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ZWERGFADENFISCHE

DIE GATTUNG TRICHOGASTER

Jürgen Schmidt

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Bildnachweis
Titelbild: Trichogaster lalius B. Kahl
Bild Seite 1: Trichogaster lalius B. Kahl

Fotos ohne Bildnachweis vom Autor

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eISBN: 978-3-86659-372-5

© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Kriton Kunz
Layout: Malte Rommel

Inhalt

Vorwort

Systematik

Lebensweise

Nahrung

Revierkämpfe

Fortpflanzung

Art- oder Gesellschaftsaquarium?

Standort und Einrichtung des Aquariums

Technik

Bepflanzung

Wo bekomme ich Zwergfadenfische?

Die neuen Fische

Artenteil

Trichogaster bejeus

Trichogaster chuna

Trichogaster fasciatus

Trichogaster cf. labiosa

Trichogaster lalius

Literatur

Vorwort

In der Aquaristik werden unter den Namen Guramis und Fadenfische unterschiedliche Arten aus verschiedenen Familien der Labyrinthfische verstanden. Faszinierend ist die über die Jahrhunderte durchgängige Beliebtheit der Zwergfadenfische (Gattung Trichogaster). Vor allem für Einsteiger in die Aquaristik sind die Eigenschaften dieser Fische wie „bunt“ und „robust“ wichtige Auswahlkriterien.

Wussten Sie schon?

Von Mitgliedern der Internationalen Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL) sind fast alle der gut 200 Labyrinthfischarten als Nachzuchten erhältlich. Termine von Treffen der IGL und der Veranstaltungen der zahlreichen Regionalgruppen erfahren Sie direkt bei der IGL (www.igl-home.de) oder auch in der Fachzeitschrift AMAZONAS (www.ms-verlag.de). Gleiches gilt für den AK Labyrinthfische im VDA (www.aklabyrinthfische-eac.eu). Neben der Möglichkeit, seltene Fische erwerben zu können, finden Sie in den Vereinen erfahrene Aquarianer, die Ihnen gerne mit Rat und Tat weiterhelfen.

Der verantwortungsvolle Aquarianer wird seinen Pfleglingen trotz ihrer Robustheit natürlich möglichst optimale Bedingungen bieten. Aber es ist nicht nur für den Anfänger angenehm, wenn durch einen Fehler, beispielsweise den Ausfall einer Filterpumpe, nicht gleich eine Katastrophe im Fischbestand ausgelöst wird – und Zwergfadenfische verzeihen solche Fehler eben auch einmal.

Dr. Jürgen Schmidt,
Ruhmannsfelden, im Herbst 2009

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Trichogaster cf. labiosa
Foto: B. Kahl

Systematik

Zwergfadenfische, auch Guramis genannt, zählen zu den Kletterfischen, die oft verallgemeinernd als Labyrinthfische bezeichnet werden. Darunter sind sehr unterschiedliche Fische zusammengefasst. Zum einen handelt es sich um die eigentlichen Labyrinth- oder Kletterfische, zum anderen um die Schlangenkopffische der Gattung Channa. Beide Fischgruppen zeichnen sich durch ein zusätzliches Atemorgan aus, mit dem die Tiere neben der Kiemenatmung auch atmosphärische Luft von der Wasseroberfläche aufnehmen können. Dieses Atemorgan wird aufgrund seiner vielfachen Faltung als „Labyrinth“ bezeichnet. Deshalb nennt man Fische mit solchen Organen „Labyrinthfische“, auch wenn die beiden Gruppen möglicherweise nicht näher miteinander verwandt sind.

Den Namen Kletterfische, Anabantoidei, erhielten die Vertreter dieser Gruppe, weil einige ihrer Mitglieder in der Lage sind, eventuell austrocknende oder keine Nahrung mehr enthaltende Gewässer zu verlassen, über Land zu kriechen und so andere Lebensräume zu erreichen. Dies geschieht vor allem während der Nacht, wenn die Gefahr der Austrocknung des Körpers nicht so groß ist.

