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OSLO

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DER AUTOR

Christian Nowak, in Berlin geboren, studierte Biologie und reist seit mittlerweile mehr als 30 Jahren – hauptsächlich in den Norden. Er schreibt Reiseführer – rund 50 sind bereits erschienen –, fotografiert und verfasst Artikel für Zeitungen und Magazine. Der Autor ist Mitglied des Berliner Redaktionsbüros »Die Reisejournalisten« (www.die-reisejournalisten.de) und Mitherausgeber des Internetportals »Das WeltreiseJournal« (www.weltreisejournal.de).

Inhalt



Willkommen in Oslo

Top 10 & Mein Oslo

image Top 10: Das sollte man gesehen haben

image Mein Oslo: Lieblingsplätze des Autors

Stadttouren

Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt

Über die Museumsinsel Bygdøy

Streifzüge

Der Westen – vom Schloss zum Frognerpark

Ein Blick von oben auf die Stadt

Oslos Østkanten

Ausflug nach Bærums Verk

Vista Points – Sehenswertes

Museen und Galerien

Architektur und andere Sehenswürdigkeiten

Parks und Gärten

Sehenswertes in der Umgebung

Erleben & Genießen

Übernachten

Essen und Trinken

Nightlife

Kultur und Unterhaltung

Shopping

Mit Kindern in der Stadt

Erholung und Sport

Chronik

Daten zur Stadtgeschichte

Service von A bis Z

Service von A bis Z

Sprachführer

Register

Bildnachweis und Impressum

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   Zeichenerklärung

image Top 10
Das sollte man gesehen haben
image Mein Oslo
Lieblingsplätze des Autors
image Vista Point
Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
image Kartensymbol: Verweist auf den Link zu den offline Karten im Buch sowie zu Google Maps.


Willkommen in Oslo

Norwegens Hauptstadt könnte kaum schöner liegen: Das Zentrum schmiegt sich um den hufeisenförmigen Fjord und die Häuser ziehen sich wie Sitzreihen eines Amphitheaters die Berghänge hinauf. Die größte Stadt des Landes ist nicht nur auf dem Papier die Hauptstadt, sie ist auch das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum. Fast 20 Prozent aller Norweger leben im Ballungsraum Oslo und die meisten schwärmen von der Lebensqualität, denn kaum eine andere Hauptstadt verwöhnt ihre Bewohner mit so viel Grün und so vielfältigen Naherholungsgebieten. So zieht es die Osloer im Sommer an einen der einsamen Badeseen in den Wäldern der Stadt oder auf eine der Inseln im Fjord und im Winter natürlich auf die Loipen, die direkt am Stadtrand beginnen.

Besuchern, die mit dem Schiff ankommen, präsentiert Oslo gleich seine Schokoladenseite. Schon rund 100 Kilometer südlich des Stadtzentrums verengt sich das offene Meer zum Oslofjord, die grünen Ufer und Felsbuckel rücken immer näher, bis schließlich die ersten Häuser der Hauptstadt auftauchen. Auch Oslos Wahrzeichen, das klobige Rathaus, die Festung Akershus und die elegante Holmenkollenschanze, sind schon vom Wasser aus zu sehen.

Obwohl die Stadt auf eine mittlerweile rund tausendjährige Geschichte zurückblicken kann, wirkt sie wegen ihrer zahlreichen Nachkriegsbauten überwiegend nüchtern und modern. Doch ihre inneren Werte überzeugen; vor allem die vielen erstklassigen Museen, das neue Opernhaus, die Hafencity und die Flaniermeilen Karl Johan und Aker Brygge bieten genug Sehenswertes für einen mehrtägigen Aufenthalt. Wer auch noch Ausflüge auf die Inseln im Fjord oder in die Oslomark unternehmen möchte, wird froh sein, wenn er eine Woche für seinen Besuch eingeplant hat.

Mit ein wenig Glück spielt auch das Wetter mit; dann kann man sich an schönen Sommertagen fast in mediterranen Gefilden wähnen und mit den Osloern die Sonne in einem der Freiluftrestaurants genießen.

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Festung Akershus an der Ostseite des Oslofjords

Top 10 & Mein Oslo

Top 10: Das müssen Sie gesehen haben

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Oper

S. 10, 41 ff., 60 image aE8/Google Map
Aus weißem Marmor erbaut, soll das einzigartige Opernhaus am Wasser an einen Eisberg erinnern. Hinter den großen Glasflächen verbirgt sich einer der weltweit modernsten Opernsäle.

