bestimmte Fischart ein Meer.

»Werden wir jemals über Raum und Zeit herrschen ...?« sagte er kaum hörbar vor sich hin.

Atlan trat leise neben ihn. Sanft legte er ihm die Hand auf die Schulter.

»Darauf gibt es noch keine Antwort«, flüsterte er erregt. »Ich persönlich glaube nicht daran. So, wie wir jetzt sind, können wir zwar die Kräfte des Alls in geringem Maße nutzen – aber um diese Kräfte zu beherrschen, dazu bedarf es eines neuen Sprungs der Evolution.«

Perry Rhodan nickte, ohne sich umzuwenden.

»Eine Wandlung der Gestalt und des Geistes, Atlan. Es wird eine vollendete Mutation sein müssen, wie wir sie uns überhaupt vorzustellen vermögen.«

»Ich weiß, Freund.« Atlan verschränkte die Arme vor der Brust und blickte unverwandt auf die blendende Sternenpracht Andromedas. »Ich kenne eine alte terranische Definition der menschlichen Existenz: Der Allmächtige selbst spielt auf einer Flöte; und die Töne, die über dem Nichts hängen, sind wir, sind seine Werke ...« Er lächelte. »Aber wie soll eine über dem Nichts schwebende Melodie jemals das All beherrschen?«

Perry Rhodan lächelte ebenfalls, aber nicht so zaghaft wie Atlan, sondern voller Zuversicht.

»Wenn wir ein Bestandteil dieser Melodie sind, dann haben wir die umwälzendste Veränderung bereits hinter uns. Wir sind nicht mehr nur eine Melodie im gewöhnlichen Sinne, denn wir können unsere eigene Existenz erfassen und uns Gedanken über unsere Stellung im Kosmos machen. Und eines Tages werden wir lernen, ohne das Instrument auszukommen. Wir werden Melodie und Instrument zugleich sein.«

Atlan kam zu keiner Antwort mehr. Der Lautsprecher des auf dem Kartentisch stehenden Interkomgerätes brach brutal in die philosophischen Gedankengänge ein.

»Hier Oberst Rudo. Die Kursangleichung zur ANDROTEST ist abgeschlossen. Ihre Befehle, Sir?«

Perry Rhodan wandte sich um. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich seine und Atlans Blicke. Beide Männer lächelten kaum merklich. Danach nahmen sie wieder in ihren Sesseln Platz.

»Stellen Sie bitte eine gerichtete Zweikanalverbindung über Telekom zur ANDROTEST her, Oberst!« befahl Rhodan.

Nach wenigen Sekunden tauchte das Symbol der Funkvermittlung auf dem Interkomschirm auf. Die Funkzentrale der CREST II hatte die Telekomverbindung auf Rhodans Interkomgerät geschaltet.

Als das Symbol erlosch, erschien das kantige Gesicht Kotranows. Perry Rhodan nickte dem Kommandanten des Vierstufenschiffes zu.

»Sie kennen Ihre Befehle, Oberst ...!«

»Ja. Die Position des Schrotschußtransmitters ist in unserer Positronik verankert. Wir können bequem mit zwei Stufen dorthin gelangen, Sir.«

»Ist bei Ihnen an Bord alles klar?«

Kotranow gab sich beleidigt.

»Selbstverständlich. Die Mannschaft beherrscht das Schiff virtuos. Schließlich sind es fast alles alte ANDROTEST-Hasen.«

Rhodan lachte.

»So war meine Frage nicht gemeint. Ich möchte jedoch sicher sein, daß Sie nicht mit technischen Mängeln losfliegen, Kotranow. Sie wissen, daß Sie vierhunderttausend Lichtjahre durch einen praktisch leeren Raum fliegen. Niemand kann Ihnen helfen, wenn während des Fluges ein Defekt auftritt.«

»Kolumbus war schlechter dran, Sir!« entgegnete Kotranow grimmig lächelnd.

»Sie wissen, was Sie zu tun haben«, sagte Rhodan. »Wir erwarten die Nachschubflotte gegen Mitte August an der vereinbarten Stelle. Inzwischen werden wir nach einem geeigneten Planeten suchen, der sich als Depot ausbauen läßt.«

Oberst Pawel Kotranow nickte kommentarlos.

»Dann bleibt mir nur noch übrig, Ihnen eine gute Fahrt zu wünschen. Hals- und Beinbruch, Oberst!«

»Danke gleichfalls, Sir!«

Perry Rhodan unterbrach die Verbindung. Er sah zu, wie die bisher in fünfhundert Kilometern Entfernung scheinbar neben CREST II schwebende ANDROTEST III ruckartig beschleunigte und aus der optischen Ortung verschwand. Nur der Feuerschweif ihrer Impulstriebwerke stand noch eine Weile vor dem Hintergrund Andromedas, dann verblaßte er.

