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  Martina Merckel-Braun– Glück auf kleinen Pfoten | Erlebnisse einer Hundefreundin– SCM Hänssler

SCM | Stiftung Christliche Medien

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ISBN 978-3-7751-7185-4 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5535-9 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© der deutschen Ausgabe 2014
SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
71088 Holzgerlingen

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Umschlaggestaltung: Jens Vogelsang, Aachen

Inhalt

Ein paar Worte zuvor …

Der Anfang einer großen Liebe

Ein Traum und seine Wurzeln

Drei Namen auf drei Beinen

Berry

Ein Wolf in unserem Haus

Kleiner Hund – ganz groß!

Elsas Vermächtnis

Ein Traum wird wahr

Stille Zeit

Glück auf kleinen Pfoten

Nächtlicher Weckruf

Tauschgeschäfte

Herzensangst

Niemals allein

Geliebt und unvergessen

Übersprudelnde Freude

Ansteckende Begeisterung

Doppelt erwählt

Neue Visitenkarten

Baden gegangen

Der Preis der Freiheit

Übermächtige Versuchung

Musterhafte Patientin

Nützliche Sprachkenntnisse

Berge versetzen

Die wichtigste Beziehung

Welpenglück und Welpenleid

Rangordnung – ganz entspannt!

Spitz, pass auf!

Ein hoher Preis

Im Bundeswehrwald

Nah – und fern!

Fehler machen erlaubt!

Ganz anders und doch gleich viel wert

Aus dem Fenster gelehnt

Genuss ohne Reue

Erste Liebe

Gut aufgehoben

Sehnsucht nach Gemeinschaft

Treue um Treue

Ende gut – alles gut!

Quellen

Auflistung Bibelstellen

Für meine Eltern,
die mich von Kind an gelehrt haben,

Tiere als meine Mitgeschöpfe zu achten

und zu lieben.

In jedem Geschöpf der Natur

lebt das Wunderbare.

Aristoteles

Ein paar Worte zuvor …

Schon seit meiner frühen Kindheit haben Tiere – insbesondere Hunde – eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Viele Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, haben mit Hunden zu tun, und ich habe im Laufe der Jahre viel durch sie gelernt. Ich glaube, dass auch die Tiere ein Ausdruck und Spiegel von Gottes Liebe und Schöpfermacht sind. Er hat sie uns geschenkt, weil er uns durch sie segnen möchte. Sie sind unserer Fürsorge anvertraut, und ihre Würde zu achten, ist ein Zeichen des Respektes, den wir unserem Schöpfer entgegenbringen.

Viele der Gleichnisse, die Jesus im Neuen Testament erzählt, um uns wichtige biblische Wahrheiten zu erklären, handeln von Tieren. Auch im Alten Testament gebraucht Gott immer wieder Beispiele aus der Tierwelt, um uns bestimmte Aspekte seines Wesens oder geistliche Wahrheiten zu offenbaren.

In ähnlicher Weise hat Gott mir durch die Hunde, mit denen ich im Laufe meines Lebens zu tun hatte, viel über sich selbst, sein Wesen und sein Empfinden gezeigt. Denn mir wurde unter anderem klar: Da Gott uns nach seinem Bild geschaffen hat, sind die Liebe, Fürsorge, Geduld und so weiter, die wir für unsere Tiere empfinden, immer nur ein Abbild dessen, was Gott uns gegenüber empfindet.

So möchte ich in diesem Buch nicht nur von meinen Hunden erzählen, sondern auch davon, was ich durch das Leben mit ihnen mit Gott erlebt und über ihn gelernt habe.

Egal, wie wenig Geld und Besitz du hast,

einen Hund zu haben, macht dich reich!

Louis Sabin

Der Anfang einer großen Liebe

Als ich Ende der 1950er-Jahre im schönen Lipperland geboren wurde, besaßen meine Eltern ein Ausflugslokal an einem kleinen See, einen alten DKW – und eine Schäferhündin namens Ada. Als mein stolzer Vater meine Mutter und mich etwa zehn Tage nach meiner Geburt nach Hause holte, war Ada natürlich äußerst aufgeregt und neugierig. Sie drängte sich an meine Mutter heran und versuchte, das kleine Bündel, das ihr Frauchen da in den Armen trug, zu beschnuppern. Erschrocken wollte mein Vater sie abwehren und aus dem Schlafzimmer aussperren, in das meine Eltern mich brachten – aber meine Mutter befolgte intuitiv eine ganz andere Strategie: Sie setzte sich mit ihrem Baby aufs Bett und ließ Ada Bekanntschaft mit mir schließen. Während die Hündin die Pfoten auf ihren Schoß stellte, mich mit gespannter Aufmerksamkeit betrachtete und vorsichtig mein Gesicht beschnupperte, sprach meine Mutter mit sanfter Stimme auf Ada ein: »Sieh mal, Ada, das ist unser kleines Mädchen. Sie gehört jetzt zu uns. Du brauchst keine Angst zu haben, dass sie dir etwas wegnimmt. Wir haben dich immer noch genauso lieb wie vorher. Und du darfst uns jetzt helfen, sie zu beschützen. Du musst lieb zu ihr sein und gut auf sie aufpassen. Willst du uns das versprechen?«

