cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 41

 

Die Konstrukteure des Zentrums

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Nach wie vor sind Perry Rhodan und seine rund 5000 Begleiter an Bord der CREST IV in der kugelförmigen Galaxis M 87 gestrandet, gut zweiunddreißig Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Bei ihren Forschungsflügen entdecken sie den Kristallplaneten Monol, wo sie auf die Okefenokees treffen, entfernt menschenähnliche Wesen mit seltsamen Bräuchen.

 

Mit dem dort erlangten Wissen beginnen die Terraner ein gefährliches Psychospiel mit den Beherrschern von M 87, an dessen Ende die Heimkehr in die Milchstraße stehen kann – oder der Untergang. Sie bekommen es mit den so genannten Bestien zu tun, monströsen Wesen, die mit den Halutern in der Milchstraße verwandt sind.

 

Und dann geraten Rhodan und seine Begleiter in einen Weltuntergang, dessen furchtbare Gewalten sie nicht mehr kontrollieren können. Im Zentrum der riesigen Galaxis brechen unvorstellbare Elementarkräfte aus. Die CREST IV und ihre Begleitschiffe werden zu Spielbällen des Infernos ...

Vorwort

 

 

Allzu vieles lässt sich an dieser Stelle über den Inhalt des vorliegenden 41. Bandes der PERRY RHODAN-Bibliothek nicht schreiben, die folgenden über 400 Seiten sprechen für sich. Dass dem Redakteur und Buchbearbeiter nach Manuskriptablieferung tagtäglich Morddrohungen von den Leuten im Pabel-Moewig-Verlag ins Haus flattern, die unter anderem einen viel zu umfangreichen Stoff ins – leider begrenzte – Format bringen müssen, interessiert sicherlich nur am Rande. Selten gab es ein Buch, in dem soviel an kompakter Handlung unter einen Hut zu bringen war. Die Verzweiflung der Hersteller ist sehr gut zu verstehen – auf der anderen Seite steht aber hoffentlich die Freude der Leser über ein Buch, das die Antworten auf viele Fragen enthält, die in den vorangegangenen Bänden aufgebaut wurden.

Hier tun wir einen ganz großen Schritt nach vorne im M 87-Zyklus, der allerdings erst im Buch 44 seinen endgültigen und überraschenden Abschluss finden wird. Bis dahin kann ich zwei Bände versprechen (oder androhen, je nachdem, wer sich da angesprochen fühlt), die inhaltlich ebenso »schwer« und dramatisch sein werden wie der vorliegende, in dem diesmal die folgenden Hefte enthalten sind, ungeachtet notwendiger Kürzungen:

Der Turm des Ewigen Lebens und Das Rätsel der Biostation von Clark Darlton, Der Irre und der Tote von William Voltz, Nacht zwischen den Sonnen und Die grüne Bestie von H. G. Ewers, Das strahlende Netz von Hans Kneifel, und schließlich Im Zentrum der Riesensonne von K. H. Scheer.

 

Ich bedanke mich herzlich bei allen, die durch Kritiken, Hinweise und Anregungen mir eine wertvolle Hilfe waren und sicherlich zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben.

 

Bergheim, im Frühjahr 1991

Horst Hoffmann

Zeittafel

 

 

1971 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST den Mond und trifft auf die Arkoniden Thora und Crest.

1972 – Mit Hilfe der arkonidischen Technik Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Das Geistwesen ES gewährt Perry Rhodan und seinen engsten Wegbegleitern die relative Unsterblichkeit.

1984 – Galaktische Großmächte (Springer, Aras, Robotregent von Arkon, Akonen) versuchen, die aufstrebende Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden und stellt einen galaktischen Wirtschafts- und Machtfaktor dar. Während der weiteren Expansion Kontakte mit bislang unbekannten Zivilisationen. Nach Kämpfen und Missverständnissen Freundschaft und Verträge u.a. mit den Blues und den Posbis.

2400 – Entdeckung der Transmitterstraße nach Andromeda; Abwehr von Invasionsversuchen von dort und Befreiung der Andromeda-Völker vom Terrorregime der Meister der Insel.

2435 – Mächte aus der Großen Magellanschen Wolke versuchen, den Riesenroboter OLD MAN zum Werkzeug einer Bestrafungsaktion wegen angeblicher Zeitverbrechen der Terraner zu machen.

2436 – Die Zweitkonditionierten erscheinen mit ihren Dolans. Perry Rhodan wird mit seinem Flaggschiff CREST IV in die 32 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxis M 87 verschlagen und kämpft verzweifelt um die Rückkehr, während im Solsystem eine Großoffensive der Dolans nur knapp zurückgeschlagen werden kann.

Prolog

 

 

Als das solare Flaggschiff CREST IV und Icho Tolots Raumer am 12. Januar 2436 durch unbekannte Energien in die 32 Millionen Lichtjahre entfernte Kugelgalaxis M 87 geschleudert werden, müssen Reginald Bull und die anderen Zurückgebliebenen annehmen, das Schiff sei mit Perry Rhodan und der fünftausendköpfigen Besatzung, darunter Atlan und die fähigsten Mutanten, verloren. Kurz nach dem Verschwinden der CREST greift der Gigantroboter OLD MAN mit seinen rund 15.000 Ultraschlachtschiffen das Solsystem an. Der Trägerrobot, ursprünglich als Geschenk für die Menschheit erbaut, befindet sich unter der Kontrolle der »Zeitpolizei«, die die Menschen für ein nie begangenes Zeitverbrechen bestrafen will. Erst der Einsatz einer neuen Waffe, des so genannten FpF-Geräts, bringt eine Wende zugunsten Terras. Zwei Oxtorner sind es schließlich, die OLD MAN seiner Bestimmung und somit der Menschheit zuführen, was die Lage im Solsystem weiter stabilisiert. Von eminenter Bedeutung sind die Aufschlüsse, die über die Zweitkonditionierten oder Schwingungswächter, wie sich die Zeitpolizisten nennen, gewonnen werden. Die haluterähnlichen Riesen werden demnach von ihren Symboflexpartnern versklavt und geistig beherrscht. Mit der Zerstörung der Brutstation im Pararaum ist der Nachschub an den Parasitenwesen zwar gestoppt, doch besteht die Gefahr durch die Zeitpolizei weiter. Die Zweitkonditionierten mit ihren lebenden Dolan-Raumschiffen rüsten zum bange erwarteten Großangriff auf das Solsystem – und von der CREST IV gibt es nach wie vor keine Nachricht. Tro Khon, ein »desertierter« Zeitpolizist, gibt allerdings einen Hinweis auf M 87 und ermöglicht so indirekt das waghalsige Unternehmen eines zweiten Haluterschiffes und eines Fragmentraumers, mit Nachschubgütern den gleichen Weg zu gehen, den unfreiwillig die CREST beschritten haben muss. Es gibt plötzlich wieder Hoffnung, wenn auch geringe.