»Da geht sie hin!« bemerkte Atlan spöttisch. »Was seid ihr Menschen doch für seltsame Geschöpfe, Perry!«

Rhodan lächelte flüchtig.

»Hallo, Tolot!« rief er dem durch das Schott stampfenden Haluter zu.

Icho Tolot kam näher. Seine Säulenbeine stampften den Boden, als ginge ein Elefant darüber hinweg. Tolot glich jedoch eher einem hochaufgerichteten terranischen Grislybären.

»Terraner ...?« Des Haluters drei Augen glühten feurig.

»Wie war das doch gleich ...« sagte Rhodan. »Sie meinten, wir sollten bei der Suche nach einem Nachschubplaneten keine Zeit mehr verlieren?«

Icho Tolot schwenkte seine langen Brustarme.

»Das ist richtig. Ich schlage vor, wir sehen uns während des Rückfluges deshalb ein wenig innerhalb von Andro-Beta um.«

Rhodan nickte.

»Einverstanden. Je mehr wir über den Zwergnebel in Erfahrung bringen können, desto besser für uns.«

»Einen Augenblick, Perry!« mischte sich Atlan ein. »Willst du wirklich mit der CREST allein aufklären?«

»Warum nicht?« fragte Rhodan verwundert zurück.

»Unser ›Abenteuer‹ auf Horror hast du wohl schon wieder vergessen, was? Ich bin dafür, daß wir unverzüglich nach Troja zurückfliegen und von dort aus zur Suchaktion starten – mit einem zweiten Schiff als Rückendeckung.«

Perry Rhodan sah den Freund prüfend an. Dann schüttelte er den Kopf.

»Wir sollten die Vorsicht wirklich nicht übertreiben, Atlan. Was soll uns schon geschehen, wenn wir uns ein wenig umsehen!«

»Das ist es ja eben!« gab Atlan bissig zurück. »Wir wissen vorher nie, was alles geschehen kann. Erst hinterher sind wir klüger. Aber wer sich mit euch Terranern einläßt, der muß sich auf allerhand gefaßt machen; das wird mir immer klarer.«

Der Haluter lachte dröhnend. Ihn schien die Auseinandersetzung köstlich zu amüsieren.

Atlan hob die Schultern und ging zum Hauptschott der Zentrale.

»Immer lachen Sie nur, Tolot! Eines Tages werden auch Sie merken, daß Sie die Verrücktheit dieser kleinen Barbaren noch weit unterschätzt haben!«

Krachend schlug das Schott hinter ihm zu.

Kurz darauf erbebte die CREST II unter dem Dröhnen hochgeschalteter Maschinen. Ihr 1500 Meter durchmessender Schiffskörper glich mit den 800 Meter dicken Zusatztriebwerken einer abgebrochenen Hantel. Sie nahm Fahrt auf und verschwand zwischen den Ausläufern von Andro-Beta ...

 

Finch Eyseman lauschte den vielfältigen Geräuschen der Ortungsgeräte.

Vor dem Hintergrund des großen Energietasters nahm sich die zierliche Gestalt Enrico Notamis wie ein krausköpfiger, quirlig lebhafter Zwerg aus. Enrico Notami war Major und Chef der Ortungszentrale des solaren Flaggschiffes. Überall im Schiff war bekannt, daß Notami davon träumte, einmal ein eigenes Raumschiff unter sein Kommando zu bekommen. Er pflegte privat fast nur über dieses Thema zu reden. Aber jeder wußte, daß sein Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde, denn er war kein Astronaut, sondern Hochfrequenztechniker. Im übrigen war das gut so – es gab keinen besseren Mann für die Ortungszentrale der CREST II.

Finch Eyseman war zu Notamis Unterstützung abgestellt.

Millimeterweise drehte er die Einstellknöpfe des Energietasters. In einigen hundert Metern Entfernung begannen sich wuchtige Antennenblöcke zu bewegen. Der weißschimmernde Richtkegel auf dem 3-D-Erfassungsschirm zeigte mit der Spitze auf den Ortungsreflex eines kleinen Planeten.

Finch pfiff zufrieden vor sich hin.

Perry Rhodan hatte befohlen, in dem angeflogenen System einen kalten und unbewohnten Planeten geringer Masse zu suchen.

Alles das schien auf Greenish-7 zuzutreffen, den siebten Planeten der grünen Sonne, die man Greenish genannt hatte. Zumindest lebte auf Greenish-7 kein zivilisiertes Volk, sonst hätte der Energietaster deren Energiequellen registriert.