Treuherzig sah Ada sie an. Sie schien jedes Wort zu verstehen. Während der darauffolgenden Wochen und Monate, ließ sie niemals eine Spur von Eifersucht erkennen. Wenn meine Eltern im Restaurant arbeiteten, und das Wetter schön genug war, sodass ich in meinem Kinderwagen im Freien stehen konnte, vertrauten sie mich unbesorgt Adas liebevoller Fürsorge an: Die treue Hündin blieb neben dem Kinderwagen liegen und wachte aufmerksam darüber, dass niemand ihrem Schützling Schaden zufügte oder ihn entführte. So manchen Gast hat das Bild des kleinen Kindes, das so fürsorglich von einem großen Schäferhund bewacht wurde, zum Schmunzeln gebracht und gerührt.

Leider habe ich selbst keine eigenen bewussten Erinnerungen an diese Episode meines Lebens, denn Ada starb viel zu früh – sie wurde, als sie gerade zwei Jahre alt war, von einem Auto überfahren. Durch eine Anzahl alter Schwarz-Weiß-Fotos und die Erzählungen meiner Eltern, hat diese treue Hündin jedoch einen festen Platz in meinem Herzen. Und ich muss heute noch ein bisschen darüber schmunzeln, dass mein erstes Wort, wie meine Eltern mir immer wieder glaubhaft versicherten, nicht Mama oder Papa war – sondern Ada.

Der treue Freund ist wie Medizin im Leben,

er ist ein wertvoller Schutz.

Johannes Chrysostomus

Ein Traum und seine Wurzeln

Ich war von Kind an von beinah jedem Tier begeistert, aber mehr als alle anderen liebte ich Hunde. Und unter diesen hatte es mir eine Rasse ganz besonders angetan – der Spitz. Während Spitze heute eher selten zu sehen sind, hatte ich in meiner Kindheit reichlich Gelegenheit, Vertreter dieser Rasse zu beobachten. Seltsamerweise weckten diese Hunde in mir eine unbestimmte Sehnsucht, ich betrachtete sie mit einer Art scheuem Respekt.

Schon zu dem ersten Spitz, den ich – wenn auch nur aus der Distanz – kennenlernte, gab es eine bewegende Geschichte: Der kleine, weiße Bürschi, wie er gerufen wurde, lebte auf dem Nachbargehöft. Meine Eltern erzählten mir, dass er dabei gewesen war, als unsere Ada überfahren wurde. Die beiden Hunde waren zusammen ausgerissen, hatten sich ein paar schöne Stunden gemacht, und beim sorglosen Überqueren der Straße hatte es Ada erwischt. Doch dann geschah etwas Seltsames: Der kleine Spitz setzte sich neben seine überfahrene Gefährtin, und ließ über Stunden hinweg nicht zu, dass sich ihr jemand näherte und den reglosen Körper von der Straße räumte. Bürschi wachte neben seiner toten Kameradin und ließ niemanden an sie heran. Wie diese Geschichte schließlich endete, weiß ich nicht mehr – aber seit ich sie gehört hatte, empfand ich diesem kleinen Kerl gegenüber eine eigenartige, beinah ehrfürchtige Scheu. In meinen Augen war er immer der treue, kleine Hund, der seine tote Freundin beschützt hatte. Auf den Gedanken, dass unsere Ada ohne ihn vielleicht gar nicht weggelaufen wäre, bin ich damals überhaupt nicht gekommen …

Bald lernte ich noch weitere Spitze kennen: Zuerst den schwarzen Sherry, der mit wildem Gekläff das Haus einer Freundin verteidigte, bei der ich die Flipper- und Fury-Filme anschauen durfte, weil meine Eltern noch keinen Fernseher besaßen. Später dann die schneeweiße Tosca, die die Aufgabe hatte, die Vorräte des benachbarten Kohlenhändlers zu bewachen, und ihn auf den Fahrten zu seinen Kunden zu begleiten. Das Bild, wie die charmante Königin der Kohlenberge auf dem Beifahrersitz des Lieferwagens hockte und stolz aus dem heruntergekurbelten Fenster schaute, steht mir noch heute lebhaft vor Augen.