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Karl Johans gate

S. 10 ff., 39 image aC5–aD7/Google Map
Die knapp zwei Kilometer lange Flaniermeile führt vom Hauptbahnhof bis zum Schloss. An ihr liegen prunkvolle Gebäude wie Storting, Grand Hotel, Universität und Nationaltheater.

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Nationalgalerie

S. 13, 34 f. image aC6/Google Map
Die größte Kunstsammlung Norwegens zeigt einen repräsentativen Querschnitt der norwegischen Malerei vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Auch Edvard Munch ist vertreten. Ferner finden sich Werke skandinavischer und weiterer europäischer Maler wie Rembrandt oder Matisse.

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Rathaus

S. 14 f., 42 image aD5/Google Map
Der klobige Backsteinbau mit den beiden 60 Meter hohen Türmen ist ein Wahrzeichen Oslos und innen mit vielen großflächigen Gemälden ausgeschmückt.

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Aker Brygge

S. 17, 38 image aD/aE4/5/Google Map
Auf dem ehemaligen Werftgelände ist ein lebendiger Stadtteil mit Geschäften, Restaurants, Büros, Kinos und Theatern entstanden.

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Museumsinsel Bygdøy

S. 18 ff. image F3–H5/Google Map
Auf der Insel im Oslofjord befinden sich mit Kon-Tiki, Fram-, Seefahrts- und Volksmuseum sowie den Wikingerschiffen gleich fünf herausragende Museen.

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Vigelandanlage

S. 22 f., 24, 43 f. image E5/Google Map
Gustav Vigelands Meisterwerk – der steinerne Monolith aus Menschenleibern – sowie viele weitere seiner meist monumentalen Arbeiten bilden das Zentrum einer weitläufigen Parkanlage.

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Holmenkollenschanze

S. 24 f., 37 image A3/Google Map
Bei schönem Wetter genießt man von der Skisprungschanze einen weiten Blick auf die Stadt, den Fjord und die umliegenden Wälder.

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Skimuseum

S. 25, 37 image A3/Google Map
Die Norweger sind skiverrückt. Im Skimuseum am Holmenkollen, unmittelbar neben der Sprungschanze, erfährt man alles über ihre Liebe zu den schmalen Brettern.

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Munch-Museum

S. 26, 34 image F9/Google Map
Hier wird in wechselnden Ausstellungen der umfangreiche Nachlass des bekanntesten norwegischen Malers präsentiert: mehr als 1000 Gemälde, 4500 Zeichnungen und 18000 Grafiken.

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Mein Oslo
Lieblingsplätze des Autors

Liebe Leser,
dies sind einige besondere Orte dieser Stadt, an die ich immer wieder gern zurückkomme. Eine schöne Zeit in Hamburg wünscht Ihnen

Christian Nowak

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Lekter’n

S. 17, 58 image aD/aE5/Google Map
Tagsüber auf Aker Brygge ein schöner Platz für ein kühles Bier mit Blick auf den Fjord, abends gibt es oft Musik und Tanz.

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Huk auf Bygdøy

S. 21, 67, 68 image H4/Google Map
Im Süden der Museumsinsel gibt es einen von Felsen eingerahmten Sandstrand – genau die richtige Entspannung nach all den Museen.

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Vigeland-Museum

S. 23, 37 image aA/aB1/Google Map
Gustav Vigeland war ein Workaholic. Im Museum erfährt man, wie er seine monumentalen Skulpturen geplant und verwirklicht hat. Viele seiner Werke sind hautnah als Gipsabdrücke zu bewundern.

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Frognerseteren

S. 25, 54 image nördl. A3/Google Map

Ein wunderschöner Blick auf die Stadt, ein gemütliches Restaurant im Drachenstil und endlose Wanderwege durch die Oslomark – gute Voraussetzungen für einen perfekten Ausflug.

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Henie Onstad Kunstzentrum

S. 45 image bB1/Google Map
Die größte Sammlung moderner Kunst in Norwegen lohnt immer wieder einen Besuch. Der Skulpturenpark, die schöne Lage am Fjord und sogar ein kleiner Strand laden zum Verweilen ein.

Stadttouren

Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt

Vormittag
Hauptbahnhof – Jernbanetorget – Trafikanten – Opernhaus – Oslo City – Karl Johans gate – Basarhallen – Domkirche – Storting – Grand Hotel.