Perry Rhodan hatte zwar nicht gesagt, weshalb er einen kalten Planeten geringer Masse suchte. Finch glaubte es jedoch zu wissen. Das hochverdichtete Katalyseplasma, mit dem die Impulstriebwerke terranischer Raumschiffe »gefüttert« wurden, konnte bei Temperaturen um hundertachtzig Grad unter dem Nullpunkt mit geringstem technischen Aufwand gelagert werden. Man brauchte es von der relativ kleinen Erzeugungsanlage nur in gewöhnliche Terkonit-II-Tanks zu leiten, ohne die üblichen Mantelfelder einzuschalten. Das erschwerte Unbefugten die Ortung des Lagers ungemein.

Aus dem gleichen Grund mußte der Planet eine geringe Masse besitzen, damit Nachschubschiffe ohne großen Energieaufwand landen und starten konnten.

Finch war gespannt auf die Ergebnisse der anderen Spezialorter.

Notami faßte schließlich zusammen.

»Die Forderung Rhodans kann als erfüllt gelten. Weder auf Greenish-7 noch auf den anderen sechs Planeten des Systems gibt es eine Zivilisation intelligenter Wesen. Greenish-7 erfüllt zudem alle Ansprüche, die man an ein Ausweichdepot für Katalyseplasma stellen kann – jedenfalls nehme ich an, daß Rhodan diese Absicht hat. Ich werde es ihm jetzt melden.«

Notami schaltete den Interkom ein. Er sprach eine Weile zu Perry Rhodan. Rhodan antwortete.

Finch versuchte, etwas zu verstehen. Aber der Großadministrator sprach sehr leise, und außerdem war Notamis Platz von seinem gut zehn Meter entfernt.

»Jawohl, Sir!« sagte Notami, nachdem Perry Rhodan gesprochen hatte. »Ich schicke ihn sofort los.«

Er schwang sich mitsamt seinem Sessel herum und fixierte den Leutnant scharf.

»Sie sollen sich in der Kommandozentrale melden, Eyseman. Was haben Sie ausgefressen?«

»Ich ...?« wiederholte Finch erschrocken. »Nichts. Nicht, daß ich wüßte.«

Notami gestikulierte heftig.

»Es ist immer dasselbe mit euch Anwärtern. Ich warte nur darauf, daß einer das Schiff zerstört, nur weil er den falschen Knopf drückt.«

Finch grinste. Notami übertrieb wieder einmal. Kein Mensch konnte das Schiff versehentlich zerstören. Dazu waren die Sicherheitsblockierungen viel zu vollkommen.

»Lachen Sie nur!« rief Notami drohend. »Rhodan wird Ihnen die Flausen schon austreiben. Und nun machen Sie, daß Sie in die Zentrale kommen!«

Finch kletterte von seinem Sessel. Unter dem Gelächter der anderen Ortungstechniker stolperte er hinaus.

 

Vor der Tür zur Kommandozentrale rückte Finch die Schirmmütze gerade. Die Roboterkontrolle erwartete ihn anscheinend schon, denn die Tür glitt vor ihm auf, bevor er sich gemeldet hatte.

Innerlich fiebernd, aber nach außen hin völlig ruhig, schritt Leutnant Eyseman auf den Kartentisch zu. Unverwandt blickte er Perry Rhodan an. Der Großadministrator stand neben einem Sessel und sah ihm aus eisgrauen, kühlen Augen entgegen.

»Was halten Sie von Greenish-7, Leutnant?« begann er.

»Die Bedingungen sind ideal für die Lagerung von HK-Plasma, Sir«, erwiderte Finch.

Perry Rhodan schaute ihn fragend an.

»Niemand hat Ihnen etwas über meine Absichten gesagt, oder ...?«

»Ich habe aus Ihrer Anfrage meine Schlußfolgerung gezogen, Sir. Natürlich kann ich mich getäuscht haben ...«

»Sie haben sich nicht getäuscht, Leutnant. Ehrlich gesagt, ich hatte mit Ihrer Schlußfolgerung gerechnet. Oberstleutnant Huise schilderte Sie mir als einen Mann mit dem Vermögen selbständigen Denkens. Das war auch der Grund, weshalb ich Sie herbestellte.

Um es kurz zu machen: Ich habe nicht die Absicht, mit der CREST II auf Greenish-7 zu landen. Dieser Planet ist zweitrangig und wird vorläufig nicht gebraucht. Wir haben ihn nur angeflogen, weil das Greenish-System auf unserem Kurs lag. Später einmal richten wir hier ein Ausweichlager ein. Da wir jedoch einmal hier sind, wollen wir etwas mehr von dieser Eiswelt wissen, als daß sie keine Zivilisation trägt – und wir wollen uns das Wissen ohne großen Aufwand verschaffen.«

Er blickte Eyseman prüfend an.

