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Will Helmson

POWER

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© 2017 Will Helmson

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:978-3-7439-0657-0
e-Book:978-3-7439-0659-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

autorwh@gmail.com

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Der Inhalt dieses Buches ist frei erfunden. Personen, Firmen, Organisationen und Behörden sind entweder fiktiv oder in einem fiktiven Zusammenhang verwendet.

1. Kapitel

Hamburg, Montag, den 11. Juli 2016

Frank lief noch einige Schritte und blieb dann stehen. Er versteckte sich hinter einer großen Werbetafel, die das aktuelle Tagesangebot bei Starbuck's anpries. "Großer Apfelkuchen mit Sahne für nur € 2,35" Aber dafür hatte Frank keinen Blick.

Hektisch schaute er sich um. Er konnte nichts Verdächtiges sehen. Doch das beruhigte ihn nicht. Er wusste, dass sie ihn verfolgten. Nachdem er vom Rathausmarkt aus rechts um die Ecke gebogen war, war er die letzten Meter bis hier gelaufen und musste sich nun ausruhen.

Es war schon bitter. Nun hatte er endlich eine große Story vor Augen, doch es war ganz anders gelaufen, als er sich das immer erhofft hatte. Er hatte keinen Blick für das schöne Wetter hier in Hamburg. Die Sonne schien, die Menschen gingen gut gelaunt über den Rathausmarkt entweder Richtung Jungfernstieg und Alster oder Richtung Mönckebergstrasse und Hauptbahnhof um ihr Geld in den Läden zu lassen. Auf den Treppen, die vom Rathausmarkt zum Alsterfleet hinab führten, saßen nicht nur Menschen, die sich sonnten, auch die ersten für Hamburg berühmten Schwäne konnte man dort sehen. Auch im Wasser schwammen einige Enten und Schwäne. Doch leider war Frank dies alles egal. Er musste sich in Sicherheit bringen. Man legt sich nun mal nicht mit den falschen Leuten an. Verzweifelt schüttelte er seinen Kopf.

"Verdammt!" rief er mehr zu sich selbst, ging vorsichtig weiter und bog rechts um die Ecke den Reesendamm entlang. Von hier aus konnte er bereits den Jungfernstieg und die Binnenalster sehen. Immer wieder sah er sich um, doch er konnte Niemanden entdecken. Was sollte er jetzt machen? Wer konnte ihm helfen? Da kam ihm eine verrückte, aber in seinen Augen passende Idee. Er sah sich um. Schließlich fiel sein Blick auf einen Mann Anfang dreißig, der vor ihm langsam entlang ging. Frank folgte ihm. Der Mann trug ein grünes T-Shirt, auf dem Kopf eine blaue Schirmmütze mit der Aufschrift "CSI" und eine kurze, braune Hose. An den Füßen trug er Sandalen und in seiner rechten Hand hielt er einen blauen Stoffbeutel. Der schwarze Rucksack auf seinem Rücken sah prall gefüllt aus. Unauffällig folgte Frank dem Mann und bog mit ihm rechts um die Ecke Richtung Bergstrasse. Vor dem Burger Restaurant "Jim Block" blieb der Mann stehen. Er sah sich die Speisekarte an. Diese Gelegenheit nutze Frank, näherte sich ihm vorsichtig und tat so, als würde er auch die Speisekarte studieren. Blitzschnell und unbemerkt ließ Frank einen USB-Stick in den Stoffbeutel fallen, der ein wenig geöffnet war. Danach ging Frank weiter um den Ballindamm zu erreichen. Er wollte gerade die grüne Ampel überqueren als plötzlich ein dunkler Wagen mit Vollgas auf ihn zuraste, ihn frontal erwischte und hoch über die Straße schleuderte. Als er auf den Asphalt aufschlug, war Frank bereits tot. Das Auto gab noch einmal Gas und fuhr die Bergstrasse entlang bis es um die Ecke verschwand.

Markus hörte laute Schreie und fuhr zusammen. Gerade eben noch ging er die Speisekarte von 'Jim Block' auf der Suche nach einem leckeren Burger durch, und plötzlich war alles anders. Er drehte sich um und hörte ein lautes Quietschen. Reifen drehten durch, ein Auto fuhr schnell an und verschwand.

