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   Die Schweiz im Kalten Krieg– 1945–1990– Thomas Buomberger– HIER UND JETZT

Inhalt

Einleitung

Gefangen im Reduit

Der Kalte Krieg als «imaginärer» Krieg

Eine verunsicherte Schweiz

Geistige Landesverteidigung: Abwehr gegen Nazi-Ideologie

«Antitotalitärer Kompromiss» und «helvetischer Totalitarismus»

Der Gotthard: Befestigung, Reduit, Mythos

Parteiische Neutralität

Der Antikommunismus als Glaubensbekenntnis

Die Kommunisten zu Staatsfeinden erklärt

Der «typische» Kommunist

Gesetz gegen «extremistische» Staatsbeamte

Gefahr durch ausländische Redner

Streit um die Landesverteidigung

Abrüstungsinitiativen: Ein Bürgerlicher irritiert

Ungarn 1956: Empörung, Solidarität und Proteste

Hasskampagnen und Ausgrenzung

«Säuberungen» im SMUV

Skepsis gegenüber Ungarn-Flüchtlingen

Topografie der kommunistischen Bedrohungen

Fremdarbeiter und Kryptokommunisten

Antikommunistische Bollwerke

Die Terroristen-Fibel des Majors von Dach

Aufklärungsdienst: enge Verbindung zum Staatsschutz

Psychologische Kriegsführung: Gefahr für Jugend und Familie

«Koexistenz-Propaganda» in Locarno

Die schweizerische Variante des McCarthyismus

Expo 64: Der Igel zeigt seine Stacheln

Manipulatoren der öffentlichen Meinung

Konsumwerbung und Antikommunismus

Schnüffeln und Bespitzeln als Lebensaufgabe

Millionen für Hetz-Inserate

Ostinstitut: das Aus mit dem Ende des Kalten Kriegs

Der SAD passt sich der Zeit an

Atombomben für die Schweizer Armee

Amerikanisierung und Russenangst

Die Militärs verlangen Atomwaffen

Ziviler Atomreaktor: ein teurer Flop

Ein Flugzeug für Atombomben im Feindesland

Der missverstandene Bundesrat und die Folgen

Naivität und Blindheit: der Mirage-Skandal

Verheerender Bericht mit Erschütterungen im EMD

Mobilisierung gegen den atomaren Wahnsinn

Die Antiatombewegung und ihre Gegner zur Rechten und Linken

Pfarrer, Pazifisten, Wissenschaftler: alle von Moskau gesteuert

Auftrieb für die Atombomben-Lobby

Vom Atomkrieg zur revolutionären Bedrohung

Die Welt am Abgrund

Kein Ende der atomaren Fantasien

Letzte Rückzugsgefechte

Ostermärsche als Bedrohung der Landesverteidigung

Vernunft gegen Emotionen

Schwierige Beziehungen Schweiz-Sowjetunion

«Die Schweiz vertritt schärfsten Antikommunismus»

Die Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion unter Verdacht

Redeverbot für den Schweizer Botschafter

Das Eis schmilzt langsam

Der Kalte Krieg verschärft sich

Der Osthandel und die Heuchler

Verpönte sportliche Kontakte

Angst vor Musik

Das Militär übernimmt die Geistige Landesverteidigung

Tschechoslowakei: Rückschlag für die Entspannung

Grenzen der Willkommenskultur

Subversion ist überall

Zivilverteidigungsbuch: Anleitung zur Diffamierung

Kritische Bürger stehen unter Generalverdacht – das Szenario

Leben unter dem Boden

Die «totale Landesverteidigung»: Vorbereitung auf den Atomkrieg

Obligatorischer Zivilschutz: Debakel für den Bundesrat

Zivilschutz Ja – Frauenstimmrecht Nein

Verharmlosungen und falsche Behauptungen

Verankerung in der Gesamtverteidigung

Zivilschutzübungen sorgen für Heiterkeit

Überleben im Atomkrieg

Leben und Lieben im Schutzraum

Belegungsversuche jenseits der Realität

Guter Rat – Notvorrat

Zivilschutz im Ernstfall

Grosse Mängel im Zivilschutz und Legitimationsprobleme

Mit wissenschaftlichen Argumenten gegen den Zivilschutz

Tschernobyl und Schweizerhalle: der überforderte Zivilschutz

Aufrüstung in den 1980er-Jahren und Nato-Doppelbeschluss

Harte Strafen für Zivilschutzverweigerer

Verbunkerung heute: von skurril bis teuer

Hysterischer Überwachungsstaat

Ausbau des Staatsschutzes und neue Formen der «Subversion»

Berufsverbote im Dutzend

Bonnard und Curie: zwei Wissenschaftler unter Verdacht

Jugendliche als Spitzel: Roland Gretler

Überwachung von Kommunisten: dürftige Erkenntnisse

Staatsschutz: Gerüchte statt Fakten

Fichenskandal: Schnüffeln ohne Rechtsgrundlage

Vermutungen und Verdächtigungen

Ein noch tieferer Sumpf

P-26: Gefahr für Demokratie oder Operettentruppe?

Auf den Pfaden des Zivilverteidigungsbuchs

Schicksalsjahr 1989

Der Fall der Berliner Mauer und das Ende des Kriegs

GSoA-Initiative: die «heilige Kuh» zu Fall gebracht

Kommunistenangst und Sonderfall

Ein Wort zum Schluss: Warum der Kalte Krieg nie heiss wurde

Anhang

Anmerkungen

Abkürzungsverzeichnis

Bibliografie

Abbildungsverzeichnis

Zeittafel

Personenregister

Autor

Dank

Bildverzeichnis

Gefangen im Reduit

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Landi 1939: Die «Höhenstrasse» mit den 3000 Wappen der Gemeinden war der symbolische Höhepunkt der Geistigen Landesverteidigung.

Der Antikommunismus als Glaubensbekenntnis

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Ungarn-Aufstand 1956: Hilfsbereitschaft und Solidarität der Schweizer Bevölkerung waren enorm.

Topografie der kommunistischen Bedrohungen

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Expo 64: Der Betonigel steht für die wehrhafte Schweiz.

Manipulatoren der öffentlichen Meinung

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1950er-Jahre: Konsumgüter und der American Way of Life halten Einzug in Schweizer Familien.

Atombomben für die Schweizer Armee

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November 1966: Das Mirage-Debakel machte den Rücktritt von Bundesrat Paul Chaudet unvermeidlich.

Mobilisierung gegen den atomaren Wahnsinn

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Abstimmung Atominitiative II 1963: Das Volk entschied gegen ein Mitspracherecht bei einer atomaren Bewaffnung der Armee.

Vernunft gegen Emotionen

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Friedensapostel Max Dätwyler 1964 in Moskau: Seine Appelle verhallten meist ungehört.

Der Kalte Krieg verschärft sich

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Herbst 1961: Nach dem Bau der Berliner Mauer gab es heftige Proteste gegen den Osthandel, die oft hysterische Züge annahmen.

Leben unter dem Boden

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Überleben im Schutzraum: Filmstill aus Werbefilm, produziert im Auftrag des Bundesamtes für Zivilschutz, um 1975.