Der Spitz von Witwe Bolte aus dem Büchlein »Max und Moritz« hatte meine tiefste Sympathie: Wie ungerecht war es doch, dass der arme Kerl unschuldig verprügelt wurde, weil er seiner Herrin pflichtschuldig den Hühnerdiebstahl gemeldet hatte und daraufhin selbst verdächtigt wurde, den knusprigen Braten verspeist zu haben …

Samstags nahmen meine Eltern mich oft mit nach Detmold zum Markt, und manchmal gingen wir anschließend in ein Caféhaus. Dort bekam ich eine weitere Gelegenheit, Spitze zu beobachten – diesmal in einer ganz anderen Umgebung. Denn in dem Café sah ich immer wieder elegant gekleidete Damen mit perlenbestickten Haarnetzen, die sich mit ihren Freundinnen zum Kaffeekränzchen trafen, Buttercremetorte verzehrten und dabei von ihren gepflegten Spitzen begleitet wurden. Diese wussten sich in dem feinen Ambiente tadellos zu benehmen.

Ich glaube, in dieser Zeit wurde in mir der Gedanke geboren: Irgendwann in meinem Leben, möchte ich mal einen Spitz haben.

Dieser Gedanke begleitete mich von da an wie eine unaufdringliche Hintergrundmusik, die leise in meinem Kopf spielte und immer wieder einmal an mein Bewusstsein drang. Ich stellte mir vor, wie ich eines Tages mit solch einem kleinen Gefährten auf dem Sofa sitzen, im Auto fahren und im Park spazieren gehen werde … Und in mir war die tiefe Gewissheit, dass dieser Traum eines Tages, irgendwann einmal Wirklichkeit werden würde.

Ein Hund wird sich an drei Tage Freundlichkeit

drei Jahre lang erinnern.

Sprichwort

Drei Namen auf drei Beinen

Einige Jahre darauf lerne ich einen weiteren Vertreter dieser liebenswerten Rasse kennen. Ich mache mit meinen Eltern, im Bayerischen Wald, Urlaub auf dem Bauernhof. Es ist gar nicht so leicht, unseren freundlichen Wirt zu verstehen – es dauert einige Zeit, bis wir uns ein wenig in die urbayerischen Klänge eingehört haben. Wir genießen die reine Luft, die herrlich grüne Landschaft und die deftige Hausmannskost – die letztere begeistert vor allem meinen Vater.

Neben ausgedehnten Wanderungen, stehen auch immer wieder Erkundungsfahrten in die nähere Umgebung auf dem Programm. Jedes Mal, wenn wir mit dem Auto die Staubstraße entlangfahren, die zu unserem abseits gelegenen Feriendomizil führt, vollzieht sich an einer bestimmten Abzweigung dasselbe Ritual: Mein Vater hält den Wagen an, meine Mutter steigt aus, schaut zu dem nahegelegenen Gehöft hinüber und ruft: »Bürschi!«

Wenige Augenblicke später kommt ein kleiner weißer Spitz den Weg entlanggeflitzt. Obwohl ihm ein Hinterbeinchen fehlt, ist er erstaunlich schnell – offensichtlich hat er gelernt, mit seinen drei Beinen zurechtzukommen.

Bürschi heißt eigentlich Max, wie wir von seinem Besitzer erfahren haben, wird jedoch gemeinhin Zamperl gerufen. Aber für uns ist der kleine weiße Kerl eben der Bürschi. Er hat mit seinem neuen Namen auch keinerlei Probleme, im Gegenteil: es ist Musik in seinen Ohren, wenn er ihn hört. Denn wenn unser Auto angefahren kommt, anhält und dieser Name gerufen wird, heißt das für ihn: Er bekommt ein Geschenk. Ja, natürlich – es ist etwas zu essen. Er ist ein Hund, und was könnte ihm mehr Freude machen als eine Scheibe Wurst vom Frühstückstisch, ein Stückchen Rindfleisch vom Mittagessen oder ein Käsebrot, das bei der Wanderung nicht verzehrt wurde? Wir achten darauf, nie an dem Gehöft vorbeizufahren, ohne eine Kleinigkeit für Bürschi dabeizuhaben. Mit der Zeit kommt der Kleine schon mit wehender Ringelrute angelaufen, wenn er unseren Wagen nur in der Ferne sieht und das vertraute Geräusch des Dieselmotors vernimmt. Dankbar und glücklich nimmt er sein kleines Geschenk in Empfang, leckt meiner Mutter die Hände und trottet, wenn sich die Autotür wieder schließt und der Wagen weiterfährt, zufrieden zu seinem Zuhause zurück.