Mittagspause
Bei schönem Wetter kann man sich in den Basarhallen die Zutaten für ein Picknick besorgen und es sich wenige Schritte weiter in dem kleinen Park gemütlich machen. Sollte die Sonne nicht scheinen, bietet das Einkaufszentrum Paléet eine Vielzahl kleiner, preiswerter Restaurants.

Nachmittag
Nationaltheater – Universität – Nationalgalerie – Kulturhistorisches Museum – Königliches Schloss – Rathaus – Akershus – Kvadraturen – Nobel Friedenszentrum – Aker Brygge – Astrup Fearnley Museum.

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Abend
Nach dem Stadtbummel bietet sich bei schönem Wetter zum entspannten Ausklang des Tages ein Bier im Freien auf Aker Brygge an. Und wem der Sinn nach einem Abendessen steht, findet hier für jeden Geschmack und Geldbeutel vom Burger bis zum edlen Fischrestaurant das Richtige.

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Mehr von Wasser als von Land umgeben: der spektakuläre Bau des Opernhauses

Auch wenn Oslos Zentrum auf den ersten Blick recht klein erscheint, benötigt man doch mindestens zwei Tage, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen zu erkunden. Besucher, die sich auch außerhalb des Zentrums noch umsehen möchten oder einen Ausflug in die Oslomark oder auf eine der Inseln im Fjord planen, sollten für die norwegische Hauptstadt noch mindestens einen weiteren Tag einplanen.

Ein guter Ausgangspunkt für einen ersten Stadtbummel ist der Hauptbahnhof image aD8/Google Map, in dessen Umfeld sich Oslo als moderne europäische Metropole präsentiert. Die Bahnhofshalle ist architektonisch ebenso gelungen wie der Jernbanetorget image aD7/8/Google Map, der Bahnhofsvorplatz. An Oslos innerstädtischem Verkehrsknotenpunkt treffen sich die Straßenbahnen und Buslinien. Neben der Freitreppe mit dem kleinen Wasserfall steht der gläserne Trafikanten-Turm image aD8/Google Map.

Ein kurzer Abstecher in Richtung Fjord führt zum 2008 eröffneten image Opernhaus image aE8/Google Map im neu angelegten Stadtteil Bjørvika. Das monumentale Prestigeobjekt aus weißem Marmor mit großen Glasfronten hat über 400 Millionen Euro gekostet und liegt direkt am Wasser. Nach Meinung der Architekten erinnert es an einen Eisberg. Auch im Innern hat man nicht gespart – hinter den großen Glasflächen liegt einer der modernsten Opernsäle überhaupt. Auf Rampen kann man der Oper aufs Dach steigen und von dort auf den Fjord und die alten Speicherhäuser schauen.

Die Oper war jedoch nur der Anfang – das ganze Stadtviertel wird einer Rundumerneuerung unterzogen und soll nach der Fertigstellung Aker Brygge und der Karl Johans gate Konkurrenz machen. Für die nächsten Jahre wird die Gegend noch eine riesige Baustelle bleiben, doch einige Neubauten wie das Thon Hotel Opera lassen erahnen, wie die Stadtplaner sich den neuen Stadtteil vorstellen.

Nach der Rückkehr zum Bahnhof kann man durch ein schon fertiges Stück des modernen Oslo spazieren. Rings um den Bahnhof erhebt sich moderne Architektur so weit das Auge reicht: Der schlanke Turm des Radisson Blu Plaza Hotel image aD8/Google Map mit verspiegelter Glasfassade überragt alles; nicht weit entfernt – und durchaus lohnend für einen Shopping-Abstecher – steht das moderne Einkaufszentrum Oslo City image aD8/Google Map, das unter einem Dach fast 100 Geschäfte vereint.

Relativ unscheinbar beginnt am Jernbanetorget die image Karl Johans gate image aC5–aD7/Google Map, die älteste und auch heute noch eine der wichtigsten unter den Flaniermeilen der Stadt. Sie zieht sich schnurgerade über rund zwei Kilometer bis zum Königlichen Schloss. Karl Johan, damals schwedisch-norwegischer König, ließ sich zu seinem Schloss Anfang des 19. Jahrhunderts gleich die passende Prachtstraße bauen. Auch wenn die Karl Johan gate mittlerweile Konkurrenz bekommen hat – vor allem mit dem Amüsierviertel Aker Brygge –, ist sie doch noch immer eines der Wahrzeichen der Stadt. Sie ist von prunkvollen historischen Gebäuden wie Storting, Grand Hotel, Universität und Nationaltheater gesäumt, beherbergt einige feine Shoppingadressen und strotzt tagaus, tagein vor Leben.