»Sie nehmen einen Zweimannzerstörer und landen auf Greenish-7. Ihr Passagier wird Wai-Ming sein, unser bester Biologe. Er soll lediglich feststellen, ob es auf Greenish-7 Mikrolebewesen gibt, die uns gefährlich werden können. Sie habe die Aufgabe, Wai-Ming sicher zur Oberfläche zu bringen, dort für seine Sicherheit zu sorgen und ihn anschließend wieder sicher hier abzuliefern.«

Rhodan wandte sich um und winkte einem kleinen, dicklichen Mann, der bislang unbeteiligt in der Nähe gestanden hatte.

»Dr. Wai-Ming!« stellte er vor. Dann lächelte er. »Leutnant Eyseman, der Aufenthalt auf Greenish-7 ist auf sechs Stunden bemessen. Falls Dr. Wai-Ming das vergessen sollte, erinnern Sie ihn höflich daran!«

Dr. Wai-Ming lächelte über das ganze gelbe Gesicht. Seine schwarzen Augen verschwanden dabei fast völlig hinter den Fettpolstern der Wangen. Er streckte die Hand aus.

»Ich freue mich, mit Ihnen fliegen zu können, Leutnant Eyseman. Ich werde versuchen, mich an die bewilligte Zeit zu halten.«

Perry Rhodan drohte scherzhaft mit dem Finger.

»Nicht versuchen sollen Sie es, sondern sich daran halten.«

Wai-Ming seufzte.

»Jawohl, Sir!«

»Sie können gehen«, sagte Rhodan. »Leutnant Eyseman, in Hangar ST-9 steht die Z-33 bereit. Bleiben Sie in Funkverbindung mit Major Sedenko!«

2.

 

 

Eyseman wurde tief in die Polster des Kontursitzes gepreßt, als der Zerstörer in den Raum schoß, von der gravitatorischen Schleudervorrichtung aus dem Schiff katapultiert.

»Start gelungen, alles in Ordnung!« meinte Finch, während seine Finger über die Kontrollen glitten. »Ich beschleunige jetzt mit eigener Kraft.«

Vom kleinen Telekombildschirm blickte das Gesicht Jury Sedenkos auf ihn herab. Sedenko war der Zweite Offizier der CREST II, ein ruhiger, beherrschter Mann.

»Danke, Eyseman. Weitermachen!«

»Hören Sie!« rief Wai-Ming nach einiger Zeit. »Mußte das sein?«

»Was ...?« fragte Finch verwundert.

»Daß wir nur mit einem Zweimannzerstörer auf diesem Planeten landen«, erwiderte Wai-Ming ungehalten. »Viel Ausrüstung habe ich nicht mitnehmen können. Wenn die CREST gelandet wäre, hätte ich ein fahrbares Labor auf die Oberfläche bringen lassen.«

»Ach so«, erwiderte Finch. »Wir müssen eben vorsichtig sein. Ein Landemanöver verbraucht eine Menge Energie, und zwar Energie aus den Impulstriebwerken. Gerade diese Energieart aber läßt sich relativ leicht anmessen. Das will Perry Rhodan vermeiden.«

»Ich denke, Greenish-7 ist unbewohnt?« fragte Wai-Ming.

Finch lächelte.

»Zumindest gibt es dort keine Zivilisation intelligenter Wesen. Aber unsere Vorsichtsmaßnahmen gelten auch keinen eventuellen Planetenbewohnern, sondern Kontrollschiffen, die es im Andro-Beta-Nebel gibt. Wir sind schließlich in der Lage von Einbrechern, die sich in einem bewohnten Haus einrichten wollen, ohne den Hausherrn aufmerksam werden zu lassen.«

Wai-Ming sagte etwas vor sich hin, das Finch nicht verstand. Er konnte sich auch nicht mehr darum kümmern, denn er mußte das Landemanöver einleiten. Zwanzig Minuten später setzte der Zerstörer mit dem Heck nach unten zwischen marmorweißen Eisblöcken auf.

Finch schaltete das Triebwerk ab.

»Ich gehe jetzt hinaus«, erklärte Wai-Ming über Helmfunk. »Kommen Sie mit?«

»Einen Augenblick!« erwiderte Finch.

Er schaltete den Bordtelekom ein. Nach zwei Minuten meldete sich Major Sedenko. Die Zeitverzögerung war nicht zu umgehen gewesen, da man auf die Benutzung verräterischer Hypersender verzichten mußte.

»Ich begleite Wai-Ming nach draußen«, sagte Finch.