Zivilschutz im Ernstfall

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Zivilschutz: Die Übungen gaben oft Anlass zu Kritik, im Ernstfall wurde er kaum geprüft.

Hysterischer Überwachungsstaat

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Bundesplatz Bern 1990: 35 000 Personen demonstrieren gegen die jahrzehntelange Überwachung von politisch Andersdenkenden.

Schicksalsjahr 1989

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GSoA-Abstimmung 1989: Die Armee wurde nicht abgeschafft, aber in ihren Grundfesten erschüttert.

Einleitung

«Da wir keine Kriegshelden waren, wollen wir nun wenigstens die Helden des kalten Krieges sein. Unser Antikommunismus ist daher nicht frei von einem schlechten Gewissen.»

Friedrich Dürrenmatt

Die Schweiz ist seit über 200 Jahren von einem heissen Krieg verschont geblieben. Nicht so vom Kalten Krieg: Die Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion, die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, war in der Schweiz kälter als anderswo. Diese Kälte spürten insbesondere Linke, am meisten die Kommunisten. Wer sich als Kommunist zu erkennen gab, befand sich ab 1945 ausserhalb der politischen Gemeinschaft, wurde geächtet, überwacht und ausgegrenzt. Der Kommunismus war unschweizerisch, der Antikommunismus war identitätsstiftend und generierte einen helvetischen Konformismus.

Dass in der bis weit in die 1960er-Jahre hinein politisch weitgehend homogenen Schweiz die politische Linke (falls sie nicht dem gemässigten gewerkschaftlichen oder sozialdemokratischen Flügel angehörte) oft stigmatisiert wurde, hat mit einer spezifisch schweizerischen Ideologie zu tun: der Geistigen Landesverteidigung. Dieses nationalkonservative Kulturprojekt, 1938 von Bundesrat Philipp Etter propagiert, diente in den Kriegsjahren als helvetischer Riegel gegen die Verführungen der Nazi-Ideologie. Es betonte die Eigenständigkeit einer schweizerischen Kultur, rühmte die Viersprachigkeit, pries die Vorzüge des politischen Systems, stand fest auf den Pfeilern von Föderalismus und direkter Demokratie. Nach dem Krieg kam der Feind nicht mehr aus Norden, sondern aus dem Osten. Statt Nazis waren nun die Kommunisten die Staatsfeinde, ob in- oder ausländische. Wer linke Sympathien zeigte, war Teil einer sogenannten Fünften Kolonne, die die Unabhängigkeit der Schweiz gefährdete, das Land der roten Diktatur im Osten ausliefern wollte.

Die Geistige Landesverteidigung ist die wohl wirkungsmächtigste Ideologie in der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Sie bedeutete nicht nur eine mentale Beschränkung und intellektuelle Isolation nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern sie äusserte sich in einer Bunkermentalität und einem Sicherheitsdenken, die international Ihresgleichen suchten. Die Schweizer Armee begann zwar schon 1882 beim Bau des Gotthardtunnels mit den Befestigungen im Gotthard. Sie baute sie während des Zweiten Weltkriegs sukzessive zum Reduit aus, das erst Jahre nach Kriegsende wirklich funktionstüchtig gewesen wäre. Die eigentliche Verbunkerung der Schweiz fand dann aber erst im Kalten Krieg vor dem Hintergrund der atomaren Bedrohung durch die Sowjetunion statt. Diesem Sicherheitsdenken entsprang die irrwitzige Vorstellung, dass ein Atomkrieg zu überleben sei, was in einem gigantischen Bauprogramm mündete, das jedem Einwohner, jeder Einwohnerin einen Schutzplatz zur Verfügung stellte. Doch diese Phantasmagorien gingen weiter: Nicht nur hätte ein Atomkrieg überlebbar sein sollen, die Schweiz wollte auch mit eigenen Atomwaffen den Preis für einen potenziellen Angreifer hochschrauben. Wie eine atomare Verwüstung zu überleben wäre, darüber wurde die Bevölkerung im Ungewissen gelassen.

Die Schweiz war unter den westlichen Demokratien das antikommunistischste Land, was inländische – bürgerliche – Politiker und Historiker, aber auch ausländische Diplomaten feststellten. Wie kommt es, dass in diesem wirtschaftlich prosperierenden Land, wo die kommunistische Partei der Arbeit (PdA) nur eine marginale Rolle spielte und wo die bürgerlichen Werte in der Bevölkerung solide verankert waren, sich ein robuster bis militanter Antikommunismus entwickeln konnte, der die politische Kultur des Landes in einen einheitlichen, rechtsbürgerlichen Mainstream zwang und missliebige politische Aktionen mit dem Label «kommunistisch» diskussionslos abwürgen konnte? Eine Erklärung mag in der Imprägnierung mit den Werten der Geistigen Landesverteidigung liegen, die sich als probates Mittel gegen die Nazi-Propaganda erwiesen hatte und die nun, um 180 Grad gewendet, gegen den neuen Feind aus dem Osten eingesetzt werden konnte. Das ermöglichte denjenigen Eliten, die mit den Fronten oder dem Nazismus geliebäugelt hatten, sich als glaubwürdige antikommunistische Patrioten zu gerieren und damit von ihrem wenig ruhmreichen Verhalten während der Nazi-Zeit abzulenken. Es ermöglichte aber auch dem Land als Ganzes, das nicht unproblematische Verhalten während dieser Zeit mit dem Mantel des Vergessens zu überdecken und sich mit umso mehr Vehemenz in den antikommunistischen Kampf zu stürzen. Der wegen seiner Deutschfreundlichkeit und des geschäftlichen Opportunismus während des Zweiten Weltkriegs geächtete einstige Paria der westlichen Alliierten zeigte sich nun im ideologischen Wettstreit als Musterschüler.

Der bürgerliche Antikommunismus schloss implizit die Sozialdemokratie mit ein. Er war ein Disziplinierungsinstrument, mit dem die Sozialdemokraten gezwungen wurden, permanent ein Treuebekenntnis zum bürgerlichen Staat und zur bewaffneten Landesverteidigung abzugeben. Mit ihrem eigenen fulminanten Antikommunismus konnten die Sozialdemokraten und Gewerkschafter beweisen, dass sie nicht die «vaterlandslosen Gesellen» waren, als die sie nach dem Landesstreik 1918 vom Bürgertum verdächtigt wurden.

Die vorliegende Untersuchung schildert anhand von wirtschaftlichen und politischen Kraftlinien, nahe an zeitgenössischen Quellen und eingebettet im internationalen Kontext, die vielgestaltigen Folgen des Kalten Kriegs in der Schweiz. Ich male dabei nicht ein Big Picture des Kalten Kriegs, sondern versuche, mit feinem Pinsel die Textur nachzuzeichnen, die die Schweiz im Zeichen des Antikommunismus zusammenhielt, beziehungsweise zu zeigen, wo das Gewebe Risse bekam. Es sollen anhand von Zeitungsartikeln, Verlautbarungen von Parteien und Organisationen der Zivilgesellschaft, offiziellen Dokumenten der Behörden, Korrespondenzen, aber auch von Spitzelberichten die Diskurslinien aufgezeigt werden, um ein Bild der mentalen Verfasstheit der Schweizer Gesellschaft im Kalten Krieg zu zeichnen. Ich werde dabei häufig O-Ton zitieren, weil die Tonalität, die Wortwahl und Diktion den Zeitgeist intensiv wiedergeben.