Nicht nur direkt in der Karl Johan, sondern auch in den angrenzenden Nebenstraßen findet man traditionell die feinsten und teuersten Adressen der Stadt, hauptsächlich wird Mode für den gut gefüllten Geldbeutel angeboten, wobei in der Nähe des Jernbanetorget mittlerweile auch einige Billigläden eingezogen sind. Die Straßencafés, fliegenden Händler, Musikanten und Kleinkünstler, die längst auch die norwegische Hauptstadt und die Karl Johan für sich entdeckt haben, lassen zumindest an sonnigen Sommertagen südliches Flair entstehen.

Rechter Hand tauchen bald die Basarhallen image aD7/Google Map auf, in deren Backsteinarkaden sich eine charmante Mischung kleiner Läden versteckt, vom Obst- und Gemüsehändler bis zu Kunsthandwerkern. Auch einige nette Restaurants findet man hier, vor allem jene im ruhigen Innenhof der Basarhallen strahlen Gemütlichkeit aus.

Direkt neben den Basarhallen erhebt sich die 1697 geweihte Domkirche image aD7/Google Map. Die Eingangstüren schmücken schöne Bronzereliefs, sehenswert sind auch Altartafel und Kanzel, die beide um 1770 entstanden sind. Die riesigen, modernen Deckengemälde stammen von Hugo Mohr; die Orgel ist die größte des Landes, die Turmuhr aus dem Jahr 1718 die älteste. In der Domkirche haben im Jahr 2001 Kronprinz Håkon und Kronprinzessin Mette-Marit unter großer Anteilnahme der Norweger geheiratet. Am Stortorvet image aD7/Google Map, dem großen Markt vor der Domkirche, erinnert ein Standbild an König Christian IV., einen der wichtigsten Erneuerer der norwegischen Hauptstadt.

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Die Karl Johans gate, eine der wichtigsten Flaniermeilen Oslos, führt schnurgerade über rund zwei Kilometer bis zum Königlichen Schloss

Zurück auf der Karl Johans gate geht es nun weiter an Geschäften und Restaurants vorbei, bis man linker Hand zu einer schmalen Grünanlage – dem Eidsvoll-Park image aD6/Google Map kommt. Dieser erinnert an die verfassunggebende Versammlung, die im Jahr 1814 im kleinen Ort Eidsvoll nördlich von Oslo abgehalten wurde. Auf den Bänken und Rasenflächen genießen die Sonnenanbeter jeden wärmenden Strahl, sie schauen auf Springbrunnen und Freiluftrestaurants, aber auch auf das neogotische Parlamentsgebäude, das Storting image aD6/Google Map. Die 1866 errichtete Anlage besitzt einen runden Mittelteil, zwei Seitenflügel und von Löwen bewachte Auffahrten. Außer den Löwen sieht man jedoch niemanden das norwegische Parlament bewachen; meistens wirkt es insgesamt eher verlassen und auch Parlamentarier in Staatskarossen bekommt man fast nie zu Gesicht. Selbst die Bänke und der Rasen direkt vor dem Eingang des Storting sind für jeden zugänglich – eine Bannmeile kennt man hier nicht. Doch ganz so sorglos wie früher sind die Norweger nicht mehr, zu tief sitzt der Schock des Attentats von 2011. Im Sommer kann man im Rahmen von Führungen das große Gemälde Wergelands anschauen, das im Sitzungssaal die Beratungen zur Verfassung im Jahr 1814 zeigt – ein für die Norweger enorm wichtiges Ereignis.

Ebenfalls vom Eidsvoll-Park aus zu betrachten: die prachtvoll verzierte Fassade des Grand Hotel image aD6/Google Map – einer Osloer Institution, in der während mittlerweile mehr als 100 Jahren unzählige Berühmtheiten ein und aus gegangen sind. Vor allem Künstler wie Edvard Munch oder Henrik Ibsen hatten sich das Grand Café image aD6/Google Map im Erdgeschoss als Treffpunkt auserkoren. Doch die Zeiten haben sich geändert und das traditionsreiche Grand Café ist wegen tiefroter Zahlen mittlerweile geschlossen.