Als Markus in die Richtung schaute, aus der er die Schreie und das laute Quietschen gehört hatte, sah er in ca. fünf Metern Entfernung einen Mann auf der Straße liegen. Er rührte sich nicht mehr, eine Blutlache bildete sich um seinen Kopf. Hastig liefen einige Menschen zu ihm und wollten ihm helfen. Doch es war zu spät. Es bildete sich schnell ein kleiner Pulk um den am Boden liegenden Mann und Markus konnte einige Frauen sehen, die ihre Köpfe schüttelten und sich die Hände vor das Gesicht hielten. Einige hatten bereits ihr Smartphone gezückt und die Polizei und den Rettungswagen angerufen. Natürlich mussten auch ein paar Schaulustige mit ihren Smartphone das Unfallopfer filmen und ins Internet stellen. Markus war geschockt. Was sollte er jetzt tun? Hier warten und Fragen der Polizei beantworten? Nein, er hatte doch gar nichts gesehen. Da waren andere, die viel mehr gesehen hatten und der Polizei besser helfen konnten Also entschied er, nicht zu bleiben und weiter zu gehen. Sein Hunger war ihm vergangen. Dieser schreckliche Unfall hatte sich wohl auf seinen Magen geschlagen. Daher packte er seinen blauen Stoffbeutel fester und ging Richtung Hauptbahnhof. Er hatte sich seinen ersten Urlaubstag auch anders vorgestellt!

Als Markus seine Wohnungstür aufschloss, ging er direkt in die Küche. Jetzt hatte er allerdings Hunger. Den Schock des Unfalls hatte er zwar noch nicht ganz überwunden, aber sein Magen meldete sich nun ziemlich deutlich. Also holte er sich einen Flammkuchen aus seinem Tiefkühlfach, legte ihn in den Ofen und stellte ihn an. Seinen Rucksack hatte Markus bereits auf dem Boden im Flur abgelegt und seinen blauen Stoffbeutel auf dem Esstisch abgestellt. Nun wollte er mal schauen, was er denn so alles gekauft hatte.

Der Grund für seinen Ausflug in die Hamburger Innenstadt war sein Hobby. Er hatte sich vorgenommen, in diesem Urlaub eine Idee für ein Brettspiel umzusetzen. Wenn man ihn so sah, dann kam man nicht sofort auf den Gedanken, dass er solch eine kreative Ader hatte. Markus hatte den typischen Körper eines Personal-Trainers. Braungebrannt, gut definierte Muskeln an den Armen, den Beinen und dem Oberkörper. Ein perfekt durchtrainierter Körper bei einer Körpergröße von 1,85 Meter. Viele Frauen sahen in ihm den Traummann. Doch das Problem bei ihm war, dass er den Rest des Klischees eines durchtrainierten Muskelpaketes nicht erfüllte. Die Frauen, die ihn auf Grund seines Körpers anziehend fanden, wurden schnell von seinem hellen Geist, seinem großen Interesse an der Geschichte und der Politik sowie von seiner eher legeren und unkomplizierten Grundeinstellung abgestoßen. Diese Frauen wollten nicht mit ihm ins Museum gehen, oder über die Auswirkungen des TTIP-Abkommens zwischen der EU und den USA sprechen. Daher hatte Markus bisher noch keine längere Beziehung als ein Jahr gehabt und war mit seinen 32 Jahren immer noch auf der Suche nach seiner großen Liebe. Allerdings war er kein Kostverächter. Ab und zu gönnte er sich eine kleine Affäre, denn Angebote bekam er genug. Auch einige seiner Kundinnen waren dabei. Es gab viele frustrierte Hausfrauen, die von ihren Männern vernachlässigt wurden. Doch leider war nun mal die Richtige noch nicht dabei gewesen.

Seine Wohnung war im Grunde genommen genauso eingerichtet, wie er sich sein Leben eingerichtet hatte. Zweckmäßig und unkompliziert. Alles war da, wo man es brauchte. Es gab keinen dekorativen Schnickschnack. Die Möbel waren größtenteils von IKEA und aus Holz. Die Küche, in der er sich nun befand, war eine Einbauküche aus Eiche und mit allen Geräten ausgestattet, die man heutzutage benötigte.