Alles hängt mit allem zusammen. Ich werde darstellen, wie im Kalten Krieg Geistige Landesverteidigung, Antikommunismus, Überwachungsstaat, Armeekonzeptionen, Sicherheitsdenken und Zivilschutz eine wechselseitige, manchmal skurrile, zwanghafte, gefährliche, für viele schicksalshafte Beziehung eingingen. Dabei setzte die Schweiz aufgrund eines übersteigerten Sicherheitsdenkens wirtschaftliche und intellektuelle Ressourcen auf eine Art ein, die andernorts vielleicht produktiver hätten verwendet werden können. Die Grundthese lautet, dass nur im Klima der Geistigen Landesverteidigung die Atmosphäre eines rabiaten Antikommunismus, geprägt von Misstrauen und Abwehr, entstehen konnte. Wie wir sehen werden, wirkt die Geistige Landesverteidigung auch nach 80 Jahren noch nach.

Gefangen im Reduit

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Der Sieg über Nazi-Deutschland gelang dank einer Allianz zwischen den westlichen liberalen Demokratien, vor allem den USA und Grossbritannien, und der kommunistischen Sowjetunion. Das Zentrum des Kommunismus hatte dabei die grösste Last im Kampf gegen Hitler-Deutschland getragen, hatte mit gegen 30 Millionen Opfern die schwersten Verluste zu beklagen. Die Sowjetunion konnte als Sieger- und Opfernation nicht nur einen Macht- und Territorialzuwachs verbuchen, sondern einen starken Imagegewinn bis in bürgerliche Kreise hinein. Doch das Zweckbündnis der Siegermächte zerbrach bereits vor Kriegsende, weil nicht nur die Ideologien inkompatibel waren, sondern auch die Vorstellungen über die Neuordnung Europas. Schon vor Kriegsende versuchten die ideologisch konträren Siegermächte ihre Einflusssphären abzustecken. Der Sowjetunion ging es in erster Linie um Sicherheit und die Schaffung eines territorialen Cordon sanitaire im Westen. Die USA, wo es schon immer eine stark antikommunistische Strömung gab, wollten den Einfluss Stalins in Osteuropa eindämmen.

Mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki Anfang August 1945 beendeten die USA nicht nur den Krieg in Fernost, sondern demonstrierten auch ihre waffentechnische Überlegenheit. Stalin betrachtete deshalb diesen Ersteinsatz von Atomwaffen als Bedrohung. «Atombomben-Erpressung ist amerikanische Politik», sagte er kurz nach dem Abwurf.1 Die USA signalisierten, dass sie von dieser Waffe auch Gebrauch machen würden. Für die Sowjetunion war der Abwurf der Atombomben der Beginn des Kalten Kriegs.

Der Kalte Krieg als «imaginärer» Krieg

Die Zündung einer sowjetischen Atombombe 1949 machte die Erpressung gegenseitig. Diese Drohung mit der Atombombe bildete das entscheidende Strukturmerkmal des Kalten Kriegs beziehungsweise des lauwarmen Friedens. Fast prophetisch hatte diese politische Grosswetterlage wenige Monate nach Kriegsende der englische Schriftsteller George Orwell, der einst mit dem Kommunismus sympathisiert hatte, vorausgesehen. In einem Aufsatz vom Oktober 1945 in The Tribune schrieb er, dass der Besitz der Atombombe nicht zu einem Krieg führen würde, weil die besitzenden Mächte dabei selbst untergehen würden. Sie lebten deshalb in einem «permanent state of ‹cold war›». Die grossen Kriege würden aufhören auf Kosten des verlängerten Friedens, der kein Friede sei.2 Schon wenige Tage nach dem Ende des Kriegs in Europa hatte Winston Churchill den Begriff des «Eisernen Vorhangs» gegenüber dem amerikanischen Präsidenten Truman verwendet; dokumentiert ist der Begriff aus seiner Rede am 5. März 1946 in Fulton. Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels benutzte ihn bereits ein Jahr zuvor und meinte damit die sowjetische Besetzung Rumäniens.3 Churchill verstand diesen Vorhang als einseitig durchlässig für die ideologische Expansion der Sowjetunion, die über die Komintern, die Propagandaorganisation der Sowjetunion, und die Fünften Kolonnen die westlichen Länder ideologisch infiltriere.4 Dieses Bedrohungsmuster bestimmte in den folgenden Jahrzehnten den westlichen Diskurs.

1947 brach die schon instabile alliierte Siegerkoalition endgültig auseinander. Nachdem die Sowjetunion ihren Einfluss in Europa verstärkt hatte, bot US-Präsident Harry S. Truman am 12. März 1947 in einer Rede vor dem Kongress an, «die freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder dem Druck von aussen widersetzen». Dieser Plan, die Truman-Doktrin, war eine Strategie zur Eindämmung der sowjetischen Expansion mit dem Resultat, dass Stalin die osteuropäischen Staaten noch stärker an die Kandare nahm. Ein Jahr später verabschiedete der amerikanische Kongress das 12,4 Milliarden Dollar schwere European Recovery Program (ERP), das als Marshallplan, benannt nach Aussenminister und Friedensnobelpreisträger Georg C. Marshall, den Wiederaufbau Westeuropas mitfinanzierte. Der Marschallplan unterschied vorerst bei der angebotenen materiellen Hilfe nicht zwischen Ost und West, doch war die von Truman verkündete Containment-Strategie dahinter klar. Das ERP war kein selbstloses Projekt, sondern vereinte gemeinsame Interessen: Die USA hatten untergenutzte Produktionskapazitäten und überschüssige Dollars, Europa lechzte nach Waren und Investitionen.5 Der Marshallplan, der Grossbritannien doppelt so viel zusprach wie Deutschland, war für die wirtschaftliche Erholung Europas nicht entscheidend, aber umso wichtiger war seine symbolische Bedeutung: Das Programm war von Anfang an gedacht als politische Waffe im aufkommenden Kalten Krieg.6 Die Schweiz beteiligte sich ebenfalls am Marshallplan, stellte für Kredite und Zahlungen an Hilfswerke insgesamt 2,5 Milliarden Franken zur Verfügung, pro Kopf der Bevölkerung 532 Franken, womit sie im Verhältnis zum Sozialprodukt mehr leistete als die USA.7

Einen vorläufigen Höhepunkt fand die westöstliche Konfrontation mit dem Putsch in der Tschechoslowakei und der Installierung eines kommunistischen Regimes im Jahr 1948. Weitere Schritte zur Teilung Europas folgten: Bis 1949 entstanden die Nato, der Europarat und die Organization for European Economic Cooperation (OEEC), zu deren Gründungsmitgliedern auch die Schweiz gehörte. Zweck der OEEC war anfänglich die Implementierung des Marshallplans. Damit waren die zentralen politischen und wirtschaftlichen Institutionen zur Eindämmung des Kommunismus etabliert worden.