Nur ein paar Schritte entfernt liegt das Einkaufszentrum Paléet image aD6/Google Map. Wer gut und günstig zu Mittag essen möchte, findet hier kleine Lokale mit Speisen aus aller Welt. Auch die Restaurants im Eidsvoll-Park verlocken zu einer Pause.

Flaniert man weiter durch den Park, gelangt man zum klassizistischen Nationaltheater image aC/aD5/Google Map und trifft dort auf Henrik Ibsen, der von seiner Säule vor dem Haupteingang auf die Besucher hinunterschaut, auch hier der Gesichtsausdruck eher grimmig als fröhlich – so wie man den großer Dichter eben kennt. Ihm zur Seite steht mit Bjørnstjerne Bjørnson ein weiterer Dichterfürst, der nicht minder Respekt gebietend schaut.

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Sitz der norwegischen Regierung: das Storting

Das nach Plänen des Architekten Henrik Bull 1899 vollendete Theatergebäude erinnert an die damals in Deutschland übliche Architektur – kein Wunder, hatte Bull doch in Berlin studiert. Er kombinierte Elemente des Jugendstils, des Neorokoko und des Berliner Klassizismus.

Nun rückt auf der Renommiermeile Karl Johan die Universität image aC5/6/Google Map mit ihrer imposanten Säulenfront ins Blickfeld; ihre Aula ist wegen eines großflächigen Gemäldes von Edvard Munch sehenswert.

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In der Nationalgalerie vertreten: Edvard Munch mit seinem Gemälde »Pubertät« (1894)

Ein kleiner Abstecher führt durch die Universitetsgate zur image Nationalgalerie image aC6/Google Map. Die größte Kunstsammlung Norwegens zeigt Werke vorwiegend einheimischer und skandinavischer Künstler vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Donnerstags ist der Eintritt sogar frei. Neben Edvard Munch, der natürlich auch hier nicht fehlen darf, sind fast alle bekannten skandinavischen Maler wie die Landschaftsmaler Johan Christian Clausen Dahl und Thomas Fearnley, der Skagenmaler Christian Krogh, der Italienliebhaber Axel Munthe sowie der Genremaler der norwegischen Nationalromantik Adolph Tidemand vertreten. Eine Nationalgalerie muss natürlich auch einige hochkarätige internationale Künstler vorweisen. Die Besucher werden nicht enttäuscht, denn zum Bestand der Osloer Nationalgalerie gehören auch Werke von Pablo Picasso, Claude Monet, Peter Paul Rubens, Auguste Renoir, Henri Matisse, Paul Gauguin, Vincent van Gogh und Auguste Rodin.

Nur wenige Schritte entfernt befindet sich das 1904 eröffnete Historische Museum image aC5/6/Google Map mit Exponaten aus 9000 Jahren norwegischer Geschichte in einem schönen Jugendstilgebäude. Bemerkenswert sind der Goldschatz aus der Wikingerzeit und das Münzkabinett, ergänzend werden ethnografische Ausstellungen zur Arktis, Ostasien, Amerika und Ägypten gezeigt. Ferner sind Portale von Stabkirchen und Kunstgegenstände aus dem Mittelalter ausgestellt.

Durch die Frederiks gate gelangt man zurück zur Karl Johans und schaut nun direkt auf das leicht erhöht gelegene Königliche Schloss image aC5/Google Map , das von einer weitläufigen Parkanlage umgeben ist. Der schlichte, lang gestreckte, dreiflügelige Bau im Empirestil wurde 1825–1849 für den schwedisch-norwegischen König Karl Johan errichtet und dient der norwegischen Königsfamilie nach wie vor als offizieller Wohnsitz. Wer immer schon mal wissen wollte, wie die volkstümlichen und äußerst beliebten norwegischen Royals so leben, erfährt dies bei den Führungen während der Sommermonate.