Er öffnete den Stoffbeutel und holte seine Einkäufe heraus. Ein kleiner Plastikbeutel mit silbernen und goldenen Münzen aus Hartpappe. Eine Haushaltsschere, seine alte war kaputt. Eine Tube Alleskleber und ein DINA 4 Block mit Tonpapier in verschiedenen Farben. Alles Material und Hilfsmittel, die er benötigte um ein Brettspiel zu erstellen. Eigentlich dachte Markus, dass das alle Einkäufe waren, doch als er den Beutel weglegen wollte, merkte er, dass sich noch etwas darin befinden musste. Er drehte den Beutel auf den Kopf und es fiel etwas heraus auf den Tisch. Markus stutzte. Das war ein USB-Stick. Ein ganz normaler, wie er ihn schon mehrfach selber eingesetzt hatte. Schwarz und glatt. Verwirrt nahm er ihn in seine linke Hand und musterte ihn. Was sollte das denn? Er hatte keinen USB-Stick gekauft. Und seine USB-Sticks waren alle blau. Markus stand auf und ging in sein Arbeitszimmer um zu kontrollieren, ob alle seine USB-Sticks da waren. Einer lag auf seinem Schreibtisch vor seiner Tastatur und die beiden anderen befanden sich wie er es sich gedacht hatte in der obersten Schublade. Also war es definitiv nicht seiner. Aber wieso lag der dann in seinen Stoffbeutel? Und wie kam er da rein? Wer hat ihn dort reingelegt? Was befand sich auf diesem Datenträger? Markus schüttelte den Kopf. Er war zwar kein Technik-Freak, aber Markus wusste, dass man keine unbekannten Geräte oder Datenträger an seinen PC oder Laptop anschließen sollte. Es konnten sich z.B. Viren darauf befinden und den eigenen PC infizieren. Das bedeutete, wenn er herausfinden wollte, was sich auf den USB-Stick befindet, musste er vorsichtig sein. Er überlegte. Ja, er hatte doch noch einen alten Laptop, den er nicht benötigte, weil er sich vor zwei Jahren einen neuen gekauft hatte. Er schlug mit seiner linken Hand auf seine Schreibtischplatte und sagte: "Ja, den kann ich nehmen."

Also stand Markus auf und ging zum Schrank. Dort lag der Laptop in einem Karton, in dem er altes PC-Zubehör aufbewahrte. Kabel, eine Maus, CDs, eine alte Tastatur und einige andere abgelegte Hardware befanden sich in dem Karton. Und ganz unten fand er den Laptop. Meine Herren, dachte er sich, der ist aber ganz schön schwer. Unglaublich, wie sich die Technik in den letzten Jahren verändert hatte. Dieser Laptop war nur sechs Jahre alt, aber er fühlte sich an, als wäre er aus dem letzten Jahrtausend. Glücklicherweise hatte er bei dem Kauf des neuen Laptops alle wichtigen Daten übertragen und konnte somit den USB -Stick risikolos in den alten Laptop stecken. Also legte er den Laptop auf seinen Schreibtisch, steckte das Netzgerät in die Steckdose und schaltete ihn an.

Nachdem der Laptop endlich hochgefahren war und sich der Desktop aufgebaut hatte, steckte Markus den USB-Stick ein und wartete. Doch bevor er das Start-Fenster des USB-Sticks auf dem Desktop sehen konnte, schreckte er hoch.

"Scheiße. Was stinkt hier so?" fragte er sich. Hektisch sah er sich um und entdeckte die Quelle des Geruchs. Der Ofen! Er hatte den Flammkuchen vergessen!