Der Kalte Krieg war eine schleichende Entwicklung, getrieben von Angst, Unsicherheit und Misstrauen.8 Popularisiert wurde der Begriff Cold War durch den amerikanischen Delegierten Bernard Baruch, der ihn im April 1947 an der UN-Atomenergiekommission verwendete, woraufhin er zum Kampfbegriff westlicher Intellektueller und Regierungsbeamter wurde.9 Aus innenpolitischen Gründen wurde die Bedrohung durch die Sowjetunion lange Zeit übertrieben. Viele amerikanische Politiker hatten eine völlig undifferenzierte Ansicht des Kommunismus. Sie benutzten den Antikommunismus, um ihre globalen politischen Massnahmen zu rechtfertigen und begründeten damit die ideologische Basis des Kalten Kriegs.10

Der Kalte Krieg, der – wenigstens in Europa – nie heiss wurde, wurde in Asien und Afrika als Stellvertreterkrieg ausgetragen. Nach 1945 wurden in der Dritten Welt in rund 150 Kriegen vermutlich 22 Millionen Menschen getötet, wobei nicht alle diese Konflikte Stellvertreterkriege waren, sondern auch koloniale Befreiungskriege. Der «heisseste» und blutigste dieser Kriege war der Koreakrieg, bei dem auf beiden Seiten durch Massaker und Flächenbombardements durch die US-Luftwaffe in Nord- und Südkorea je rund eine Million Koreaner starben. Hinzu kommen 900 000 tote Chinesen und 54 000 gefallene Amerikaner. Der 30 Jahre dauernde Vietnamkrieg war der längste und brutalste Stellvertreter- und Befreiungskrieg, in dem die Amerikaner glaubten, das Land nach der verheerenden Niederlage der früheren Kolonialmacht Frankreich 1954 vor dem Kommunismus bewahren zu müssen. Auf dem Höhepunkt des Kriegs 1968 stand eine amerikanische Truppenstärke von 550 000 Mann in Vietnam. 56 000 amerikanische Soldaten starben; auf der anderen Seite liessen zehnmal so viele Vietcong und nordvietnamesische Soldaten ihr Leben.11 Auf Vietnam fielen mehr Bomben als auf allen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs zusammen. Doch die geballte Macht und die technologische Überlegenheit der USA konnten eine Niederlage nicht verhindern. 1975 zogen die Amerikaner ab; Vietnam wurde wiedervereint und kommunistisch. Die Folgen des Vietnamkriegs sind bis heute sicht- und spürbar, etwa in Form von Giftrückständen und grossflächiger Umweltzerstörung, Schädigung des Erbguts oder Hunderttausenden von unentdeckten Landminen.

Der Kalte Krieg bestimmte die Sicherheitspolitik, die Ideologie und teilweise die Wirtschaft bis 1991. Sein Ende begann mit dem Fall der Mauer, der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Er war primär ein zwischenstaatlicher Konflikt, zwischen den USA und der Sowjetunion, eine Art Joint Venture, der aber bis in alle Tiefen der Gesellschaften in Ost und West hineindrang. Der Ost-West-Konflikt war das beherrschende Moment der Nachkriegsordnung. Er war ein «imaginärer Krieg», ein Begriff, den Mary Kaldor eingeführt hat und den ich im Folgenden als theoretisches Konzept verwenden werde.12 Der «imaginäre Krieg» fand in Szenarien von Militärstrategen, Truppenübungen, rhetorischen Redeschlachten, Propagandafilmen, Spionage oder Zivilschutzübungen statt. Die Vorbereitungen dafür waren real, und er schloss auch die Möglichkeit eines Atombombeneinsatzes nicht aus. Er schuf eine Atmosphäre permanenter Angst. Er legitimierte ständig höhere Rüstungsausgaben auf beiden Seiten. Die durch den «imaginären Krieg» erzeugte Angst vor dem äusseren Feind wurde dazu benutzt, um mit den Konflikten innerhalb des eigenen Blocks fertigzuwerden; er hatte also auch eine Disziplinierungs- und Anpassungsfunktion, wie wir das gerade auch im Fall der Schweiz sehen werden. Die jeweiligen Blöcke definierten sich gemäss ihrem eigenen Wertesystem als sozialistisch oder demokratisch. In der Einbildung bedrohte jedes System die Existenz des anderen. Es war ein Kampf zwischen Gut und Böse, der durch eine reale militärische Konfrontation und durch Stellvertreterkriege in verschiedenen Weltgegenden an Glaubwürdigkeit gewann.

Die Schweiz war bei Kriegsende zwar wirtschaftlich in einer hervorragenden Ausgangslage: Der Produktionsapparat war intakt geblieben, der Finanzplatz hatte selbst während des Kriegs seine Dienste geleistet und würde das auch beim Wiederaufbau Europas tun, die Unabhängigkeit wurde gewahrt, das Staatsgebiet war unversehrt geblieben. Doch politisch war das Land in einer wenig beneidenswerten Lage. Unter der formellen Neutralität hatte Nazi-Deutschland kriegswirtschaftlich und finanziell profitiert und damit der Schweiz ihr Überleben gesichert: Das war die Meinung sowohl in der Sowjetunion und in den USA als auch in fast allen anderen Staaten, die am Krieg teilgenommen hatten. Das Image der Schweiz war in beiden Lagern denkbar schlecht. Gegenüber der Sowjetunion betrieb man Schadensbegrenzung, indem man 1946 die diplomatischen Beziehungen wieder aufnahm. Zuvor hatte sich die Sowjetunion geweigert, diese Beziehungen zu aktivieren und die Schweiz als «profaschistisch» bezeichnet. Als Entgegenkommen konnte sich bereits 1944 die verbotene Kommunistische Partei der Schweiz (KPS) wieder als Partei der Arbeit (PdA) neu formieren. Mit den USA arrangierte man sich 1946 mit dem Abschluss des Washingtoner Abkommens, das eine Zahlung von 250 Millionen Franken für das von Nazi-Deutschland völkerrechtswidrig entgegengenommene Raubgold beinhaltete.

Eine verunsicherte Schweiz

Die Schweiz war in den 1920er-Jahren eine tief gespaltene Gesellschaft. Die Arbeiterschaft kam geschwächt aus dem für sie desaströsen Landesstreik 1918 heraus. Das Bürgertum demonstrierte gemeinsam mit der Unternehmerschaft, wer Herr im Haus ist. Die Bundespolitik zeigte sich im Sozialbereich weitgehend reformunfähig. Die im Landesstreik geforderte Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) gelangte zwar 1925 auf Verfassungsebene, ein Ausführungsgesetz wurde aufgrund der Opposition von föderalistischen und rechtsbürgerlichen Kreisen aber 1931 abgelehnt. Es dauerte bis 1948, bis die ersten Renten ausbezahlt wurden.