»Einverstanden«, kam es nach zwei Minuten zurück. Die Antwort hatte wie die Meldung eine Minute zur Überbrückung der Entfernung benötigt. »Aber nehmen Sie eine Waffe mit und melden Sie sich alle halbe Stunde!«

»Natürlich!« sagte Finch und schaltete ab.

Er zog die Stirn kraus, als er die Ladung seines Impulsstrahlers überprüfte.

»Ich möchte wissen, was ich auf einer toten Eiswelt mit einem Strahler anfangen soll ...?«

Er schüttelte den Kopf.

»Hallo, Wai-Ming!« rief er.

Keine Antwort.

Die winzige Schleuse war geschlossen. Demnach hatte der Biologe den Zerstörer bereits verlassen. Finch klappte seinen Helm herunter und betätigte den Schleusenmechanismus.

Wai-Ming konnte noch nicht weit sein. Er würde ihm einiges zu erzählen haben – zum Beispiel über die Pflichten eines Passagiers, stets in Funkkontakt mit dem Piloten zu bleiben ...

Finch fühlte sich angenehm leicht, als er auf dem Boden der fremden Welt stand. Drinnen im Zerstörer herrschte die Normalschwerkraft von einem Gravo, hier draußen jedoch wirkten nur 0,7 Gravos auf ihn ein.

Finch bemerkte deutliche Fußspuren in dem körnigen Eisstaub. Sie führten von der Schleuse weg, geradlinig auf eine Gruppe übereinandergetürmter Eisblöcke zu und offenbar um die herum. Von dem Biologen war nichts zu sehen.

Finch rief mißmutig:

»Hallo! Wai-Ming! Bitte melden Sie sich sofort!«

Er fluchte, als keine Antwort kam. Bei allem Verständnis für den Arbeitseifer eines Wissenschaftlers – das ging zu weit!

Finch setzte sich in Bewegung. Er folgte den Fußspuren; den Impulsstrahler hielt er lässig in der locker herabhängenden Hand. Der körnige Eisstaub knirschte unter seinen Schritten. Die Atmosphäre aus Methan, Ammoniak und Wasserstoff übertrug den Schall ebenso gut wie eine Sauerstoff-Stickstoff-Kohlendioxyd-Atmosphäre.

Als er die Felsen aus gefrorenem Sauerstoff – eingeschlossen in die Molekülverbindungen mit anderen Elementen – erreichte, klopfte er mit dem Kolben seines Strahlers gegen die milchige Oberfläche. Es gab einen Klang wie bei massivem Metall. Finch pfiff leise durch die Zähne und ging weiter um das Eisfeld herum.

Erst nachdem er schon etwa fünf Meter gegangen war, wurde er stutzig. Verwundert schaute er sich um.

Die Fußstapfen Wai-Mings hörten kurz nach dem Felsen auf.

»So etwas!« rief Finch. Der Doktor konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!

Nachdenklich und mit gekrauster Stirn betrachtete er die unregelmäßig übereinandergetürmten Eisblöcke. Sie maßen am Fuß etwa vier mal vier Meter und waren höchstens sechs Meter hoch. Der Gedanke, daß Wai-Ming ungesehen dort oben hocken könnte, erschien Finch absurd. Andererseits gestand er sich ein, daß dies die einzige Möglichkeit für das Aufhören der Spuren war. Auf dem stahlharten Eis würden selbst genagelte Schuhe keine deutlichen Spuren hinterlassen.

Wieder rief Finch – und wieder wartete er vergeblich auf Antwort.

Finch bedachte den Biologen mit wenig schmeichelhaften Worten, bis sein diesbezüglicher Wortschatz erschöpft war. Er verspürte nicht die geringste Lust, hinter seinem Passagier herzuklettern. Aber er wußte, daß ihn dessen seltsames Benehmen nicht von seiner Verantwortung für ihn entband.

Fest entschlossen, ihm gehörig die Meinung zu sagen, sobald er ihn gefunden hatte, kehrte er um und begann mit dem Aufstieg.

Die Eisblöcke waren glatt. Infolge ihrer unregelmäßigen Lage fand Finch jedoch genügend Vorsprünge, an denen er sich hochziehen konnte. Zudem erleichterte die geringe Schwerkraft das Vorwärtskommen.

Den Gipfel des Felsens bildete ein schräg verkanteter Eisblock. Finch zog sich hinauf. Auf dem Bauch liegend, schaute er fassungslos über die blanke Eisfläche.

Wai-Ming war nicht hier.

»Das gibt es doch gar nicht!« Finch fühlte, wie seine Nackenhaare sich sträubten. Seine Füße fühlten sich plötzlich an, als steckten sie in Eiswasser.