"Oh, nein!" rief er und eilte zum Ofen. Er nahm ein Geschirrtuch, das am Griff der Ofentür hing und öffnete sie. Sofort quoll Qualm heraus. "Nein!" rief Markus und holte mithilfe eines Topflappens, den er aus der Schublade holte, sein Mittagessen aus dem Ofen. Tja, dann gab es wohl keinen Flammkuchen. Also legte er das verbrannte Stück zum Abkühlen auf die Spüle, schaltete den Ofen aus und öffnete das Fenster, damit der Qualm aus der Küche entweichen konnte. Dann ging er zum Kühlschrank. Ein Blick, und er fand das 500 Gramm Glas des leckeren Erdbeerjoghurts, den er so gerne aß. Dann gab es den eben zu Mittag. Nach dieser kleinen Unterbrechung ging er mit dem Glas und einem Esslöffel in der Hand wieder zu seinem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl. Er legte das Glas und den Löffel neben dem Laptop ab und sah das Fenster, in dem er sich den Inhalt des USB-Sticks anzeigen lassen konnte. Also klickte er auf die entsprechende Auswahl und wartete gespannt, was er nun wohl sehen würde. Es befanden sich zwei Ordner auf dem Stick. Der eine hieß 'Grundlagen' und der andere trug die Bezeichnung 'spezielle Nachforschungen und Beweise'. Markus runzelte seine Stirn und überlegte. Er fuhr mit der Maus auf den Ordner 'Grundlagen' und klickte ihn doppelt an. Es öffnete sich ein Verzeichnis mit mehreren Dateien, die nach Datum sortiert waren. Das älteste Datum stand an oberster Stelle. Es waren alles pdf's. Markus ging die Namen der einzelnen Dateien von oben nach unten durch. Das erste Urteil; Das zweite Urteil; Die erfolgreiche Revision; Das unerwartete Urteil

Diese Bezeichnungen sagten ihm gar nichts. Er vermutete, dass es sich hier um Informationen zu irgendwelchen Verhandlungen und Gerichtsurteilen handeln könnte. Wenn er jetzt schon mal soweit war, dann könnte er sich auch die Dokumente anschauen. Also öffnete er das erste pdf mit dem Namen 'Das erste Urteil'. Es öffnete sich eine DINA 4 große Seite, auf dem mehrere unterschiedlich große Zeitungsartikel zu sehen waren. Am oberen Textrand stand ein handschriftlich nachgetragenes Datum: 12.11.2012. Ein relativ kleiner Bericht befand sich in der Mitte des Blattes, einige andere Artikel waren teilweise neben, über und unter diesem Artikel zu sehen. Man konnte erkennen, dass das Hauptaugenmerk auf diesen kleineren Bericht in der Mitte lag. Er trug die Überschrift 'Die Großen haben gewonnen: 'Blaustrom' ist kein Versorger' Markus las sich die folgende Meldung durch: Das Dresdner Amtsgericht hat entschieden. Das Hamburger Unternehmen 'Blaustrom' ist kein Versorgungsunternehmen. Geklagt haben fünf Verteilernetzbetriebe und haben jetzt Recht bekommen. Somit darf sich 'Blaustrom ab sofort nicht mehr Versorger nennen. Emma Bardtke

Markus verstand kein Wort von dem Bericht. Aber er entschied sich, das nächste Dokument zu öffnen. Es war wieder ein pdf mit der Bezeichnung: 'Das Zweite Urteil.' Auch hier öffnete sich eine DINA 4 große Seite mit mehreren Zeitungsartikeln. Erneut handschriftlich nachgetragen stand das Datum am rechten Rand. 25.09 2013. In der Mitte befand sich erneut ein relativ kleiner Bericht mit der Überschrift: 'Urteil: 'Blaustrom' muss 10 Millionen Euro zahlen' Auch hier folgte nur ein kleiner Text: Die Übertragungsnetzbetreiber und die Bundesnetzagentur haben es geschafft. 'Blaustrom' muß die EEG-Umlage in Höhe von 10 Millionen Euro zahlen. Das Leipziger Amtsgericht entschied in erster Instanz, dass 'Blaustrom' ein Versorger ist und somit die bisher nicht gezahlte EEG-Umlage, die die Versorger an die Netzbetreiber zahlen müssen, endlich überweisen muss. Emma Bardtke

Markus schüttelte den Kopf. Was war denn hier los? Neugierig öffnete er das dritte pdf mit der Bezeichnung 'Die erfolgreiche Revision'. Erneut öffnete sich die Seite mit verschiedenen Artikeln. Dieses Mal konnte man allerdings einen Teil des Zeitungskopfes erkennen und den Namen der Zeitung lesen. Auch das Datum war zu sehen: 04.11.2014. Die Zeitung war das Hamburger Abendblatt. Endlich wusste Markus, wo diese Artikel erschienen waren. Geschrieben hatte sie wohl eine 'Emma Bardtke'. Der Artikel in der Mitte war erneut relativ kurz. Die Überschrift lautetet: ' 'Blaustrom' schlägt zurück. Die Großen müssen über 10 Millionen Euro zurückzahlen.' David gewinnt gegen Goliath. Das Hamburger Unternehmen 'Blaustrom' gewinnt die Revision vor dem Hamburger Oberlandesgericht. Dieses hob ein Urteil des Leipziger Amtsgerichtes auf und somit müssen die großen Übertragungsnetzbetreiber und die Bundesnetzagentur die von 'Blaustrom' gezahlten EEG-Umlage in Höhe von 10 Millionen Euro sowie die Anwaltskosten und Zinsen zurückzahlen. Emma Bardtke