Das Bürgertum instrumentalisierte das Trauma von der angeblich bolschewistischen Verschwörung 1918. Die während des Landesstreiks gegründeten Bürgerwehren, die sich im Schweizerischen Vaterländischen Verband (SVV) zusammengeschlossen hatten, verstärkten zusammen mit anderen nationalistischen Bewegungen den Klassenantagonismus und hatten im Verbund mit staatlichen Kräften die flächendeckende Bekämpfung von Streiks und Aufständen zum Ziel. Mit ihrer Spitzeltätigkeit in Zusammenarbeit mit staatlichen Polizeibehörden marginalisierten sie die Linke zusätzlich, indem sie ihnen staatliche Stellen verwehren wollten. Auf der rechten Seite des politischen Spektrums bildete sich ein kompakter Block aus Christlich-Konservativen, Freisinnigen sowie Bauern und Gewerbetreibenden, der mit gesetzlichen Massnahmen, die allerdings vom Volk abgelehnt wurden, den Staatsschutz und die Repression gegen Oppositionelle verstärken wollte. Was rechte Organisationen und Parteien einte, war die Furcht vor dem Kommunismus. Während der 1920er-Jahre dominierte in den Parlamenten die klassenkämpferische Frontstellung: ein ideologisch heterogener Bauern-Bürger-Block gegen eine Linke, die ebenso heterogen war und anarcho-syndikalistische, kommunistische und reformerische Kräfte umfasste.13 Allerdings wurden die bürgerlichen Repressionsbemühungen auch in die Schranken gewiesen, indem das Volk 1922 ein Gesetz, die «Lex Häberlin», das den Staatsschutz massiv ausgebaut hätte, ablehnte. Eine weitere Vorlage wurde 1934 verworfen. Die Linke übte sich in den 1920er-Jahren in Gewaltverzicht, während die Rechte sich in Habitus und Auftreten martialisch gab.

Mit dem Aufkommen des Faschismus in Italien und dem Nationalsozialismus in Deutschland entstanden auch in der Schweiz Kräfte, die mit diesen autoritär-diktatorischen Bewegungen sympathisierten, etwa Bundesrat Giuseppe Motta (ein Bewunderer Mussolinis) oder der spätere Bundesrat Ludwig von Moos, der mit den rechtsextremen Frontisten liebäugelte. Er unterstützte 1935 zusammen mit den Jungkonservativen eine Initiative zur Umgestaltung der Schweiz in einen ständisch-korporativen Staat. Jahre später heiligten die Mittel den Zweck: Die Gräueltaten der Nazis traten in seinem Verständnis hinter die Bekämpfung des Bolschewismus zurück. Er schrieb 1942 im Obwaldner Volksfreund: «Herr Dr. Goebbels kann versichert sein, dass wir innigst beten, der Herrgott möge den Bolschewismus nicht über ganz Europa hereinbrechen lassen.»14

Angesichts der vorerst ideologischen Bedrohung durch den deutschen Nationalsozialismus sammelten sich in der Schweiz die politischen Kräfte links und rechts der Mitte. Den Weg frei machten zum einen die in kommunalen und kantonalen Exekutiven gezeigte Regierungsfähigkeit der Sozialdemokraten, zum andern das Bekenntnis zur bewaffneten Landesverteidigung 1935 und das Friedensabkommen in der Metall- und Maschinenindustrie 1937. Bereits in den 1920er-Jahren hatte sich allerdings in den Betrieben eine Annäherung zwischen Arbeiterschaft und Unternehmern abgezeichnet, nahm doch die Streiktätigkeit in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts drastisch ab. 1927 strichen die Gewerkschaften das Ziel der «Diktatur des Proletariats» aus den Statuten. Vorübergehend verschärfte sich indes die Polarisierung zwischen links und rechts aufgrund der sich 1929 über den ganzen Globus verbreiteten Wirtschaftsdepression weiter. Die Rechte suchte das Heil in Lohnsenkungen, einer Austeritätspolitik und im Budgetausgleich, der «Politik des guten Hausvaters», um vor allem im Export konkurrenzfähiger zu werden. Für die Linke war die Krise ein Symptom, dass das kapitalistische System versagt hatte. Sie forderte eine nachfrageorientierte Politik nach John Maynard Keynes zur Stärkung der Konsumkraft der arbeitenden Bevölkerung und massive staatliche Investitionen.

Mit der Machtübertragung an Adolf Hitler erlebten die verschiedenen rechtsextremen Organisationen der Frontisten ihren «Frontenfrühling». Getragen wurde diese Bewegung zu einem grossen Teil von studentisch-akademischen Kreisen, Sympathien hatte sie bis ins Bürgertum. So gingen etwa die Freisinnigen der Stadt Zürich mit den Frontisten eine Listenverbindung ein. Dass die frontistischen Ideen nicht verfingen, zeigte die massive Ablehnung einer Volksinitiative, die einen Übergang zu einem autoritären, korporatistisch organisierten Ständestaat vorgesehen hätte.

Angesichts des ideologischen Verführungspotenzials der Nazi-Ideologie und der Krise der liberalen Demokratie sammelten sich die Kräfte der Mitte etwa in der Richtlinienbewegung, die einen Konnex zwischen wirtschaftlichem Wiederaufbau und der Sicherung der Demokratie machten und deshalb auf breite Resonanz stiessen. Praktisch parallel dazu verbreitete sich der Begriff der «Geistigen Landesverteidigung», der Ende 1929 auftauchte und sich später im Diskurs der Rechten verbreitete. Den Begriff für eine breite demokratische Allianz mehrheitsfähig machte Bundesrat Philipp Etter mit seiner Kulturbotschaft 1938. Die später als «Magna Charta» der Geistigen Landesverteidigung bezeichnete Botschaft wurde zum Kristallisationspunkt einer helvetischen Sammlungsbewegung und zu einem ideologischen Konstrukt, das seine Wirkung während mehr als 30 Jahren entfaltete.

Geistige Landesverteidigung: Abwehr gegen Nazi-Ideologie

Die am 9. Dezember 1938 veröffentlichte «Botschaft über die Organisation und die Aufgaben der schweizerischen Kulturwahrung und Kulturwerbung»15 war die erste kulturelle Grundsatzerklärung des Bundesrates seit der Gründung des modernen Bundesstaates 1848. Ausgangspunkt der Überlegungen von Bundesrat und Kulturminister Philipp Etter waren die «tiefgreifenden Umwälzungen», die sich im geistigen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben Europas seit dem Ersten Weltkrieg abgespielt hätten und die ihren «Wellenschlag» auch in die Schweiz werfen würden.16 Die über 50-seitige Botschaft, von Philipp Etter grossenteils selbst und mit dem ihm eigenen Pathos verfasst, evozierte Bilder einer alpinen, wehrhaften Bauernnation, die am stärksten alleine ist. Auch 80 Jahre später wird dieses Konstrukt einer Tradition noch politisch instrumentalisiert, nämlich in der Politik der Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit deren Eintreten für eine autonome bewaffnete Landesverteidigung oder dem Antagonismus gegenüber der Europäischen Union.