Als wir eines Tages anhalten, um Bürschi sein Mitbringsel zu geben, hockt der kleine Kerl in einem Waschzuber und wird von der Bäuerin gewaschen. Seine verantwortungsvollen Aufgaben als Bauernhofspitz machen es anscheinend erforderlich, dass er von Zeit zu Zeit einer ordentlichen Grundreinigung unterzogen wird. Ehe die Bäuerin sich versieht, ist Bürschi aus dem Zuber gesprungen und kommt, über und über mit Schaum bedeckt und zur Hälfte geschoren, am Auto an. Der Anblick ist so komisch, dass wir Tränen lachen müssen. Ja, wenn Bürschi den vertrauten Wagen sieht und ein Leckerchen erwartet, lässt er sich eben durch nichts davon abhalten, zu uns zu sausen.

Nach den Sommerferien vergeht ein ganzes Jahr, ehe wir wieder die Staubstraße zu unserem Ferienquartier entlangfahren. Bürschi hat Glück – der Urlaub hat uns so gut gefallen, dass wir unser Quartier auch für die nächsten großen Ferien gebucht haben.

Ob inzwischen andere Autos mit ähnlichem Aussehen oder Motorengeräusch die Straße entlanggefahren sind, ob er vergeblich hinter ihnen hergelaufen ist und bitter enttäuscht wurde?, fragen wir uns. Ob der Kleine uns überhaupt noch kennt?

Als wir anhalten und seinen Namen rufen, erfahren wir die Antwort: Mit wehender Ringelrute kommt ein kleiner, dreibeiniger Hund vom Hof geflitzt, hüpft begeistert um uns herum und leckt meiner Mutter die Hände. Bürschi hat uns und die kleinen Gaben, die er von uns erhalten hat, nicht vergessen.

Wenn ich heute an diese Geschichte zurückdenke, bewegt mich die Dankbarkeit dieses kleinen Tieres. Und ich möchte lernen, all das Gute, das ich von Gott empfangen habe und Tag für Tag von Neuem empfange, wertzuschätzen und niemals zu vergessen.

Tiere sind so angenehme Freunde.

Sie stellen keine Fragen und üben keine Kritik.

George Eliot

Berry

In den nächsten Jahren bereichern eine Reihe anderer Tiere mein Leben: Der sanftmütige Collie Etzel meiner Patentante, der mit grenzenloser Geduld Pfötchen gibt und sich dafür mit Streicheleinheiten und Frolics beschenken lässt. Die munteren Shetlandponys des Dorfpolizisten, an deren Weide wir Schulkinder jeden Morgen auf dem Schulweg vorbeikommen, sodass uns keine trächtige Stute, kein neues Fohlen entgeht. Die Rehe und Kaninchen, die um unser im Wald gelegenes Haus herum leben, und von meinen Eltern, so gut wie möglich, gegen die Zudringlichkeiten der jeweiligen Jagdpächter verteidigt werden. Die beiden Amseln, die über Jahre hinweg jedes Frühjahr in unserer Garage brüten und unbesorgt zulassen, dass wir ihre winzigen, flaumigen Babys aus der Nähe beobachten und ihnen gelegentlich selbst einmal ein Regenwürmchen in die aufgesperrten Schnäbel stecken. Die Meisen, Finken, Rotkehlchen, Dompfaffen, Spechte, Elstern und Fasanen, die wir, Winter um Winter, an dem auf der Terrasse eingerichteten Futterplatz beobachten. Das halb verhungerte Katerchen, das meine Mutter im Garten findet und aufpäppelt, das sich von mir im Puppenwagen herumfahren lässt. Die kleinen Igel, die zu mager sind, um den bevorstehenden, langen Winterschlaf zu überleben, und die darum in unserem Heizungskeller Aufnahme finden …