Jetzt musste Markus lachen. Da hat doch endlich mal ein kleines Unternehmen gegen die großen Konzerne gewonnen. Seine Spannung wuchs, als er das nächste pdf mit der Bezeichnung 'Das unerwartete Urteil' öffnete. Das handschriftliche Datum war der 24.06.2015 Der Artikel stand wie immer in der Mitte und hatte die Überschrift: 'Energie Service' ist ein Versorger'". Das Münchner Oberlandesgericht hat entschieden, dass das Hamburger Unternehmen 'Energie Service' ein Versorger ist. Bisher bezeichnete sich das Unternehmen selber 'Energiedienstleister' und zahlte daher keine EEG-Umlage. Nachdem die vier großen Übertragungsnetzbetreiber ihre Klage gegen 'Blaustrom' verloren hatten, haben sie nun ein anderes Opfer gefunden und 'Energie Service' verklagt. Nach diesem Urteil ist es amtlich, 'Energie Service' ist ein Versorger und muss die EEG-Umlage an die Netzbetreiber zahlen.

Das war das letzte pdf in dem ersten Ordner. Markus schüttelte den Kopf. Er hatte sich wohl zu früh gefreut. Mal wieder haben die großen Unternehmen gegen ein kleines Unternehmen gewonnen. Er hatte zwar nicht ganz verstanden, worum es sich genau in den Artikeln handelte, aber er hatte verstanden, dass hier der Kampf von großen Wirtschaftsunternehmen gegen kleinere Konkurrenten beschrieben wurde. Allerdings war ihm noch nicht klar, was das alles schließlich bedeuten sollte. Vielleicht konnte er mehr im zweiten Ordner finden. Also klickte er den Ordner mit der Bezeichnung 'spezielle Nachforschungen und Beweise' an. Es erschien ein Fenster auf dem Desktop mit der Meldung:

"Willkommen. Bitte Passwort eingeben." Darunter befand sich ein freies Feld für die Passworteingabe. Das Feld für das Passwort war natürlich leer und wartete auf seine Eingabe. Schade, hier kam er erst einmal nicht weiter. Er war kein IT-Spezialist oder Hacker. Jetzt musste Markus erst einmal Luft holen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, öffnete das Joghurt-Glas, nahm den Löffel in seine linke Hand und aß ein paar Löffel. Was hatte er da nur vor sich? Irgendjemand hat einen USB-Stick in seinen blauen Stoffbeutel gelegt, auf dem sich Zeitungsartikel über Vorkommnisse auf dem Energiemarkt befanden. Und dann war da noch ein gesicherter Ordner, auf dem sich irgendwelche Beweise befanden. Merkwürdig. Aber sein Interesse war natürlich geweckt. Wie sollte er jetzt weiter vorgehen? Den einzigen Anhaltspunkt bzw. Namen, den er hatte, war Emma Bardtke. Also beschloss er, beim Hamburger Abendblatt anzurufen und mit Emma Bardtke zu sprechen. Er könnte sie fragen, ob sie eine Idee hatte, um was es sich bei diesen 'speziellen Nachforschungen und Beweisen' handeln könnte. Markus sah auf die Uhr. Es war 13:25 Uhr. Er ging auf die homepage des Hamburger Abendblatts und wählte die dort angegebene Telefonnummer. Nach dem zweiten Klingeln wurde abgenommen.

"Hamburger Abendblatt, Sie sprechen mit Maria Lausen. Was kann ich für Sie tun?" fragte eine freundliche Stimme.

Markus stockte. Was sollte er sagen? Er hatte sich noch keinen Schlachtplan zu Recht gelegt. Also ging er in die Offensive.

"Guten Tag, mein Name ist Funk. Ich möchte gerne Frau Bardtke sprechen."

Er konnte am anderen Ende hören, wie die Frau schluckte.