In Etters Botschaft «Sinn und Sendung der Schweiz» wird der Gotthard zu einem Bollwerk gegen die Ideologie des Nationalsozialismus, gleichzeitig ist um den Gotthard herum «eine geistige Gemeinschaft der Völker und Kulturen» entstanden, womit er auch eine Nähe zu Faschismus und Nationalsozialismus impliziert. In der ländlich-alpinen Gemeinschaft der alten Eidgenossen hatte die mythologisch verklärte Schweiz ihren Ursprung, der Mythos Gotthard wurde zur Geburtshelferin einer grossen Idee: «Der schweizerische Staatsgedanke ist nicht aus der Rasse, nicht aus dem Fleisch, er ist aus dem Geist geboren. Es ist doch etwas Grossartiges, etwas Monumentales, dass um den Gotthard, den Berg der Scheidung und den Pass der Verbindung, eine gewaltig grosse Idee ihre Menschwerdung, ihre Staatwerdung feiern durfte, eine europäische Idee, eine universelle Idee: die Idee einer geistigen Gemeinschaft der Völker und der abendländischen Kulturen.»17 Die Parallele zur Menschwerdung Jesu ist unverkennbar. Der Gotthard hat eine Doppelfunktion: mythisches Zentrum beziehungsweise Symbol des Schweizergeistes und Bollwerk gegen feindliche Armeen.

Etter plädierte dafür, dass sich die Kultur als Ausdruck «schweizerischen Geisteslebens und schweizerischer Eigenart» frei entfalten könne. In der «schöpferischen Tat» solle sich zeigen, was «schweizerisches Wesen ausmacht und bestimmt».18 Die Kulturbotschaft mit Betonung auf «schweizerisch» war als Abgrenzung gegenüber ausländischen Einflüssen zu verstehen. Etter blieb in seinen Umschreibungen und Vorstellungen einer Schweizer Kultur und Eigenart bewusst vage und blumig, sodass sich jede und jeder seine oder ihre je eigene Sicht bilden konnte. Dieses Fundament der Geistigen Landesverteidigung, ein Begriff, der nur selten in der Botschaft auftaucht, wurde zwar als Absage an eine totalitäre Kultur verstanden, war aber auch kein Bekenntnis zu einer offenen, liberalen Kultur, obwohl Etter die Zugehörigkeit zu den drei europäischen Kulturräumen und die kulturelle Vielfalt betonte. Etter sah das so: «Diese Aufgabe besteht darin in unserem eigenen Volke die geistigen Grundlagen der Schweizerischen Eidgenossenschaft, die geistige Eigenart unseres Landes und unseres Staates neu ins Bewusstsein zu rufen, den Glauben an die erhaltende und schöpferische Kraft unseres schweizerischen Geistes zu festigen und neu zu entflammen und dadurch die geistige Widerstandskraft unseres Volkes zu stählen.»19 Das patriotische Pathos Etters, das stellenweise an Duce Mussolini erinnerte, wurde im Volksmund allerdings ins Prosaische gedreht: Die Geistige Landesverteidigung wurde als «Ge-la-ver», also Geschwätz, abgekürzt, was bedeuten sollte, dass die hochgeschraubte Rhetorik wenig Substanzielles hervorgebracht hatte.

Etters Kulturbotschaft war massgeblich von Gonzague de Reynold inspiriert, der Ende der 1920er-Jahre die liberal-demokratische Staatsform kritisierte und in einer späteren Schrift die Vorzüge eines autoritären und föderalistischen Staates mit einem Landammann an der Spitze, der er selbst sein wollte, pries. Wie Gonzague de Reynold zeigte Etter Sympathien zu autoritären oder faschistischen Staatsmännern wie António de Oliveira Salazar in Portugal, Francisco Franco in Spanien oder Benito Mussolini in Italien. Von einem liberalen Staat hielt Etter, der 25 Jahre Bundesrat und deshalb spöttisch als «Etternel», der Ewige, bezeichnet wurde, wenig. So schrieb er in Die Vaterländische Erneuerung und wir, dass die Regierung nicht nur verwalten und vollziehen solle, sondern wieder regieren: «Mit einem Wort: Es sollen wieder stärkere Autoritätskörper in die Demokratie eingebaut werden. Und alles, was die Autorität hemmt und lähmt, soll verschwinden.»20

Etter war Antidemokrat, Antimodernist und Antisemit. Der machtbewusste, auch widersprüchliche Politiker sah in einem christlich-berufsständischen Ständestaat von vor 1848 sein Ideal. Die elitären und autoritären Vorstellungen des begnadeten Redners waren mit dem Schweizer Staatsverständnis schwer in Einklang zu bringen. Als die Frontenbewegung nach der Machtübertragung an Adolf Hitler im Aufwind war, warb Etter – ein Jahr vor seiner Wahl zum Bundesrat – offen um die Gunst der frontistischen Wähler: «Die neue Bewegung (des Frontismus) richtet sich in ihren gesunden Äusserungen gegen eine Geistesart, die unmöglich unserer Verteidigung anvertraut sein kann. Im Gegenteil! Ich vertrete die Auffassung, dass vieles (freilich nicht alles!) in der neuen Bewegung durchaus gut ist und dem Inhalt unseres konservativen Staats- und Gesellschaftsprogramms entspricht.»21 Auch forderte er in derselben Schrift von 1933, dass im Namen der «geistigen Gesundheit» die Freiheit von Presse, Literatur und Kunst einzuschränken sei. Als «starke Trägerin der staatlichen Autorität» sollte die Armee eine wichtige Rolle erhalten. Sie sei «die Schützerin der geistigen und kulturellen Werte gegen die Kräfte der Zersetzung und des Umsturzes».22 Mit diesen Kräften meinte er weniger den Faschismus als den Kommunismus. Während des Zweiten Weltkriegs verfolgte Etter einen vorsichtigen Anpassungskurs an Nazi-Deutschland, und er war es auch, der die berüchtigte Rede von Bundesrat Marcel Pilet-Golaz von 1940, die als Kniefall vor Nazi-Deutschland interpretiert werden konnte, redigierte und auf Deutsch hielt.23

«Antitotalitärer Kompromiss» und «helvetischer Totalitarismus»

Das kulturelle Programm der Geistigen Landesverteidigung war darauf ausgerichtet, Althergebrachtes und Traditionelles zu schätzen und zu würdigen, ohne dass aber ausländische Tendenzen, die oft unter dem Begriff «Kulturbolschewismus» angeschwärzt wurden, verurteilt worden wären. Die Botschaft einer schollenverbundenen, rückwärtsgewandten, alpinen und wehrhaften Bauernnation, die in gefährliche Nähe zur Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis geriet, wurde gewissermassen in den Rang einer Staatsdoktrin erhoben, die ihre gewünschte Wirkung in der Kultur- und Bildungspolitik entfaltete. Hier bildete sich ein von rechtskonservativem Nationalismus durchdrungenes Gedankengut aus, das sich vorwiegend in der deutschen Schweiz breitmachte. Positiv lässt sich vermerken, dass sie die drei Landessprachen – später vier – fördern wollte.