Und dann, endlich: Berry, mein erster eigener Hund. Kein Spitz, sondern ein blonder Hovawartrüde – die Rasse haben meine Eltern ausgesucht. Aber ich darf den kleinen, tapsigen Welpen aus einem Wurf allerliebster Fellknäuel auswählen, ich darf ihn versorgen, pflegen und erziehen. Mit ihm unternehme ich ausgedehnte Spaziergänge und Fahrradtouren, mit ihm trainiere ich auf dem Hundeplatz. Mit ihm gehe ich auf die Welthundeausstellung in Dortmund, wo er, zu meinem grenzenlosen Stolz, eine silbrig glänzende Medaille und eine Lederbrieftasche gewinnt, in der ich noch Jahrzehnte später meinen Reisepass, meinen Führerschein und meine diversen Fahrzeugpapiere aufbewahre. Der schöne, starke, gutmütige Berry, der mich über manchen Kummer in der Schule, manches Zerwürfnis mit Freunden, und manche Nöte und Kümmernisse auf dem Weg zum Erwachsenwerden hinwegtröstet. Berry, der klaglos zurückbleibt, als ich nach dem Abitur aus dem Elternhaus ausziehe, Fremdsprachen studiere, und ihm nur noch alle paar Wochen, dann nur noch alle paar Monate einen Besuch abstatte.

Berry, der im Alter an schwerer Hüftgelenksdysplasie erkrankt und eines Tages, als ich nach einem Krankenhausaufenthalt zu meinen Eltern komme, nicht mehr da ist. Berry, der seit Wochen keine Treppen mehr gehen konnte und sich dennoch am Tag vor seinem Tod in mein altes Kinderzimmer hinaufgeschleppt hat, mühevoll Stufe um Stufe geklettert ist – vielleicht um mich zu suchen, um mich ein letztes Mal zu sehen, um Abschied zu nehmen?

Seine Treue beschämt mich, und sein Tod tut weh, auch wenn in den letzten Jahren andere Dinge im Mittelpunkt meines Lebens gestanden haben.

Tief in meinem Herzen spüre ich: Eines Tages werde ich wieder einen Hund haben. Vielleicht wird es ja das nächste Mal ein Spitz sein?

Die Menschen streichen meist das Negative heraus. Oder haben Sie schon einmal ein Schild mit

der Aufschrift »Gutmütiger Hund« gesehen?

Anonym

Ein Wolf in unserem Haus

Jahrzehnte sind vergangen. Ich lebe inzwischen in Germersheim am Rhein, habe geheiratet und zwei Söhne und zwei Töchter bekommen. Nach manchen Krisen und Nöten haben mein Mann und ich nach der Geburt unseres zweiten Kindes zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Seitdem ist Frieden eingekehrt. Wir leben in bescheidenen Verhältnissen, aber wir sind glücklich und fühlen uns reich beschenkt. Wir haben vier gesunde Kinder, Arbeit, ein Dach über dem Kopf, sogar ein Auto … Vor allem: Wir haben Vergebung für die Fehler der Vergangenheit, einen Gott, der in der Gegenwart für uns sorgt, und eine hoffnungsvolle Zukunft.

Es fehlt nichts zu unserem Glück. Oder vielleicht doch?

Eines Morgens, als ich mit meinen Töchtern zum Kindergarten gehe, begegnet uns ein Mann mit einem mächtigen Schäferhund. Tabea kann die Augen nicht von ihm abwenden – fasziniert betrachtet sie die kräftigen Beine, die breite Brust, das starke weiße Gebiss. »Ein Hund!«, sagt sie begeistert. »Ein Hund!« Und dann, mit ganz tiefer, andächtiger Stimme und einem zweiten Blick auf die Ehrfurcht gebietenden Zähne, korrigiert sie sich selbst: »Ein Lolf!«

Und da ist er wieder – der Wunsch, den unsere Kinder schon so oft geäußert haben: Wir möchten einen Hund haben!

Gern würden wir ihnen diesen Wunsch erfüllen, aber unsere Oma, in deren Haus wir leben, ist dagegen. Wir können uns nicht einfach über sie hinwegsetzen. Aber wir können beten, dass Gott ihr Herz bewegt. Und bis es so weit ist … können wir ja auch ein bisschen in den Kleinanzeigen lesen, oder?

Eines Tages entdecke ich eine Anzeige, in der ein Wurf Schäferhund-Mischlinge angeboten wird: Nun sind wir schon wieder eine Woche älter geworden, und niemand wollte uns haben. Vielleicht klappt es ja dieses Mal? Ich bin so gerührt, dass ich ein bisschen schlucken muss, und lese meiner Familie die Anzeige vor. Unsere Oma ist gerade für ein paar Tage in Urlaub. Darum Nur angucken, natürlich, nur angucken