Vorsichtig richtete Finch sich auf. Die rutschfesten Profilsohlen seiner Anzugstiefel bewahrten ihn vor dem Ausgleiten auf der geneigten Fläche. Langsam drehte er sich um seine Körperachse. Dabei spähte er aufmerksam in die Umgebung.

Klar und deutlich hob sich der Raumzerstörer gegen den grünlich schimmernden Himmel ab. Die Atmosphäre war rein; Finch konnte sogar die Risse in den Eiswänden am Horizont deutlich erkennen. Aber weder waren Spuren zu sehen, noch Wai-Ming selbst.

Allmählich begann Finch zu ahnen, daß der Biologe nicht absichtlich schwieg – und daß er sich auch nicht etwa versteckt hatte.

Hinter seinem Verschwinden verbarg sich etwas ganz anderes.

Die Vorschriften für einen solchen Fall waren klar und eindeutig. Es galt, Major Sedenko schnellstens von dem Vorfall zu unterrichten und weitere Befehle in der Sicherheit des Schiffes abzuwarten.

Finch begann mit dem Abstieg.

Doch er kam nicht weit.

Schon nach dem ersten Schritt kippte der Eisblock, auf dem er stand. Finch glitt aus und schlug mit dem Druckhelm gegen das Eis. Es gab einen glockenähnlichen Klang. Finch fühlte sich benommen, aber er verlor das Bewußtsein nicht.

Mit weit aufgerissenen Augen mußte er untätig zusehen, wie er mit den Füßen voran in eine Eisspalte rutschte.

Kristallklarer Staub wirbelte auf und nahm ihm die Sicht.

 

Einige Sekunden lang wurde Finch von Panik beherrscht. Er ruderte wild mit den Armen und versuchte verzweifelt, aus der Spalte und aus dem flirrenden Eisstaub herauszukommen.

Erst als er merkte, daß ihm überhaupt nichts geschehen konnte, solange er sich ruhig verhielt, gewann er seine klare Überlegung zurück.

Er hielt still. Nach und nach setzte sich der aufgewirbelte Eisstaub wieder. Finch erkannte, daß er sich in einem engen, etwa acht Meter tiefen Spalt befand. Wie auch immer die Macht beschaffen sein mochte, die Wai-Ming verschlungen hatte – gegen ihn selbst führte sie offenbar nichts im Schilde.

Finch brachte es sogar fertig, über sein Mißgeschick zu lachen.

Die Innenwände des Spalts waren zu glatt, als daß Finch an einer von ihnen hätte hinaufklettern können. Glücklicherweise jedoch war der Spalt eng genug, so daß es Finch leichtfiel, sich mit den Füßen gegen eine und mit dem Rücken gegen die andere Wand zu stemmen und wie in einem Kamin hinaufzusteigen.

Als er die Kante erreichte und sich daran hochzog, wußte er, daß er in wenigen Minuten in der Steuerkanzel seines Zerstörers sein würde.

Zufällig fiel sein Blick auf einen besonders großen, grünschimmernden Kristall. Er blinkte, als brächen sich die Strahlen der grünen Sonne darin. Aber er lag im Schatten. Fasziniert griff Finch danach und umschloß den Kristall mit seinen behandschuhten Fingern. Er paßte gerade bequem in die geschlossene Hand. Finch wollte ihn mitnehmen, da merkte er, daß der Kristall mit dem Fels verwachsen war. Er zog und zerrte – und plötzlich gab der Kristall nach.

Finch verlor den Halt und stürzte erneut in die Spalte.

Diesmal aber machte er sich nichts daraus. Er hielt den Kristall dicht vor die Helmscheibe und blickte beinahe verzückt in diese kleine, durchsichtig grünliche Welt hinein ...

Als er wieder aufsah, waren die Eiswände verschwunden.

Rings um ihn gurgelte und brodelte die Oberfläche eines Sumpfes. Riesige, glockenförmige Blasen stiegen aus dem trügerisch krustigen Überzug hervor, zerplatzten und stießen Schwaden heißen Wasserdampfes aus. Unter dem Überzug gluckste es laut. Ein langanhaltendes, heiseres Quarren lag in der feuchtheißen Luft.

Finch versuchte zu überlegen, wie er hierhergekommen war. Doch er konnte sich nie länger als einige Sekunden konzentrieren.

Ein schwarzer Baumstamm ragte gekrümmt auf eine winzige Insel festen Landes. Finch folgte ihm mit den Augen und sah, daß das andere Ende offenbar auf eine größere Fläche trockenen Bodens führte. Dort wuchs straffes blaugrünes Gras mit braungelben Spitzen. Kugelförmige Blumen standen auf steifen Stengeln wie aufgespießte Wollknäuel.