Das ganze Jahr hindurch kann man täglich um 13.30 Uhr im Schlosshof der Ablösung der prächtig uniformierten Schlosswache beiwohnen. Auch haben die Royals nichts dagegen, dass ihre Untertanen und Besucher durch den Schlosspark schlendern und sich auf den Rasenflächen ausruhen. Am 17. Mai, dem Nationalfeiertag, sind der Schlosspark und die Karl Johan Schauplatz einer farbenprächtigen Parade. Vor allem Kinder und Jugendliche marschieren zu Blasmusik stolz mit ihren norwegischen Fahnen am Balkon des Schlosses vorbei, von dem die königliche Familie den Teilnehmern stundenlang zuwinkt. An diesem ganz speziellen Tag, der in einer Mischung aus tiefem Nationalstolz und Volksfest begangen wird, lassen es sich die Norweger nicht nehmen, die Karl Johan zu Tausenden zu säumen und in den Schlosspark zu gehen und den Kindern zuzujubeln.

Vom Schlosspark sind es nur wenige Minuten zu Fuß zum image Rathaus image aD5/Google Map am Oslofjord und zum Touristenbüro. Hier kann man sich mit Informationsmaterial eindecken; vor allem nach dem Oslo Guide sollte man fragen, denn in der Broschüre sind alle aktuellen Veranstaltungstipps aufgelistet. Im Touristenbüro kann man auch eine Stadtrundfahrt mit einem der bunten Sightseeing-Busse buchen, die gleich neben dem Trafikanten starten. Möchte man sich mehrere Museen und Sehenswürdigkeiten in Oslo anschauen, ist es sinnvoll, direkt den Oslo Pass (vgl. S. 28) zu kaufen. Mit ihm hat man fast überall freien Eintritt und spart viel Geld.

Was ist über den rotbraunen Klinkerbau des Rathauses nicht alles geschrieben worden! Selbst die Osloer waren von Anfang an durchaus gespaltener Ansicht, was die Ästhetik dieses Monumentalbaus mit den beiden 60 Meter hohen Türmen angeht. Mittlerweile haben sie sich jedoch längst an den Klotz gewöhnt, denn es führt kein Weg am Wahrzeichen der Stadt vorbei, das bei der Annäherung auf dem Wasser schon aus der Ferne zu erkennen ist. An den Außenwänden ist das Mauerwerk geschmückt von Reliefs, die Szenen aus der Geschichte zeigen. So lässt sich der Donnergott Thor in seinem Schlachtwagen von zwei Tieren zu neuen Abenteuern bringen. Quadratisch und klobig von außen, überrascht der zur 900-Jahr-Feier 1950 eingeweihte Bau mit viel sehenswerter Kunst im Innern. Seinerzeit haben die besten Künstler an der Gestaltung der Wandgemälde und Skulpturen im Rathaus mitgewirkt. Schon in der Eingangshalle wird man von dem Monumentalgemälde von Henrik Sørensen fast erschlagen und auch die anderen Räume sind mit meist großformatigen Bildern ausgeschmückt. Jedes Jahr am 10. Dezember überreicht der norwegische König im Rahmen eines Festakts im Rathaus den Friedensnobelpreis.

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Eher ein nüchterner Quader ohne Schnörkel: das Königliche Schloss

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Zwei wuchtige Türme aus rotem Backstein: das vom Bauhaus-Stil geprägte Rathaus

Wer das Rathaus in Richtung des nahen Oslofjords verlässt, kommt zum Vorplatz Rådhusbrygge image aD5/Google Map. Viele Jahre lang wurde an dem Platz gebaut, mittlerweile ist er fertiggestellt, komplett gepflastert und autofrei. Trotz der zahlreichen monumentalen Figuren, des Brunnens und der Bänke wirkt er immer noch ziemlich steril. Immerhin ein wenig Hafenromantik bietet das Fischerboot, von dem fast täglich frische Krabben verkauft werden. Am Fjordufer liegen auch die Fähren, die zu den Inseln im Fjord oder zur Museumsinsel Bygdøy aufbrechen. Auch einige alte Holzsegler liegen hier immer vertäut, in der Regel legen sie erst gegen Abend für Sonnenuntergangstouren auf dem Oslofjord ab.

Die an Land Gebliebenen sehen schon von der Rådhusbrygge die beiden nächsten Sehenswürdigkeiten: zur Linken die Festung Akershus und zur Rechten das Vergnügungsviertel Aker Brygge.