Perry Rhodan und seine Gefährten haben inzwischen eine wahre Odyssee durch M 87 hinter sich, die sie mit den verschiedensten Völkern des kastenähnlichen Systems der Riesengalaxis zusammenführte. Dass ihnen jede Hilfe seitens der unbekannten Beherrscher versagt bleibt, die als »Konstrukteure des Zentrums« bezeichnet werden, liegt vor allem an Icho Tolot und Fancan Teik, den Halutern. Wie inzwischen bekannt ist, sind die Haluter die Nachfahren der so genannten Bestien, die vor rund 70.000 Jahren M 87 verwüsteten und nur mit Mühe vertrieben werden konnten. Seither herrscht eine panische Angst vor einer Rückkehr der Bestien und allen Wesen, die ihnen gleichen. Alle Beteuerungen Rhodans, dass die Haluter vollkommen friedfertige Freunde sind, nützen nichts. Statt der verzweifelt gesuchten Unterstützung im Bemühen, in die Milchstraße zurückkehren zu können, erfahren die Terraner nur Feindseligkeiten. Nach vielen Abenteuern treffen die Verschollenen mit dem Posbi- und dem Haluterschiff zusammen, die erfolgreich in M 87 materialisiert sind. Es wird Kontakt zu den noch in M 87 versteckt lebenden Bestien aufgenommen, um die KdZ unter Druck zu setzen. Diese Kreaturen erweisen sich tatsächlich als skrupellos und brutal. Sie rüsten zum Kampf um die Macht in der Kugelgalaxis.

Vielversprechender als die Bestien erscheint den Terranern ein Volk von Zwergen, das in M 87 die Rolle der Philosophen einnimmt. Die Okefenokees geben ebenfalls viele Rätsel auf. Doch sie halten den Schlüssel zu den Konstrukteuren des Zentrums in ihren Händen – und zur Heimkehr in die Milchstraße. Perry Rhodan und – vor allem – Atlan sind nicht länger gewillt, sich von den KdZ ignorieren zu lassen. Sie beginnen ein Psychospiel, an dessen Ende entweder die Heimkehr steht, oder der Untergang ...

1.

 

 

Zwei Planeten umliefen die gelbe Sonne vom G-Typ, die fast vierzigtausend Lichtjahre vom Zentrum der Kugelgalaxis M 87 entfernt war. Das System war die Heimat der Okefenokees, der Philosophen. Sie wohnten auf dem ersten Planeten, den sie Pompeo Posar nannten. Der zweite Planet, Kliban, war etwa hundertvierzig Millionen Kilometer von seiner Muttersonne entfernt. Er galt als die Industriewelt der Okefenokees.

Die Mooghs, die so genannten Bestien, hatten das System angegriffen. Sie waren von den Zwergen mit den großen Köpfen – und mit Hilfe der Terraner – nicht nur zurückgeschlagen, sondern fast völlig aufgerieben worden. Diese Schlacht hatte die Okefenokees davon überzeugt, dass Perry Rhodan nicht ihr Feind, sondern ihr Freund war. Das Misstrauen der seltsamen Wesen war beseitigt worden, und nun konnte Perry Rhodan darangehen, den ersten Kontakt weiter auszubauen, um so vielleicht endlich Verbündete zu finden, die ihm den Weg zu der mehr als dreißig Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraße wiesen.

Mit einigen seiner Gefährten war Perry Rhodan mit der Korvette KC-31 auf Kliban gelandet. Noch war nicht daran zu denken, mit den Okefenokees zu verhandeln. Bei dem Abwehrkampf gegen die Mooghs waren zweiunddreißig der galaktischen Philosophen getötet worden. Nach dem seltsamen Ritual dieses Volkes sollten die Toten bestattet werden. Perry Rhodan wurde eingeladen, dieser Totenfeier beizuwohnen.

Inzwischen umkreisten vier Schiffe den Planeten Kliban. Es handelte sich um Rhodans Flaggschiff, die gewaltige CREST IV. In ihrer Begleitung befanden sich zwei schwarze Haluter-Kugelraumer mit einem Durchmesser von je einhundertdreißig Metern. Gegen die zweitausendfünfhundert Meter durchmessende CREST wirkten sie wie Zwerge. Noch größer aber war der Fragmentraumer, ein unregelmäßiger Kubus mit abstrakten Auswüchsen, dessen Kantenlänge dreitausend Meter betrug. Solange sich Rhodan auf Kliban befand, hatte Atlan, der unsterbliche Arkonide, das Kommando über die kleine Flotte übernommen.

In einem feierlichen Zeremoniell wurden die zweiunddreißig im Kampf getöteten Okefenokees in eine riesige Halle gebracht, wo sie von der gleichen Anzahl sargähnlicher Behälter erwartet wurden. Es war der Anblick dieser Särge, der in Atlan die Erinnerung an ein Ereignis wachrief, das schon mehr als ein halbes Jahr zurücklag. Damals, als die CREST in die Kugelgalaxis M 87 verschlagen wurde, begegnete sie einer Flotte von rund zweitausend durchsichtigen Behältern, die, von geheimnisvollen Kräften gesteuert, auf das Zentrum des blauen Leuchtens zustrebten. Dass es Särge waren, konnten die Terraner damals daran erkennen, dass in ihnen die scheinbar leblosen Gestalten von zwergenhaften Geschöpfen lagen. Diese Zwerge waren identisch mit den Okefenokees. Die Särge waren insgesamt sechs Meter lang. Zur Hälfte bestanden sie aus einer sechskantigen Säule von einem Meter Durchmesser, in der sich der Spürtransmitter und der Antrieb befanden. Diese Särge, jeder einzelne ein selbständig fliegendes Raumschiff, konnten Transitionen bis zu einer Entfernung von fünf Lichtjahren durchführen.

In dem Augenblick, in dem die zweiunddreißig Körper der toten Okefenokees in den Särgen untergebracht waren und diese vom Boden abhoben, mit hoher Beschleunigung in den Himmel stiegen und im Weltall verschwanden, wusste Atlan, der alles von Bord der CREST aus verfolgte, dass er sich entscheiden musste. Sein sechster Sinn sagte ihm, dass er eine einmalige Gelegenheit verpassen würde, unternähme er jetzt nichts. Es war ihm nicht möglich, Verbindung mit Rhodan aufzunehmen, und er atmete erleichtert auf, als ihm ein Offizier meldete, dass die beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik über den Bordtransmitter auf die CREST gekommen waren und ihn zu sprechen wünschten.

Atlan sprang auf und ging den beiden Halutern entgegen, als sie die Kommandozentrale betraten.

»Ich bin sehr froh, dass Sie gekommen sind. Sicherlich hat das einen besonderen Grund und ich würde mich nicht sehr wundern, wenn es derselbe ist, der auch mich beunruhigt.«

Icho Tolot deutete auf die kleine Konferenzecke, die ungestörte Besprechungen auch innerhalb der Kommandozentrale erlaubte. Sie setzten sich.

»Sie werden den Start der Särge genauso beobachtet haben wie wir«, begann er. »Wir haben bisher angenommen, dass es sich um eine Bestattungszeremonie handelt. Wir glaubten, es sei der Wunsch jedes Okefenokees, nach seinem Tod im blauen Zentrumsleuchten der Galaxis unterzugehen. Mir scheint nun, dass dieser Schluss falsch war. Wir wissen nicht, ob die Okefenokees von sich aus und freiwillig dieses seltsame Zeremoniell abhalten. Aber wir wissen mit Sicherheit, dass es einen ganz bestimmten Zweck verfolgt. Wir halten es für äußerst wichtig, diesen Zweck herauszufinden, und vielleicht führt er uns ein Stückchen weiter auf dem Weg zur Rückkehr in die heimatliche Milchstraße. Wir schlagen also vor, dass wir die Särge verfolgen.«

Über Atlans Gesicht huschte ein befriedigtes Lächeln.