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Trichogaster lalius, blaue oder Neon-Form

Außerdem ist zu beachten, dass das Gleichgewichts-Sinnesorgan aller Wirbeltiere, also auch der Fische – einschließlich der Labyrinthfische – ebenfalls als Labyrinth bezeichnet wird. Dadurch kam und kommt es gelegentlich zu Verwechslungen. Fadenfische haben also jeweils zwei Labyrinth-Organpaare – zum einen das Atemlabyrinth und zum anderen das Gleichgewichtslabyrinth.

In der gängigen Literatur werden zu den Zwergfadenfischen der Gattung Trichogaster, früher Colisa, gewöhnlich vier Arten gezählt. Wer sich intensiver mit diesen Fischen befasst, der weiß jedoch schon seit längerem, dass es tatsächlich mehr als die vier aquaristisch bekannten Formen gibt. Frank SCHÄFER (2009) hat sich in den „Betta-News“ intensiv mit diesem Thema beschäftigt.

Zunächst sind die beiden Gattungen der Fadenfische, Trichogaster und Trichopodus, zu unterscheiden. Am einfachsten lassen sich ihre Vertreter anhand der Ausprägungen ihrer Rückenflosse trennen. Während die Rückenflosse der Trichogaster-Arten jeweils etwa gleich lang wie die Afterflosse ist, setzt die Rückenflosse bei Trichopodus-Arten etwa in der Körpermitte an und endet weit vor dem Ende der Afterflosse. Die Trichopodus-Rückenflosse enthält also weniger Flossenstrahlen und ist entsprechend kürzer als jene der Trichogaster-Arten.

Auch geografisch sind die beiden Gattungen getrennt: Während Trichogaster ausschließlich in Indien und dessen Nachbarländern heimisch ist (die künstliche Verbreitung durch den Menschen einmal unberücksichtigt), kommt Trichopodus nur in Hinterindien vor, das heißt der Region, die u. a. von Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam und Teilen Süd-Chinas über Malaysia, Singapur und Indonesien (westlich der Wallace-Linie) gebildet wird. Burma (auch Birma, Myanmar) bildet die Verbreitungsgrenze beider Gattungen. Dort gibt es nach bisherigen Kenntnissen Trichogaster, jedoch keine Trichopodus, während es sich im angrenzenden Thailand umgekehrt verhält.

Wussten Sie schon?

Fadenfische sind dort, wo sie vorkommen, meist ausgesprochen häufig und werden gewöhnlich als Speisefische genutzt.

Die Artunterscheidung innerhalb der Gattung Trichogaster ist nicht einfach. Für die richtige Benennung ist zu berücksichtigen, dass die größeren Trichogaster, die wir in den Zooläden meist noch unter der Sammelbezeichnung „Colisa fasciata“ finden, je nach Fundorten und individuell deutlich variieren. Problematisch ist, dass Trichogaster fasciatus nie richtig nachbestimmt wurde. Die Art wurde von BLOCH & SCHNEIDER (1801) beschrieben. Das Typusmaterial waren zwei in Alkohol aufbewahrte Fische, die BLOCH unter der Herkunftsbezeichnung „Pondicherry“ in seine Sammlung eingereiht hatte. In Pondicherry (an der Südostküste Indiens, der Koromandelküste) fand SCHÄFER (2009) aber nie Trichogaster. Diese Fische fehlen überhaupt in Süd-Indien und auf Sri Lanka. Aber BLOCH wurde wahrscheinlich nicht beschwindelt, was den Fundort des Typusmaterials angeht, sondern die Fische wurden, wie damals bei den Seeleuten oft üblich, auf einem Markt erworben und von Pondicherry aus nach Deutschland mitgebracht. Daher lässt es sich nicht mehr ermitteln, woher die Fische tatsächlich kamen. Aber der Beschreibung von Trichogaster fasciatus ist eine Zeichnung beigefügt. Diese lässt wichtige Details erkennen. CUVIER & VALENCIENNES (1831) beschrieben, ebenfalls aus Pondicherry, Trichogaster ponticerianaT. fasciatusT. ponticerianaTrichogaster fasciatusAMILTONTrichopodus colisaT. bejeusCHÄFERTrichogaster bejeus