Die Festung Akershus image aE/aF6/Google Map, die in der Stadtgeschichte erstmals um 1300 erwähnt wurde, wacht seitdem auf einer erhöhten Landzunge im Fjord über die Stadt. Allerdings sind aus der Zeit der Erbauung nur noch einige Mauern erhalten geblieben, da König Christian IV. im 17. Jahrhundert die mittelalterliche Burg komplett zum Renaissance-Schloss umbauen ließ. Schon im 18. Jahrhundert hatte keiner mehr Interesse an den Verteidigungsanlagen und große Teile verfielen. Die wechselvolle Geschichte setzte sich auch im Zweiten Weltkrieg fort, als die Deutschen ihr Hauptquartier in Akershus aufschlugen. Heute werden die prunkvollen Säle von der norwegischen Regierung zu Repräsentationszwecken genutzt. Ferner sind hier gleich mehrere Museen untergebracht: das norwegische Verteidigungsmuseum image aF6/Google Map , das Museum des norwegischen Widerstands image aE6/Google Map und ein Informationszentrum zur Geschichte der Festung.

Vom Eingang am Haupttor gelangt man hinauf zur eigentlichen Festung und zur Schlosskirche image aE6/Google Map, in deren Krypta der bei den Norwegern äußerst beliebte König Håkon (1872–1957) beigesetzt wurde. Neben dem Innern der Schlosskirche kann auch der Saal Christians IV. besichtigt werden. Im Informationszentrum gibt eine Ausstellung mit eindrücklichen Toneffekten einen Einblick in die 700-jährige Geschichte der Burg. Im Sommer finden auch Führungen in den Kasematten und im Kerker statt. Da die Grünanlagen der Festung frei zugänglich sind, werden sie von den Osloern gern für Picknicks genutzt. Die Plätze im oberen Bereich der Festung sind besonders beliebt, denn von hier genießt man einen schönen Blick über den Hafen und das Rathaus bis hinüber nach Aker Brygge.

Doch bevor es nach Aker Brygge geht, lohnt noch der Besuch des ältesten Osloer Stadtteils, der sogenannten Kvadraturen image aD/aE6/7/Google Map. Entstanden ist der zwischen der Festung Akershus, dem Hauptbahnhof und der Karl Johans gate gelegene Stadtteil nach dem Brand von 1624. Im Schutz der Festung wurde entsprechend der Ideale der Renaissance eine völlig neue Stadt mit schachbrettartig angelegten, breiten Straßen und Steinhäusern errichtet. In erster Linie sollten so weitere Brände verhindert werden. Bei dieser Gelegenheit benannte der selbstverliebte König Christian IV. die Stadt auch gleich in Christiania um. Auf dem zentralen Marktplatz, dem Christiania Torv in der Rådhusgata, erinnert ein Brunnen mit einer großen behandschuhten Hand an ihn. An dieser Stelle soll der König den Wiederaufbau Oslos mit den Worten »Hier soll die Stadt liegen« begonnen haben.

Innerhalb der Kvadraturen gibt es noch einige gut erhaltene Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. In einem dieser alten Gebäude am Bankplassen ist das traditionsreiche Café Engebret untergebracht. Auch im ältesten Rathaus der Stadt in der Nedre slottsgate befindet sich schon lange ein Restaurant, das überwiegend norwegische Traditionsgerichte serviert. In den letzten Jahren haben sich in der Kvadraturen vor allem Museen und Galerien angesiedelt.

Nun geht es zurück Richtung Akershus, von wo der Blick direkt auf Aker Brygge fällt, ein Vergnügungszentrum der Stadt, das der ehrwürdigen Karl Johan ernsthaft Konkurrenz macht. Auf dem Weg dorthin lohnt ein Besuch im Nobel-Friedenszentrum image aD5/Google Map, das zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Norwegens am 11. Juni 2005 im ehemaligen Hauptbahnhof zwischen Rathaus und Aker Brygge eröffnet wurde. In der Dauerausstellung erfahren Besucher multimedial viel Wissenswertes zu allen Friedensnobelpreisträgern. Außerdem finden ständig wechselnde Ausstellungen zu aktuellen Konflikten und Friedensbemühungen statt. Bis in die 1980er Jahre schufteten auf image Aker Brygge image aD/aE4/5/Google Map noch die Werftarbeiter. Dann musste eine der größten norwegischen Werften schließen, und einige bekannte Architekten verwandelten die ausgediente Industrielandschaft in einen neuen Stadtteil mit Geschäften, Restaurants, Büros, Kinos und Theatern.