»Ich freue mich, dass wir in unseren Ansichten übereinstimmen. Aber wenn wir handeln, dann muss das sehr schnell geschehen. Zwar können die Särge bei jeder Transition nur fünf Lichtjahre zurücklegen, und unsere Halbraumspürer haben eine ziemlich große Reichweite, aber wir wissen nicht, in welchem Zeitraum sie diese Transitionen wiederholen können.«

Icho Tolot beruhigte den Lordadmiral. »Keine Sorge, unser Spürer im Schiff ist auf Automatik geschaltet und zeichnet alle Transitionen der Sargflotte auf. Wir können sie bis zu einer Reichweite von mehr als tausend Lichtjahren verfolgen. Wir haben also Zeit genug, unsere Maßnahmen in aller Ruhe durchzusprechen und vorzubereiten. Ich schlage vor, dass Sie eine Korvette mit einem Spezialkommando ausrüsten und starten lassen. Bei diesem Vorschlag ist es uns klar, dass wir die Besatzung dieser Korvette mit großer Wahrscheinlichkeit nie mehr wiedersehen werden, aber das müssen wir riskieren. Es hängt zu viel davon ab.«

Sie bemerkten, dass sich die Tür zur Kommandozentrale öffnete. Dann trat Dr. Armond Bysiphere ein. Er sah sich suchend um, bis er Atlan entdeckte. Der Arkonide winkte ihn heran. Bysiphere, der plophosische Physiker, war ein genialer Wissenschaftler mit einem Schuss Abenteuerblut in den Adern. Er nickte den beiden Halutern zu und setzte sich.

Icho Tolot berichtete, dass in einem Halbmesser von zwanzig Lichtjahren kein einziges Raumschiff der Dumfries geortet werden konnte. Da aber gerade die Dumfries jede Gelegenheit nutzten, die Mooghs anzugreifen und zu vernichten, musste es einen besonderen Grund dafür geben, dass sie diesmal nicht aufgetaucht waren. Atlan lächelte grimmig, als er daran dachte.

»Damit dürfte weiter erwiesen sein, dass die Okefenokees bei den Konstrukteuren des Zentrums eine ganz besondere Rolle spielen. Sie nehmen eine Sonderstellung ein, daran kann kein Zweifel bestehen. Außerdem müssten auch die Dumfries wissen, dass die Okefenokees mit ihren eigenen Waffen durchaus in der Lage sind, die Mooghs abzuwehren und jeden Versuch einer Invasion im Keim zu ersticken. Anders erkläre ich mir das Ausbleiben einer Hilfsflotte der Konstrukteure nicht.«

»Wir haben die gleiche Schlussfolgerung gezogen«, stimmte Icho Tolot zu. »Zwischen den Konstrukteuren des Zentrums und den Okefenokees muss ein Zusammenhang bestehen, von dem wir noch nichts wissen. Es erhebt sich sogar die Frage, ob die Okefenokees von diesem Zusammenhang eine Ahnung haben. Ich glaube nämlich, dass sie ihre Toten auf die Reise schicken, ohne zu wissen, was mit ihnen geschieht. Und das ist es, was wir herausfinden müssen.«

»Worauf warten wir dann noch?«

Atlan lehnte sich zurück.

»Nur noch auf Ihren Befehl, Atlan«, sagte Icho Tolot.

»Eine Korvette und Freiwillige – oder wir werden niemals in unsere Heimatgalaxis zurückkehren können. Die Okefenokees sind sicherlich gewillt, uns zu helfen. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sie dazu nicht in der Lage sind. Vielleicht sind sie es erst dann, wenn sie tot sind. Aber das müssen wir noch herausfinden.«

Atlan zögerte nur eine Sekunde, dann drückte er auf einen Knopf. Auf dem winzigen Bildschirm, der in der Tischplatte eingelassen war, erschien das Gesicht eines Offiziers.

»Schicken Sie mir den Chef der Ersten Korvettenflottille, Major Hole Hohle. Er soll sich beeilen.«

Damit war der Einsatz beschlossen.

 

Mausbiber Gucky hatte auf eigene Faust einen kurzen Ausflug auf den Planeten Kliban unternommen, und kehrte, nicht viel schlauer als vorher, in die CREST zurück. In seiner Kabine legte er sich aufs Bett und schloss die Augen. Entweder war ihm das Klima auf dem Planeten nicht bekommen, oder er hatte sich überanstrengt. Jedenfalls fühlte er sich nicht wohl und war froh, die letzte Teleportation von Kliban in die CREST gut überstanden zu haben.

»Ich glaube, ich werde langsam alt«, murmelte er vor sich hin. Gott sei Dank konnte ihn niemand hören. »Iltu meint zwar, es sei das überflüssige Fett, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Jemand, der so lebt wie ich, wird nicht zu fett. Es muss schon das Alter sein.«

Es war reiner Zufall, dass er telepathisch in die Unterhaltung Atlans mit den Halutern geriet. Plötzlich wurde er wieder sehr lebendig. Die momentane Schwäche war vergessen, als er von dem bevorstehenden Einsatz erfuhr. Es war ihm klar, mit welcher Gefahr dieser Einsatz verbunden war. Aber das störte ihn nicht weiter. Im Gegenteil: Es reizte ihn.

Er peilte Atlan an, teleportierte – und landete mitten auf dem Tisch zwischen Atlan, den beiden Halutern und Dr. Bysiphere.

»So, da wäre ich«, sagte Gucky.

Atlan seufzte.

»Du hast ein unglaubliches Talent, immer dann zu erscheinen, wenn man dich am wenigsten braucht. Wo bist du übrigens gewesen?«

»Auf Kliban«, gab Gucky bereitwillig Auskunft. »Ich fliege selbstverständlich mit Major Hohle.«

Atlan schüttelte den Kopf.

»Du fliegst natürlich nicht mit!«

Aber so schnell war Gucky nicht zu erschüttern. Er grinste und zeigte seinen inzwischen schon ganz gelb gewordenen Nagezahn.

Doch bevor er etwas erwidern konnte, betrat Major Hole Hohle den Konferenzraum. Atlan nickte ihm zu und bat ihn, sich zu setzen. »Freut mich, Major, dass Sie so schnell gekommen sind. Ich möchte Sie bitten, die KC-1 sofort startbereit zu machen. Sorgen Sie für eine Besatzung von zwanzig Mann – alles Freiwillige. Es geht um einen Sondereinsatz mit großem Risiko. Sie werden ganz auf sich selbst angewiesen sein. Nehmen Sie dreißig Kampfroboter mit. Und natürlich die neuen terranischen Kampfanzüge. Bewaffnung ansonsten wie üblich. Ein kleines Spezialkommando wird Sie begleiten. Die Namen werde ich Ihnen bekanntgeben. Können Sie in einer halben Stunde startbereit sein?«

Major Hohle, der sich gerade gesetzt hatte, stand wieder auf.