Angesichts der Bedrohung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs begrüssten Kulturschaffende von rechts bis links emphatisch die Grundlagen der Geistigen Landesverteidigung, die rasch grosse Verbreitung fanden. Weil das Konzept der Geistigen Landesverteidigung unverbindlich und nach allen Seiten offen war, die «Eigenarten der Schweiz» nicht konkretisiert wurden, bildeten sich je nach politischem Standpunkt unterschiedliche Spielarten heraus.

Die konservative bis rechte Definition der Geistigen Landesverteidigung strebte eine Umgestaltung der Schweiz in einem autoritären, antidemokratischen und ständestaatlichen Sinn an und sympathisierte teilweise mit der nazifreundlichen Frontenbewegung. Sie setzte sich für Föderalismus, die Rechte der Familie und die Freiheit der Kirchen ein. Sympathisanten dieser Richtung fanden sich auf höchster politischer Ebene, etwa die Bundesräte Giuseppe Motta, Philipp Etter, Marcel Pilet-Golaz und ihr ehemaliger Kollege Jean-Marie Musy. Diese Richtung beherrschte den Diskurs.24 Die bürgerlich-liberale Definition verteidigte den freiheitlich-demokratischen Bundesstaat von 1848, die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte sowie die Schweiz als Willensnation.25

Die linksliberal-sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Spielart, die sich um die «Richtlinienbewegung» gruppierte, zeichnete sich durch Antifaschismus, Bekenntnis zur demokratischen Verfassung und Einstehen für sozialpolitische Reformen und soziale Gerechtigkeit aus. Die Bejahung von demokratischen Aushandlungsprozessen statt einer revolutionären Umgestaltung wurde auch gefördert durch die Erfahrung der Niederlage im Landesstreik 1918, den reaktionären Rückschlag in den 1920er-Jahren, aber auch durch parlamentarische Erfolge der Arbeiterschaft auf Kantons- und Gemeindeebene. Gemeinsam war allen Strömungen die Betonung der geistig-kulturellen Eigenständigkeit der Schweiz, der Rückgriff aufs Historische, die Wiederbelebung der demokratischen Staatsform sowie eine Abwehrhaltung gegen aussen und die Rückbesinnung auf gemeinsame Werte.26

Die drei Lesarten der Geistigen Landesverteidigung waren weitgehend inkompatibel, wurden aber gleichwohl ins Gefäss einer nationalen Ideologie gegossen. Möglich wurde das, weil sich die politischen Differenzen angesichts der Bedrohung durch Nazi-Deutschland verwischt hatten. Mit der Betonung des Eidgenössisch-Nationalen, der Abgrenzung gegen aussen und der impliziten Verordnung eines kulturellen Mainstreams übernahm die Geistige Landesverteidigung Elemente einer Ideologie, die sie eigentlich bekämpfen wollte. Der «antitotalitäre Basiskompromiss» eines breiten politischen Bündnisses gemäss Kurt Imhof lässt sich deshalb auch nach Georg Kreis als «helvetischer Totalitarismus» lesen. Die heutige Deutung der Geistigen Landesverteidigung geht eher Richtung kultureller Offenheit. Das zeigt sich etwa darin, dass auch linke Künstler und Intellektuelle sich an der «Landi» 39, diesem symbolischen Höhepunkt der Geistigen Landesverteidigung, beteiligten. So gestaltete Hans Erni das monumentale Wandgemälde in realistischem Stil, womit er bekannt und von der Linken geschätzt wurde. Konzeptionell arbeitete an diesem Gemälde sein Freund Konrad Farner mit. Und am Bulletin zur Landesausstellung wirkte Theo Pinkus mit, später das Feindbild des Bürgertums schlechthin. Dass sich auch Linke mit der Geistigen Landesverteidigung identifizieren konnten, zeigt, wie vage, wie deutungsoffen und ambivalent sie war.

Viele Schweizer Schriftsteller stellten sich mit aufbauenden, positiven und lebensbejahenden Geschichten in den Dienst der Geistigen Landesverteidigung und merkten dabei nicht, «wie ähnlich ihre Produkte den in den Nachbarländern noch geduldeten waren».27 Sie stellten ihr Schaffen «in den Dienst einer schweizerischen Integrationsideologie, die Fremdes als unschweizerisch diffamierte».28 Das ging bis hin zu Antisemitismus, als Ferdinand Rieser, dem 1938 in die USA emigrierten jüdischen Direktor des Zürcher Schauspielhauses, vorgeworfen wurde, er vernachlässige die Schweizer Dramatik. Für die einheimischen Kulturschaffenden hatte die Geistige Landesverteidigung den angenehmen Nebeneffekt, dass in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit die ausländische Konkurrenz weitgehend ausgeschaltet wurde, nicht selten mithilfe der Fremdenpolizei.

Was genau die Geistige Landesverteidigung war, konnte wohl kaum jemand definieren; es gab weder Leitplanken noch Handlungsanweisungen, doch alle wussten, was gemeint war. Zensur und die Schere im Kopf, eine durch Sozialisation geprägte Vorstellung von «schweizerischen» Verhaltensnormen verhinderten, dass man sich gegen diese nebulöse Doktrin aufgelehnt hätte. Der Widerstand wäre nicht als ein Auflehnen gegen einen Diktator oder eine autoritäre Staatsmacht verstanden worden, sondern als Rebellion gegen die Gemeinschaft der Wohlmeinenden und Redlichen, gegen das «Schweizerische» an sich. Einer, der schon Jahre zuvor den Konformitätsdruck verspürt hatte, war der Schriftsteller Ludwig Hohl, der in seinen 1934–1936 entstandenen Notizen schrieb: «Schweiz. Die Starrheit ergreift nach und nach, ohne dass sie es merken, auch die Besten, und sie werden wie mit einer Glasur überzogen. Du siehst es mit Entsetzen und fürchtest, dass sie nach und nach ganz und gar zementiert werden.»29 Ein Kritiker war auch der Theologe Karl Barth, der die von etlichen Theologen verwendete Bezeichnung eines «Schweizerchristentums», die Vermischung von Religion und Glaube einerseits, Nationalismus, Rasse, Helden- und Ahnenverehrung andererseits, verurteilte. In einer Rede 1938 sagte er: «Man braucht kein Hellseher zu sein, wenn man in aller Ruhe konstatiert: der Nationalsozialismus hat schon nach uns gegriffen; er ist schon da, auch bei uns in der Schweiz. Ich denke dabei am allerwenigsten an die sogenannten Fronten. Ich denke an die zahlreichen Einbruchstellen in allen Kreisen, auch in den christlichen Kreisen unseres Volkes […] Ich denke an das unter dem Titel der ‹geistigen Landesverteidigung› ersonnene Spottgebilde eines neuen helvetischen Nationalismus mit dazugehörendem ‹bodenständigem Antisemitismus› – o ihr Kindsköpfe!»30