Finch fuhr mit den Händen zum Kopf, als ihm die Erinnerung an seinen Druckhelm kam. Die Finger tasteten über ungeschützte Haut.

Der Helm war verschwunden.

Finch blickte an sich hinab.

Er trug eine enganliegende, metallisch glänzende Kombination und weiche, grüne Lederstiefel – sonst nichts.

Undeutlich erinnerte er sich an seinen Raumanzug. Doch bevor er darüber nachdenken konnte, schweiften seine Gedanken schon wieder ab.

Finch drehte sich um.

Überall brodelnder, rumorender Dampf, tückisch glucksender Sumpf. Der schwarze Baumstamm war die einzige Verbindung mit dem festen Boden – oder mit einer weiteren Insel.

Finch beschloß, den Stamm als Brücke zu benutzen.

Das Holz war naß. Dennoch fanden Finchs Füße in der ausgeprägten Längsriffelung guten Halt. Mit zur Seite gestreckten Armen balancierte er bis zur Mitte. Dort mußte er sich auf die Hände stützen, denn der Stamm beschrieb dort einen Bogen, krumm wie der Buckel einer Katze und naß und glitschig wie die Haut einer Kröte.

Vorsichtig setzte Finch sich. Beim Anblick des dicht unter ihm zischenden, blasenwerfenden Sumpfes trat ihm der kalte Schweiß auf die Stirn. Wenn er die Füße ausstreckte, berührten sie die runzlige, wie altes Leder wirkende Oberfläche. Eine wellenartige Bewegung lief durch die »Haut«. Sie blähte sich an einigen Stellen blasenförmig auf und sank wieder in sich zusammen.

Behutsam zog sich Finch weiter, die Schenkel gegen den vor Nässe triefenden Stamm gepreßt. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als er die andere Seite erreichte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß nur fünf Minuten verstrichen waren.

Er taumelte, als er wieder auf festem Boden stand.

Ein dumpfer Knall ließ ihn erschrocken herumfahren.

Dort, wo er eben noch gestanden hatte, auf seiner winzigen Insel, schoß donnernd ein meterdicker Geiser in die Höhe. Dampfschwaden breiteten sich aus. In etwa hundert Metern Höhe öffnete sich der Wasserstrahl gleich einem Blütenkelch. Kochendes Wasser prasselte auf den Boden. Langsam versank der Baumstamm im aufgewühlten Morast.

Schaudernd wandte Finch sich ab.

Mit weitausgreifenden Schritten lief er davon. Das feste Land, das er im letzten Augenblick doch erreicht hatte, entpuppte sich als ein nur wenige Meter breiter Streifen schwankenden Bodens. Schnurgerade verlaufend, wirkte er wie ein künstlich angelegter Weg durch den tödlichen Sumpf.

Finch begann zu rennen, als das Moor links und rechts sich glucksend und schmatzend über die Ränder der Landzunge bewegte. Ab und zu schwappte die dickflüssige, schwarzbraune Brühe auf das Land und zerteilte sich dort in viele kleine Rinnsale.

Immer wieder rannte Finch in weißlichgelbe Dampfschwaden hinein. Dann stoppte er seinen Lauf und tastete sich mühsam vorwärts. Aber auch außerhalb der Dampfschwaden herrschte nur trübes Zwielicht. Der Himmel war eine schmutzigweiße Glocke mit gelblichbraunen Streifen darin. Unmöglich, den Ort des Tagesgestirns auszumachen. Der Blick reichte manchmal zwanzig Meter weit, manchmal sogar fünfzig, aber meist nur fünf oder sechs Schritte.

Plötzlich, ohne jeglichen Übergang, wurde es dunkel.

Es war eine Dunkelheit ohne Mond und Sterne. Finch glaubte, durch einen tintigen See zu waten. Nicht einmal mehr seine Füße konnte er erkennen.

Finch blieb stehen. Schweratmend lauschte er den vielfältigen Geräuschen des Sumpfes. Die Dunkelheit ließ alles noch viel grausiger erscheinen. Ganz in der Nähe kollerte es dumpf, als machte dort eine vielhundertköpfige Elefantenherde Verdauungspause. Gleich darauf wurde Finch mit unwiderstehlicher Gewalt vorwärtsgestoßen. Er stemmte sich gegen die unsichtbare Kraft, stolperte und stürzte zu Boden.

Über ihn hinweg jaulte und kreischte der Sturm.

Finch verspürte plötzlich das Bedürfnis, liegenzubleiben und einzuschlafen. Vielleicht wäre er tatsächlich eingeschlafen, wenn sein Gesicht und seine Hände nicht jählings von warmem, klebrigem Wasser umspült worden wären.