»In fünfundzwanzig Minuten«, versicherte er.

Gucky sah hinter ihm her.

»Nerven hat er, dieser Eskimohäuptling! Ich werde gut mit ihm auskommen.«

Atlan seufzte wieder.

»Also gut, du darfst ihn begleiten. Und ich meine, dass auch Goratschin mit von der Partie sein muss. Als Zünder leistet er wertvolle Dienste. Wenn ich nur wüsste, ob Major, Harl Dephin inzwischen auf die CREST zurückgekehrt ist. Ich würde ihn bitten, mit seinem Roboter Paladin ...«

»Paladin ist bereits an Bord der CREST«, unterbrach ihn Gucky triumphierend. »Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Harl Dephin hat in den letzten Minuten der Schlacht eine Bestie lebend gefangen. Er hat Rhodan den Moogh ausgeliefert, und die Verhöre sind bereits im Gange. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, weil ich nicht mehr weiß. Außerdem beginnen sofort nach der Bestattungszeremonie die Verhandlungen zwischen Rhodan und den Okefenokees. Es wird also besser sein, wenn er nichts von unserem Vorhaben erfährt. Es würde ihn nur belasten.«

»Es war ohnehin nicht meine Absicht, Perry Rhodan zu unterrichten.« Atlan war sich im klaren darüber, dass er damit alle Verantwortung für die Geschehnisse übernahm. »Ich bin aber davon überzeugt, dass unsere Maßnahmen richtig sind.«

 

Der siganesische Wunderroboter Paladin wartete bereits im Hangar. Äußerlich ähnelte er einem Haluter und wog dreieinhalb Tonnen. Seine Hülle bestand aus einer Speziallegierung, die erst bei einundachtzigtausend Grad Celsius zu schmelzen begann. In dem halbkugelförmigen Kopf waren die Waffenleitzentrale und die Hauptsteuerzentrale untergebracht. Der Siganese Major Harl Dephin, knapp sechzehneinhalb Zentimeter groß, befehligte von hier aus dieses Wunderwerk der Technik. Fünf weitere Siganesen, alles Offiziere, hatten innerhalb des Roboters ihre Spezialfunktionen.

Die unbeschreiblich schnelle Reaktionsfähigkeit Paladins war der Tatsache zu verdanken, dass Harl Dephin ein so genannter Gefühlsmechaniker war. Er beherrschte die simultane Emotio- und Reflex-Transmission. Mit Hilfe einer Abnehmvorrichtung, der so genannten SERT-Haube, war er fähig, eine vollmechanische Maschinerie mit der gleichen blitzartigen Schnelligkeit zu bewegen und zu beherrschen, wie seinen eigenen Körper. So kam es, dass sich der Roboter Paladin unter Umständen so schnell bewegen konnte, dass menschliche Augen kaum noch in der Lage waren, diesen Bewegungen zu folgen. In Verbindung mit der ausgezeichneten Bewaffnung des Roboters war es daher in erster Linie seine ungeheure Schnelligkeit, die ihn zu einer hervorragenden Kampfmaschine werden ließ.

Über die Lautsprecheranlage Paladins sagte Harl Dephin:

»Worauf warten wir noch?«

Der Doppelkopfmutant Iwan-Iwanowitsch Goratschin kam nicht mehr dazu, dem Siganesen zu antworten. Dr. Armond Bysiphere, Gucky und Atlan betraten den Hangar. Sie nickten dem Roboter und Goratschin zu und grüßten Major Hole Hohle, der die Startvorbereitungen der KC-1 überwacht hatte.

»Alles fertig?«, erkundigte sich Atlan.

»Wir sind startbereit, Sir. Spezialbewaffnung und dreißig Kampfroboter wurden eingeschleust. Die Besatzung, zwanzig Mann, sind Freiwillige. Wir haben die zweiunddreißig Särge bereits im Strukturorter. Sie haben das System verlassen und Kurs auf das Zentrum der Kugelgalaxis genommen.«

Atlans Gesicht war ausdruckslos, als er sich von dem Einsatzkommando verabschiedete. Aber ihm blieb keine andere Wahl. Es war ihm unmöglich, von Rhodan die Erlaubnis zu diesem Sonderunternehmen einzuholen. Aber für sie alle konnte es lebensentscheidend sein, endlich die Zusammenhänge zwischen den Okefenokees und den Konstrukteuren des Zentrums herauszufinden.

»Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Major Hohle ist der Kommandant des Unternehmens. Dr. Bysiphere der wissenschaftliche Berater der Expedition. Finden Sie heraus, was mit den Särgen und den roten Zwergen geschieht. Das ist Ihre Aufgabe. Ich glaube kaum, dass wir über Hyperfunk in Verbindung bleiben können, da zu viele Störungsquellen vorhanden sind. Besonders in der Nähe des Zentrums. Wenn Sie wissen, was Sie wissen müssen, kehren Sie um. Einen besseren Rat kann ich Ihnen nicht geben. Und nun wünsche ich Ihnen viel, viel Glück.«

Gucky machte eine lässige Handbewegung.

»Wir kommen schon wieder, darauf kannst du dich verlassen – und wenn Goratschin den Konstrukteuren das Zentrum unter dem Hinterteil wegsprengen müsste. Außerdem – was soll uns schon passieren? Ich habe mir mal angesehen, was unser guter Doktor so alles an Bord bringen ließ. Ich weiß zwar nicht, wozu das Zeug gut sein soll, aber ich kann mir vorstellen, dass sich allerhand damit anfangen lässt. Ich habe sogar den heimlichen Verdacht, dass sich aus dem Zeug im Notfall eine ganz neue Korvette zusammenbauen lässt. Du siehst also, Atlan, es kann uns wirklich nichts passieren.«

»Ich würde an deiner Stelle nicht so zuversichtlich sein«, entgegnete Atlan ernst. »Wir wollen uns nichts vormachen, Kleiner. Sobald ich Rhodan unterrichtet habe, wird er mich mit Vorwürfen überhäufen. Dabei würde er in meiner Lage genauso entschieden haben.«

Dr. Bysiphere wandte sich an Atlan und reichte ihm die Hand.

»Auf Wiedersehen, Lordadmiral. Passen Sie gut auf Ihre vier Schiffe auf. Wenn ich auch annehme, dass uns die Okefenokees freundlich gesinnt sind und uns helfen wollen, ist es fraglich, ob sie es auch können. Ihnen ebenfalls alles Gute. Auf Wiedersehen.«

»Bis bald«, dröhnte Paladins Stimme, der sich in Richtung der KC-1 in Bewegung setzte. Dr. Bysiphere folgte ihm. Auch Goratschin und Major Hole Hohle verabschiedeten sich. Als letzter ging Gucky.

 

Die beiden Haluter Icho Tolot und Fancan Teik waren in ihr Kugelraumschiff zurückgekehrt. Es war ihre Aufgabe, für die Fernsicherung des kleinen terranischen Verbandes zu sorgen. Dazu gehörte in erster Linie die Beobachtung der näheren Umgebung mit den Strukturtastern und Ortern. Es konnten noch immer keine Kampfschiffe der Dumfries ausgemacht werden.