Bundesrat Etter forderte in seiner Botschaft eine Stiftung zur Förderung der geistigen Werte im Inland und zur Kulturwerbung im Ausland, die 1939 als «Pro Helvetia» gegründet wurde. Aus ihr ging aufgrund eines Truppenbefehls von General Henri Guisan die Sektion Heer und Haus hervor, deren Aufgabe vorerst war, die Truppen zu unterhalten und zu belehren. Zwei Jahre später erteilte Guisan den Befehl, diesen Dienst zu reorganisieren zum Zweck der «Aufklärung der Zivilbevölkerung». Mit Vorträgen, Aufführungen, Sportanlässen, Radio- und Filmvorführungen sollte der Widerstandswille der Bevölkerung gestärkt werden. In rund 3000 zweitägigen «Aufklärungskursen» mit 200 Referenten wurde die Funktion der zensurierten Presse ergänzt beziehungsweise die Sichtweise der Geistigen Landesverteidigung unters Volk gebracht. Ein Netz von 7000 «Korrespondenten» rapportierte der Armeeführung die Stimmungslage in der Bevölkerung. Heer und Haus wurde damit während des Kriegs zum wichtigsten – offiziellen – Instrument der Geistigen Landesverteidigung, obwohl Etter sie «primär dem Bürger, dem Menschen, der freien Entfaltung des Geistes» überlassen wollte.31 Ein weiteres Projekt der Geistigen Landesverteidigung war die Gründung des Landessenders Beromünster oder des noch heute existierenden Schweizer Feuilletondienstes, der Schweizer Schriftstellern eine Publikationsmöglichkeit bot. Schliesslich ist auch die 1940 gegründete Schweizer Filmwochenschau ein Kind der Geistigen Landesverteidigung. Unter Androhung von Bussen wurde 1940 jedem Kinobetreiber auferlegt, vor einem Spielfilm die Wochenschau zu zeigen. Zwar sollte sie eine offiziös-schweizerische Sicht auf das Zeitgeschehen vermitteln, doch es irritierte, dass Filmsprache und Diktion der Sprecher der Filmwochenschau fatal ähnlich waren wie das hervorragend und verführerisch gestaltete, stark von Leni Riefenstahl geprägte, deutsche Pendant.

Den emotionalen Höhepunkt fand die Geistige Landesverteidigung in der Landesausstellung 1939 in Zürich – an diesem Hochamt des Patriotismus entzündete sich der Landigeist, der noch während einer ganzen Generation hell lodern sollte. Die von Bundesrat Etter verantwortete Landi, die mit zehn Millionen Besuchen einen nie erwarteten Erfolg – trotz Querelen und Unstimmigkeiten im Vorfeld – feierte, war eine dreidimensionale Demonstration der Geistigen Landesverteidigung. Sie inszenierte etwa mit dem Schifflibach oder dem Dörfli eine Kultur eines friedliebenden, genügsamen, den Traditionen verhafteten Volkes, das sich von einer internationalistischen Zivilisation abgrenzte, einer Zivilisation der Verstädterung, Industrialisierung, Kommerzialisierung, Leere, Sinnlosigkeit und Gleichmacherei.32 Doch es war auch die Demonstration einer modernen Schweiz als freundliches Ferienland und internationale Verkehrsdrehscheibe mit einer leistungsfähigen Industrie. Auch architektonisch beschritt der Landistil, der eine gemässigte Moderne repräsentierte, neue Wege. Daneben zeigte die Ausstellung mit der Monumentalstatue «Wehrbereitschaft» von Hans Brandenberger, die einen Soldaten/Arbeiter darstellte, die im Titel dieser Skulptur ausgedrückte Integration. Die Bildsprache war indes kaum zu unterscheiden von den heroisierenden skulpturalen Darstellungen in Deutschland oder Italien.

Haften blieb im kollektiven Gedächtnis vor allem das folkloristische Gemeinschaftserlebnis. Kaum einer hätte dieses Gefühl der Einigkeit und der Erhabenheit besser ausgedrückt als der Schriftsteller Alfred Graber, der in der Schweizer Illustrierten schrieb: «Der Gang über den Höhenweg beweist es. Hier spricht die Schweiz selbst, entkleidet von jeglichem Privatinteresse. Dein Land! Du lernst es neu und tiefer begreifen, du lernst – wenn du je gezweifelt hast – wieder glauben. An die Schweiz, an ihre hohe Sendung. Du lernst das Land lieben in seiner Vielfalt und sehen als eine Einheit.»33

Wo kippt Stolz in Selbstgerechtigkeit um? Die Schriftstellerin Victoria Wolff, eine deutsche Emigrantin, die aufgrund einer Denunziation des Schweizerischen Schriftstellerverbands aus der Schweiz ausgewiesen wurde, der Gestapo in die Hände fiel, aber dennoch in die USA fliehen konnte, besuchte noch die Landi, als sie bereits ihren Ausweisungsbefehl hatte. Sie schrieb: «Der Schweizer, der bisher genug gehabt hat an biederen Tugenden, hat plötzlich das grosse Gefühl bekommen, und er wagt es endlich, jawohl, endlich wagt er es, das auch zu zeigen: es besteht aus Freude und Bewunderung und Stolz. Es ist da, weil er nicht nur weiss, was er selbst kann, sondern weil er vor sich sieht, was seine Landsleute können. Er kritisiert nicht mehr, er bewundert. Und das tut gut. Der Fremde, der auch bewundert, sieht es an jedem Gesicht.»34

Die Geistige Landesverteidigung war nicht nur der schützende Rock von Mutter Helvetia. «Dass dieser Rückzug ins ausschliesslich Nationale, das ins Nationalistische abzugleiten drohte, nicht nur heroisch, sondern auch tragisch war, haben manche von uns bereits damals empfunden. […] Geistige Landesverteidigung kam in Gefahr, in geistige Selbstgenügsamkeit, ins Glück im Winkel, in Fremdenhass umzuschlagen»,35 schrieb rückblickend der Historiker Jean Rudolf von Salis, der ein feines Gespür für das Subkutane in einer Gesellschaft hatte.

Als Bollwerk gegen faschistische Ideologien wurde die Geistige Landesverteidigung errichtet. Doch gegen Ende des Kriegs wurde sie um 180 Grad gewendet, und nach Kriegsende als Offensivwaffe gegen den Kommunismus eingesetzt. Etter hatte allerdings schon früh das Terrain vorbereitet. In seinen Reden von 1937 und 1939 kamen die Begriffe «Faschismus» und «Nationalsozialismus» nie vor, während er den Kommunismus als grösste mögliche Bedrohung hinstellte. «Wenn wir uns z. B. gegen die geistige und politische Infiltration durch den Kommunismus zur Wehr setzen, so verteidigen wir damit nicht nur die demokratische, wir verteidigen damit zugleich die geistige Schweiz. Der Kampf gegen den Kommunismus bedeutet in meinen Augen nicht nur eine politische Notwendigkeit. Er entspricht vielmehr auch einer wesentlichen Forderung der geistigen Verteidigung des Landes gegen den gefährlichsten Feind menschlicher Freiheit und Persönlichkeit.»36