Der Sturm peitschte die Oberfläche des Sumpfes auf. Möglicherweise würde die schmale Landbrücke versinken.

Finch raffte sich auf. Immer erst mit einem Fuß den Boden abtastend, ging er Schritt um Schritt weiter. Oftmals stieß ihn eine Bö mehrere Schritte vorwärts, aber uralte Instinkte erwachten und ließen ihn stets auf dem schmalen Stück Land bleiben.

Er glaubte schon, der Sumpf würde überhaupt kein Ende mehr nehmen und er müßte ewig den Pfad entlanggehen – da stieß er schmerzhaft gegen etwas Hartes. Vor seinen Augen funkelten bunte Sterne und Kringel.

Stöhnend hielt Finch sich den Kopf.

Dann lachte er erleichtert und umfaßte das Hindernis mit beiden Armen.

Es war ein Baum.

Finch stieß sich ab, tastete sich mit ausgestreckten Armen weiter. Überall traf er auf dicke Stämme. Er befand sich mitten in einem Wald.

Finch ging noch einige Schritte, dann legte er sich nieder. Im nächsten Augenblick schlief er auch schon.

Hier konnte der Sumpf ihn nicht erreichen ...

 

Perry Rhodan musterte den vor ihm Stehenden.

Major Jury Sedenko war mittelgroß und stämmig. Die blonden Haare schienen irgendwie nicht zu ihm zu passen, wenn man nicht wußte, daß Sedenko erst Anfang der Dreißig war. Sein Gesicht wirkte älter und reifer.

»Sind Sie sicher, daß sein Telekom nicht ausgefallen ist?« fragte Rhodan.

»Völlig, Sir. Das Empfangszeichen ist klar und deutlich.«

»Hm!« brummte Rhodan und massierte sein Kinn. »Leutnant Eyseman ist ein Träumer. Andererseits ist er Idealist genug, um einen Auftrag mit größter Gewissenhaftigkeit auszuführen. Haben Sie eine Vermutung, was dort unten geschehen sein könnte?«

Sedenko erwiderte Rhodans prüfenden Blick mit unerschütterlicher Ruhe.

»Nein, Sir. Eyseman meldete zuletzt, daß er den Biologen hinausbegleiten wolle. Seitdem ist eine Stunde vergangen, und er hat sich nicht wieder gemeldet.«

»Soviel ich weiß, war halbstündlicher Anruf vereinbart ...?«

»Das ist die übliche Spanne.«

Atlan trat von der Seite hinzu und erkundigte sich, was vorgefallen sei.

Perry Rhodan erklärte es ihm.

»Typischer Modellfall«, kommentierte der Arkonide.

Rhodan schaute ihn fragend an.

Atlan lächelte unergründlich.

»Ich meine das, was mit Eyseman und Wai-Ming geschehen ist. Ihnen können wir helfen – aber wer würde uns helfen, wenn wir mit der CREST in Schwierigkeiten gerieten? Wir hätten niemanden als Rückendeckung.«

»Lassen wir das jetzt!« entgegnete Rhodan schärfer, als er beabsichtigt hatte. »Es geht um die beiden Leute auf Greenish-7. Da wir mit Sicherheit die Anwesenheit intelligenter Wesen auf dieser Eiswelt ausschließen können, muß ihnen etwas ganz Triviales zugestoßen sein. Sie könnten gestürzt sein und mit gebrochenen Gliedern auf Hilfe warten. Einer von ihnen kann sich ebensogut den Anzug an scharfen Eiskanten zerrissen haben – was ich nicht hoffe.«

»Darf ich ein Suchkommando hinunterschicken, Sir?« fragte Sedenko leise.

Perry Rhodan nickte.

»Einverstanden. Woran dachten Sie?«

»Wenn Sie gestatten, nehme ich einen Freiwilligen und fliege mit einem Raumzerstörer los. Ich möchte auf keinen Fall ortungsgefährdende Energieemissionen erzeugen.«

Rhodan lächelte.

»Auch einverstanden. Übrigens brauchen Sie nicht lange nach einem Freiwilligen zu suchen. Ich komme mit Ihnen.«

»Danke«, erwiderte Sedenko schlicht. »Ich habe dafür gesorgt, daß die Z-34 startklar gemacht wird.«

»Dann brechen wir sofort auf«, sagte Rhodan.

»Mir gefällt das nicht«, entgegnete Atlan. »Dort unten lauert eine Gefahr. Selbst wenn einer der beiden Leute verunglückt wäre, würde der andere unverzüglich Hilfe herbeirufen. Ich glaube nicht an triviale Unglücksfälle.«