»Irgend etwas ist mit Gucky los«, sagte Icho Tolot, als er wieder im Kontrollsessel in der Zentrale des schwarzen Raumschiffes saß. »Er kommt mir schon die ganze Zeit so merkwürdig vor.«

Fancan Teik justierte die Feineinstellung der Orter.

»Das ist mir auch aufgefallen. Er scheint mir nicht mehr so lebendig zu sein wie früher. Er macht den Eindruck, als sei er müde. Müde – und vielleicht ein wenig alt.«

»Das lasse ihn nur nicht hören. Natürlich ist er nicht mehr der jüngste, doch niemand kennt die Lebenserwartung eines Mausbibers. Aber, um ganz ehrlich zu sein, ich hatte schon den gleichen Verdacht. Offensichtlich altert er doch. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er in letzter Zeit einen so niedergeschlagenen Eindruck machte.«

Icho Tolot sah auf die Bildschirme.

»Die Korvette hat sich eben von der CREST gelöst. Ihr Kurs stimmt. Wir werden sie bald aus den Ortern verlieren. Sie ist zu klein, um ein deutliches Echo zu produzieren. Wir können also ihren Flug nicht lange beobachten, aber das wird auch nicht nötig sein. Sollte die KC-1 jemals zurückkehren, werden wir mehr wissen. Inzwischen liegt es an Rhodan, die Okefenokees auf unsere Seite zu bringen. Der gemeinsame Kampf gegen die Mooghs wird die Zwerge überzeugt haben, dass wir keine unehrlichen Ziele verfolgen.«

Atlan saß inzwischen wieder vor den Bildschirmen in der Zentrale der CREST. Nachdem die kleine Flotte der Särge gestartet war, hatten sich Rhodan und Roi Danton wieder mit den Okefenokees in die Verhandlungsräume begeben. Vorerst kam von ihnen keine Nachricht.

Die CREST, die beiden schwarzen Kugelraumer der Haluter und der riesige Fragmentraumer umkreisten weiterhin das Scintilla-System. Streng gesehen, handelte es sich um eine Umlaufbahn, die auf den zweiten Planeten Kliban ausgerichtet war.

Vorerst geschah nichts.

Das große Warten wurde fortgesetzt ...

2.

 

 

Seit einiger Zeit fühlte Gucky sich wirklich nicht mehr wohl. Das mochte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die vergangenen Monate alles andere als eine Erholung gewesen waren. Und so war es auch kein Wunder, dass Gucky sich immer wieder sagte, die merkwürdigen Ermüdungserscheinungen hätten nichts mit seinem Alter zu tun.

Denn Gucky war alt. Wenn er sich recht entsann, lebte er bereits rund sechshundert terranische Jahre. Und die durchschnittliche Lebenserwartung eines Mausbibers lag kaum höher als sechshundert Jahre. Immer hatte Gucky eine Zelldusche und später einen lebensverlängernden Zellaktivator mit dem Hinweis abgelehnt, dass er derartige Hilfsmittel nicht benötige. Er hatte immer wieder betont, dass ihm das Alter nichts ausmache. Das hatte zu den erstaunlichsten Spekulationen hinsichtlich seiner Lebensdauer geführt. Es gab Wissenschaftler, die allen Ernstes annahmen, ein Ilt sei unsterblich. Wenn Gucky derartige Gerüchte zu Ohren kamen, grinste er nur still vor sich hin. Er weigerte sich aber, exakte Angaben zu machen.

Aber nun sah Gucky ein, dass dieses Verhalten ein Fehler gewesen war. Die Schwindelgefühle, die er in letzter Zeit hatte, waren eindeutig auf Altersschwäche zurückzuführen.

Altersschwäche! Er, der einmalige und wunderbare Gucky – und Altersschwäche! Es war nicht auszudenken.

Und es gab nur eine Alternative: Er musste den Weg zurück in die heimatliche Milchstraße finden und dort einen Zellaktivator besorgen. Es gab noch einige, und es würde sehr schwer sein, sie zu finden. Immerhin waren diese Sorgen für Gucky der Anlass gewesen, sich freiwillig zu dem gefährlichen Unternehmen zu melden. Je schneller ein Weg in die Heimat gefunden wurde, desto besser auch für ihn.

Gucky wusste also ganz genau, warum er sein Leben riskierte.

Auch Dr. Armond Bysiphere hatte seine Gründe, wenn sie auch ganz anderer Natur waren. Bei ihm waren es Forschung und Wissenschaft, für die er Kopf und Kragen riskierte. Er wollte wissen, was mit den Zwergen geschah. Er wollte ganz genau wissen, warum man für die Toten eine so kostspielige Bestattung veranstaltete. Die Gründe dafür konnten nicht nur ritueller Natur sein, sondern mussten einen sehr realen Hintergrund haben. Jeder Sarg war ein hervorragend ausgerüstetes Kleinraumschiff. Man baute solche Schiffe nicht, um Leichen in sie zu packen und in die nächste Sonne zu jagen. Irgend jemand legte großen Wert auf die Leichen in den Särgen – und das sicher nicht ohne Grund. Dr. Armond Bysiphere hatte sich für das Unternehmen gemeldet, um herauszufinden, was mit den Leichen geschah.

Bei Major Hole Hohle, dem Eskimo, waren die Motive weniger tiefgründig. Er war ein Mann, der den Kampf liebte. Und damit liebte er auch die Gefahr und ein abenteuerliches Leben. Als er von Atlan erfuhr, worum es ging, war er Feuer und Flamme – anders war seine Begeisterung nicht zu beschreiben. Und für ihn war es ein leichtes gewesen, gleichgesinnte Männer unter den Besatzungen der Korvetten zu finden, die ihn begleiten würden.

So kam es, dass die Korvette KC-1 mit einer Mannschaft startete, die weder Tod noch Teufel fürchtete. Alle wussten, dass Atlan sie bereits aufgegeben hatte, noch bevor sie die CREST verließen. Und sie alle waren fest entschlossen, zur CREST zurückzukehren – schon um dem Arkoniden zu beweisen, dass selbst aussichtslose Unternehmungen von Erfolg gekrönt sein können. Es gab auch niemand an Bord der KC-1, der Atlans Beweggründe nicht verstanden hätte. Der alte Arkonide plante nach rein militärischen Gesichtspunkten, und dazu gehörte es nun einmal, auch Opfer zu bringen, wenn der Erfolg diese Opfer rechtfertigte.

Die Impulstriebwerke der zweiunddreißig in Richtung Zentrum fliegenden Särge strahlten eine so hohe Energiewoge aus, dass es einfach war, sie zu verfolgen. Mühelos konnte die schnelle Korvette die Fahrtbeschleunigung halten, die nur bei knapp einhundert Kilometern pro Sekundenquadrat lag.

Längst war die gelbe Sonne des Scintilla-Systems zu einem kleinen Stern geworden – zu einem Stern unter Tausenden von anderen Sternen. Wenn man aber in die andere Richtung blickte, dorthin, wohin die Särge flogen, waren es nicht nur Tausende, sondern Zehntausende von Sternen. In der Nähe des Zentrums mussten sie so dicht stehen, dass sie oft nur Lichtstunden voneinander entfernt waren.

Hole Hohle saß im Kommandosessel und beobachtete die Instrumente. Noch war es nicht notwendig geworden, den Linearantrieb einzuschalten. Erst als ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit erreicht worden war, deuteten verschiedene Energieechos darauf hin, dass in den drei Meter durchmessenden Kopfkugeln der Sarg-Raumschiffe die Spürtransmitter anliefen.

Das war die erste Veränderung seit dem Start der kleinen Flotte. Major Hohle wurde von einer fieberhaften Spannung erfasst, die sich auf seine Offiziere in der Kommandozentrale übertrug. Die Strukturtaster der Korvette liefen auf Hochtouren. Sie waren genau auf das Intervallecho der eigenartigen Spürtransmitter der Särge einjustiert worden. Die normale Transitionssprungweite eines Transmittersarges betrug fünf Lichtjahre – das war auch Major Hohle bekannt. Das hatte dazu geführt, dass Dr. Bysiphere einige Berechnungen angestellt hatte. Als er die Zentrale betrat, sah sein Gesicht sehr sorgenvoll aus.

»Störe ich Sie, Major?«

Major Hohle deutete auf den freien Sessel neben sich.

»Sie stören nicht, Doktor. Wir können im Augenblick nichts anderes tun, als den Särgen zu folgen. Es deutet alles darauf hin, dass sie bald ihren ersten Sprung durchführen werden. Aber sie können uns nicht entkommen.«

Der Wissenschaftler nickte.

»Das ist mir klar, aber trotzdem wird es Schwierigkeiten geben. Schwierigkeiten hinsichtlich der uns zur Verfügung stehenden Zeit. Schon von Natur aus haben Tote mehr Zeit als die Lebenden. Rechnen Sie nach, Major. Das Ziel der makabren Flotte ist zweifellos das Zentrum dieser Galaxis. Dieses Zentrum ist mehr als achtunddreißigtausend Lichtjahre von uns entfernt. Nun können aber die Särge nur Sprünge von fünf Lichtjahren ausführen. Und das können sie auch nicht in ununterbrochener Folge. Es werden immer wieder kleinere Ruhepausen notwendig sein. Rechnen Sie sich selbst aus, wie lange es dauern wird, bis wir die achtunddreißigtausend Lichtjahre überwunden haben werden.«

Major Hohle nickte langsam.

»Ich habe schon darüber nachgedacht. Es können unter Umständen Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen, bis wir unser Ziel erreichen. Aber das wussten wir schon, als wir starteten. Es ist eines der vielen Risiken, die wir auf uns genommen haben. Vielleicht ist es aber auch so, dass das Ziel der Sargflotte viel näher liegt, als wir annehmen. Es kann reiner Zufall sein, dass die Verlängerung der Linie von dem Planeten Kliban zu diesem Ziel ins Zentrum führt. Dann kann es also genausogut hundert wie achtunddreißigtausend Lichtjahre entfernt sein. Wir werden ja sehen.«

Dr. Bysiphere war nicht so leicht zu überzeugen.

»Ich glaube nicht daran. Ich glaube vielmehr, dass das Ziel der Flotte der absolute Zentrumskern ist. Dort, im Gewimmel der Sterne, sind die Konstrukteure zu Hause. Und sie sind es ohne Zweifel, die auf den Inhalt der Särge Wert legen.« Er beobachtete die kleinen Bildschirme der Ortergeräte. »Wir sind ihnen ganz schön dicht auf den Fersen, nicht wahr?«

»Das sind wir. Wir verlieren sie nicht. Die erste Transition wird gleich stattfinden.«

»Wenn Sie gestatten, Major Hohle, möchte ich mir das ansehen. Vielleicht stelle ich etwas fest, das sich später gut verwerten lässt.«

»Ich habe nichts dagegen, Doktor. Ich glaube im übrigen, dass es gerade unsere Zusammenarbeit ist, die uns unser Ziel erreichen lassen wird. Jeder von uns ist auf seinem Gebiet ein Spezialist, und wenn wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten zusammenlegen, könnte eigentlich nichts schiefgehen. Was machen die anderen?«

»Sie meinen Goratschin und Gucky? Oder Paladin?« Bysiphere zuckte die Schultern. »Sie sind in ihren Kabinen. Ich hege sogar den Verdacht, dass sich der Mausbiber ins Bett gelegt hat und schläft. Harl Dephin und seine Siganesen haben sich in ihren speziellen Aufenthaltsraum eingeschlossen. Wie ich die kleinen Brüder kenne, genehmigen sie sich einen. Ein lustiges Völkchen, diese kleinen Kerle. Und was Goratschin angeht – nun, ich nehme an, dass sich die beiden Köpfe wieder einmal streiten. Sie kennen ja Iwan und Iwanowitsch.«

Major Hohle grinste kurz.

»Und ob ich sie kenne! Unsere Mutanten ...! Ich bin übrigens sehr beruhigt, dass wir sie bei uns haben. Man kommt sich nicht so allein und verlassen vor. Wenn Atlan sie mitfliegen ließ, dann hat er nicht wirklich die Hoffnung aufgegeben, uns wiederzusehen. Man wird also weder Gucky noch Goratschin, noch Paladin sinnlos opfern wollen. Das stärkt ein wenig mein Selbstbewusstsein, denn ich weiß, dass man auch Sie, Doktor, und mich nicht sinnlos opfern würde.«

»Sie werden doch nicht schon jetzt trübe Gedanken bekommen?«, erkundigte sich Bysiphere etwas sarkastisch. »Wir sind gerade erst gestartet.«

Major Hohle gab keine Antwort. Er ließ die Instrumente der Strukturtaster, die eine Transition der Särge sofort anzeigen würden, nicht aus den Augen. Und nach dem Eintreffen des Intervallechos zu urteilen, musste das bald der Fall sein.

»Wie werden sie es schaffen, bei diesen automatischen und daher zwangsläufig etwas ungenauen Transitionssprüngen nicht in eine der zahllosen Riesensonnen zu geraten?«, erkundigte sich Dr. Bysiphere und deutete auf die Orterschirme. »Die Sterne stehen schon hier relativ dicht.«

»Ich nehme an, dass die Spürtransmitter der fliegenden Särge darauf geeicht sind. Alle Sterne senden Energiewellen aus, und die werden aufgefangen, gespeichert und ausgewertet. Im Prinzip, so nehme ich an, sind es diese Energieechos, die den Kurs bestimmen. Nur so ist es möglich, dass keiner der Särge in einer Sonne rematerialisiert. Übrigens ein uraltes Prinzip.«

Ein plötzlicher Transitionsschock erschütterte die Strukturtaster der KC-1.

Zweiunddreißig Särge waren von einer Sekunde zur anderen im Hyperraum verschwunden.

Jetzt, da es geschehen war, wurde Major Hohle wieder ganz ruhig. Die technischen Daten der kleinen Schiffe waren genau bekannt, außerdem war es den Strukturtastern der Korvette möglich, auch das Eintauchecho der winzigen Raumschiffe auf große Entfernungen hinweg wahrzunehmen und die Koordinaten zu bestimmen. Major Hohles Taktik bestand darin, auf dieses Eintauchecho zu warten, den Standort der rematerialisierten Flotte zu bestimmen und im Linearflug dorthin zu eilen.

Das Warten dauerte kaum eine Sekunde.

Auf der Instrumententafel war abzulesen, dass die Särge in der Tat nur fünf Lichtjahre zurückgelegt hatten.

Das Linearmanöver der Korvette war längst eingeleitet worden. Die letzten Berechnungen und Einfütterungen in die Positronik nahmen nur wenige Sekunden in Anspruch. Dann gab Major Hohle Kontakt.

Die KC-1 ging sofort in den Linearraum und erreichte wenige Sekunden später den Wiedereintauchpunkt der Sargflotte. Alle zweiunddreißig Särge hatten sich zu einem dichten Pulk zusammengeschlossen, der klar und deutlich auf den überlichtschnellen Echotastern der KC-1 zu erkennen war.

Dr. Bysiphere konnte seine Bewunderung nicht mehr länger zurückhalten.

»Das hat ausgezeichnet geklappt! Ich hätte nie gedacht, dass wir es so fehlerfrei schaffen würden. Über fünf Lichtjahre hinweg! Das ist doch eine Leistung!«

Major Hohle winkte ab.

»Ich glaube, die Verfolgung der Sargflotte ist der einfachste Abschnitt unseres Abenteuers. Ich habe nur Angst vor dem, was danach geschieht.«

Nun war es Dr. Bysiphere, der abwinkte.

»Nun, das wird dann meine Sorge sein, weil es in mein Ressort fällt. Achten Sie darauf, dass wir die Flotte nicht verlieren. Ich werde später dafür sorgen, dass wir mit der auftretenden Situation fertig werden. Wie lange wird es übrigens noch dauern, bis sie die nächste Transition vornehmen?«

»Nicht sehr lange, nehme ich an, außerdem beschleunigen sie während der Zeit, die sie im Normalraum zubringen. Diese Beschleunigung wird so lange weitergehen, bis sie die einfache Lichtgeschwindigkeit erreicht haben. Bei der gigantischen Entfernung, die wir wahrscheinlich zurücklegen müssen, spielt das keine große Rolle. Es erschwert auch keineswegs die Verfolgung.«

Major Hohle sollte recht behalten.

Bereits fünf Minuten später gingen die fliegenden Särge erneut in die Transition und tauchten fünf Lichtjahre weiter weg wieder auf.

Die KC-1 folgte ihnen unbeirrt.

 

»Dreißig Transitionen – das sind genau einhundertfünfzig Lichtjahre. Wenn das so weitergeht, sind wir in einem Monat noch nicht da.«

Der Kommandant der KC-1 lehnte sich zurück und gähnte.

»Beruhigen Sie sich, Doktor, ich werde auch müde. Immerhin haben wir inzwischen fast Lichtgeschwindigkeit erreicht. So kommen wir wenigstens während der Ruhepausen im Normalraum voran.«

Nach einer Weile erhob sich Dr. Bysiphere und ging in den Computerraum der Korvette. Major Hohle sah ihm nach, dann gab er seinen ursprünglichen Plan auf, das Kommando für eine Weile Captain Fleming zu überlassen. Er war ziemlich sicher, dass Bysiphere wieder Berechnungen anstellte, und das Ergebnis wollte er noch abwarten. Er sah wieder auf den halbrund geformten Panoramaschirm, in dessen Mitte der Pulk der Sargschiffe als heller, verschwommener Fleck zu erkennen war. Dieser Fleck wurde immer undeutlicher, je dichter die Sonnen beieinander standen.

Der Hintergrund bestand aus einem matt schimmernden Blau, das zum Rand des Schirms hin schwächer wurde. Dazwischen funkelten Zehntausende von Sternen.

Wieder eine Transition. Und wieder nur fünf Lichtjahre.

Dr. Bysiphere kam in die Kommandozentrale zurück. Er setzte sich wieder neben Major Hohle.

»Wir haben darüber gesprochen, wie lange es dauern wird, bis wir den Zentrumskern erreichen. Ich bin aber nun davon überzeugt, dass es doch nicht so lange dauern wird. Die Konstrukteure des Zentrums besitzen Mittel und Wege, die Särge viel schneller an ihr Ziel zu bringen. Wir müssen also damit rechnen, dass sehr bald etwas geschieht – und zwar etwas sehr Entscheidendes. Ich würde Ihnen raten, Major, sich nicht in Ihre Kabine zu begeben, um zu schlafen, sondern lieber eine Wachhaltetablette zu nehmen. Auch ich werde hierbleiben. Vielleicht wird es noch dreißig Transitionen geben, vielleicht auch fünfzig, vielleicht aber nur noch zwei.«

Der Major holte tief Luft, dann blies er sie enttäuscht wieder aus.

»Ich weiß ja nicht, was Sie drüben im Computerraum gemacht haben, aber ich finde Ihre Theorie sehr vage und unwahrscheinlich. Was soll denn geschehen? Können Sie sich nicht deutlicher ausdrücken?«

Dr. Bysiphere schüttelte verwundert den Kopf.

»Noch deutlicher? Irgend etwas wird geschehen – ich weiß natürlich nicht, was, aber es wird etwas geschehen. Denken Sie doch nur einmal zurück. Haben Sie nicht schon einmal etwas erlebt, das als ›Absolute Bewegung‹ bezeichnet wurde? Erinnern Sie sich nicht, wie die CREST von dieser Absoluten Bewegung erfasst und mit sehr hoher Überlichtgeschwindigkeit davongerissen wurde? Damals legte sie eine sehr große Strecke zurück, und zwar ohne Transitionserscheinungen, ohne eingeschalteten Linearantrieb. Es ist den Konstrukteuren des Zentrums also möglich, jeden beliebigen Gegenstand über jede beliebige Strecke zu versetzen. Warum sollten sie das nicht auch mit den Särgen tun?«

Major Hohle sah ihn forschend an.

»Da haben Sie recht. Ich muss Ihnen zustimmen. Aber warum geschieht das nicht von Anfang an? Warum erst dieser umständliche Start und die noch umständlicheren Transitionen?«

»Auch dafür gäbe es eine logische Erklärung. Die Konstrukteure des Zentrums wollen nicht, dass die Okefenokees auch nur die geringste Ahnung davon haben, dass die Leichen nach der merkwürdigen Bestattung noch gebraucht werden. Wir wissen selbst nicht, welchen Zweck diese ganze Maßnahme verfolgt. Also geschieht am Anfang alles recht umständlich und so, dass kein Verdacht erregt wird. Erst später, tief im Weltraum, können diese Konstrukteure des Zentrums Besitz von den Verstorbenen ergreifen und sie dorthin bringen, wohin sie gelangen sollen. Und ich nehme an, dass das mit Hilfe der Absoluten Bewegung geschieht. Ich habe die Positronik befragt, und die ist der gleichen Meinung wie ich. Leider kenne ich den Zwischenfall mit der Absoluten Bewegung nur aus den Berichten, denn ich war damals ja nicht dabei. Aber ich kann mir vorstellen, um was es sich handelt – nämlich um nichts anderes als um einen gewaltigen Traktorstrahl, der, von unbekannten Mächten gesteuert, aus dem Innern des Zentrumskerns kommt.«

Major Hohle hatte aufmerksam zugehört, ließ aber dabei den Panoramaschirm nicht aus den Augen. Das blaue Leuchten, das in der Nähe des Zentrums am intensivsten war, hatte sich nicht verändert.

»Ein Traktorstrahl, der über Tausende von Lichtjahren hinweg wirksam ist – technisch gesehen ein heller Wahnsinn, aber schließlich habe ich es damals selbst miterlebt. Hier in dieser Galaxis ist alles möglich. Im übrigen könnten Sie recht haben, Dr. Bysiphere. Die Konstrukteure des Zentrums wollen etwas von den Toten – also werden sie nicht monatelang warten, bis sie sich ihrer bemächtigen können. Schlagen Sie irgendwelche Maßnahmen vor?«

»Sie meinen, wenn mein Verdacht sich bestätigt?« Dr. Bysiphere nickte. »Wenn die Särge von dem Traktorstrahl erfasst werden, können sie über viele tausend Lichtjahre versetzt werden. Wir müssen also dafür sorgen, dass wir ebenfalls in den Bereich der Absoluten Bewegung geraten – was immer auch dann geschehen mag. Ich würde vorschlagen, dass Sie der Besatzung das Anlegen der Raumanzüge und das Schließen der Helme befehlen, sobald die Geschichte ihren Anfang nimmt. Man weiß nicht, was dabei alles passieren kann. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, Major, ich möchte den Leuten mit gutem Beispiel vorangehen ...«

Major Hohle sah hinter ihm her. Über Interkom befahl er der Mannschaft das Anlegen der Raumanzüge und weckte auch die Mutanten. Dann nahm er die von Dr. Bysiphere empfohlene Tablette und widmete sich erneut seiner Aufgabe als Pilot der Korvette.

Als er den Panoramaschirm betrachtete, glaubte er eine gewisse Veränderung in dem blauen Leuchten bemerken zu können. Es schien ihm greller geworden zu sein, und noch ehe ihm richtig klar wurde, was sich wirklich verändert hatte, schoss eine ungeheure, blauleuchtende Energieflut auf die Flotte der Särge und die KC-1 zu. Der Vorgang wurde nicht nur auf dem Bildschirm sichtbar, er wurde auch von allen Instrumenten der Korvette registriert.

Dann war das ganze Universum blau, und die Sterne schimmerten nur noch schwach durch den Farbvorhang. Über Interkom befahl Major Hohle das Schließen der Raumhelme und das Anschnallen an die Spezialsessel.

Major Hohle rührte sich nicht von seinem Platz. Er starrte auf die Bildschirme und die Instrumententafel. Unter seinen Füßen spürte er eine gewaltige Erschütterung, als das blaue Leuchten die KC-1 einhüllte. Auf den Orterschirmen waren die fliegenden Särge deutlich zu erkennen. Die Entfernung zur Korvette betrug nur wenige Lichtsekunden.

Ein unbeschreibliches Tosen und Klirren erfüllte alle Räume der KC-1. Die Außenmikrophone der Raumanzüge reagierten sehr empfindlich auf den Lärm, und Major Hohle konnte die aufgeregten Stimmen der Besatzung deutlich hören. Dann drang Bysipheres Stimme energisch durch den Krach. Der Wissenschaftler erklärte über Helmfunk, dass sich die Schiffsmasse der Korvette in das hyperenergetische Gefüge der Absoluten Bewegung einordne, was natürlich nicht ohne Komplikationen vor sich gehe.

Damit konnte Major Hohle nicht viel anfangen. Für ihn war es keine Erklärung, sondern eine ihm unverständliche Feststellung, und zum Glück für ihn war es vorerst Bysipheres letzte Erklärung.

Denn die KC-1 wurde mit fürchterlicher Gewalt und von einer Sekunde zur anderen in den Hyperraum geschleudert.

Mit allen Menschen an Bord entmaterialisierte das Schiff und verschwand aus dem normalen Raum-Zeit-Gefüge.

 

Wenn man den Uhren in der KC-1 glauben konnte, waren nur Sekunden vergangen. Es war kein Transitionsschmerz aufgetreten, und auch die Rematerialisation erfolgte ohne Nachwirkungen. Major Hohles erster Blick galt den Bildschirmen. Das ganze Universum war in ein ungeheures, blaues Wabern getaucht und die Korvette schwebte mitten darin. Das Blau war intensiver geworden, und die Sterne standen nun so dicht, dass man kaum noch Zwischenräume erkennen konnte. Man befand sich also in unmittelbarer Nähe des Zentrumskerns von M 87.

Der zweite Blick des Majors galt den Orterschirmen. Er entdeckte den dichten Pulk der Särge unmittelbar vor der KC-1. Die Geschwindigkeit hatte sich nicht verändert; sie lag immer noch unter der des Lichtes.

Captain Fleming, der Erste Offizier, betrat die Zentrale.

»Im Schiff ist alles in Ordnung, Sir. Wenn ich mir eine Frage gestatten darf ...?«

Major Hohle nickte.

»Fragen Sie nur, Captain. Es ist genug geschehen, um jede Frage zu rechtfertigen.«

»Sie warnten über Interkom vor einer bevorstehenden Transition. Sie hat stattgefunden, wenn ich mich nicht irre. Hat sie etwas mit dieser Absoluten Bewegung zu tun, die wir schon einmal erlebten?«

»Ja, das hat sie, Captain. Wir gerieten in den Zugstrahl der Konstrukteure des Zentrums – zusammen mit den Särgen, die wir verfolgen. Wir haben eine Strecke zurückgelegt, die ich bisher noch nicht genau bestimmen konnte. Die Berechnungen laufen bereits.«

»Danke, Sir. Soll ich Sie jetzt ablösen?«

Hohle schüttelte den Kopf.

»Noch nicht, Captain. Sie können aber trotzdem in der Zentrale bleiben. Ich möchte erst die Ergebnisse der Berechnungen abwarten. Sobald ich unseren Standort kenne, gönne ich mir eine kleine Pause. Vorher aber plane ich noch ein kleines Manöver. Sehen Sie dort die Särge?«

»Ja, Sir. Ich würde den Abstand auf eine knappe Lichtsekunde schätzen.«

»Gut geschätzt, Captain. Ich möchte aber den Abstand noch verringern. Ich glaube nämlich, dass wir kurz vor einer entscheidenden Phase des Unternehmens stehen. Und wenn diese Phase anläuft, möchte ich nicht sehr weit von den Sargschiffen entfernt sein.«

Dr. Bysiphere kam in die Kommandozentrale. Er sah ein wenig erschöpft aus, schien sich aber sonst ganz wohl zu fühlen.

»Das hätten wir hinter uns, Major. Zumindest brauchen wir uns nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, wie lange wir für den Flug bis zum Zentrum dieser Galaxis benötigen. Wir haben ihn bereits hinter uns, und er hat kaum eine Sekunde gedauert. Aber so ist das immer. Man schafft sich die Probleme selbst und vergisst immer wieder dabei, dass sich alle Probleme mit der Zeit von selbst lösen. Dafür gibt es dann allerdings andere.«

»Damit haben Sie vollkommen recht, Doktor. Wie geht es den Mutanten?«