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Beliebter Treffpunkt von Touristen wie Einheimischen: Aker Brygge

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Mit dem Holzsegler unterwegs im Oslofjord

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn entstanden ist eine durchaus sehenswerte Mischung aus Alt und Neu. Von einigen alten Packhäusern aus rotem Backstein ist die Fassade stehen geblieben, der Rest wurde mit viel Stahl, Aluminium und Glas neu gestaltet. Vor allem Hochpreisiges hat sich hier angesiedelt, doch neben vielen Lokalen der gehobenen Preiskategorie gibt es auch auf Aker Brygge durchaus Möglichkeiten, mit normalem Geldbeutel einzukehren. Einer der beliebtesten Treffpunkte ist nach wie vor das image Lekter’n image aD/aE5/Google Map, wo man direkt am Wasser sitzt und den Sommer bei Bier und Musik genießen kann.

Auch auf Aker Brygge findet das Leben im Sommer hauptsächlich im Freien statt; dann ist in den zahlreichen Freiluftrestaurants und Straßencafés oft kein Tisch mehr zu bekommen. Auf der Mole flanieren die Osloer bis tief in die Nacht, in der es hier oben im Norden im Sommer kaum dunkel wird. Am Ende von Aker Brygge, auf Tjuvholmen, begeistert seit Herbst 2012 das neue Astrup Fearnley Museum image aE4/Google Map. Das vom Stararchitekten Renzo Piano entworfene Gebäude gleicht einem riesigen Segel und beherbergt eine hochkarätige Sammlung moderner Kunst.

Äußerst beliebt und stimmungsvoll sind die Abendkreuzfahrten auf dem Oslofjord. Tagsüber liegen die alten Holzsegler an der Mole zwischen der Festung Akershus und Aker Brygge. Gegen Abend legen sie ab und fahren ein Stück auf den Fjord hinaus. An Bord vertreiben sich die Gäste die Zeit mit dem Pulen von Krabben, von denen man so viel essen kann, wie man schafft. Wie in Zeitlupe ziehen derweil die Ufer des Fjords vorbei, felsige Buckel mit viel Grün, auf denen so manches Traumhaus steht. Vor allem bei schönem Wetter und Windstille sollte man unbedingt an solch einer Abendkreuzfahrt teilnehmen, denn vom Wasser aus zeigt sich die norwegische Hauptstadt von einer ihrer schönsten Seiten.

Über die Museumsinsel Bygdøy

Vormittag
Rådhusbrygge – Bygdøy – Vikingskipshuset – Norwegisches Volksmuseum – Oscarshall.

Mittagspause
Bei schönem Wetter bietet sich ein Picknick am Ufer des Oslofjords an. Von hier genießt man einen weiten Blick über den Fjord, auf dem zahlreiche Segelboote, Jachten und Fähren unterwegs sind.

Nachmittag
Kon-Tiki-Museum – Frammuseum– Norwegisches Seefahrtsmuseum.

Abend
Das Sommerrestaurant Hukodden ist ein idealer Platz, um den Abend bei einem guten Essen ausklingen zu lassen. Vor allem die Terrasse ist bei den stets sonnenhungrigen Osloern wegen der Abendsonne beliebt.

Von der Rådhusbrygge image G7/Google Map pendeln im Sommer regelmäßig Boote zur image Museumsinsel Bygdøy image F3–H5/Google Map, die man zwar auch auf dem Landweg erreichen kann, denn eine Insel ist Bygdøy schon lange nicht mehr, doch der Weg übers Wasser ist viel kürzer und schöner. Auf Bygdøy liegen nicht nur fünf der schönsten Museen Oslos, hier lässt es sich auch gut wohnen – vorausgesetzt man kann es sich leisten. Ein untrügliches Indiz, dass es sich hier um einen Nobelvorort Oslos handelt, sind die vielen edlen Häuser, die überwiegend aus Holz errichtet wurden und von gepflegten Gärten umgeben sind. Besonders im Sommer ist Bgydøy bei den Osloern ein beliebtes Ausflugsziel, denn neben den Museen gibt es hier auch viel Grün sowie Badestrände und Wanderwege, die auch gern von Radfahrern genutzt werden.

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Ein Prachtstück unter den Schiffsfunden der Wikingerzeit: Das Oseberg-Schiff ist heute im Vikingskiphuset ausgestellt

Nach der rund 15-minütigen Überfahrt vom Rathaus steigt man am besten an der Station Dronningen image G5/Google Map aus, leicht zu erkennen an dem hübschen Pavillon direkt am Wasser. Von der Anlagestelle gelangt man in wenigen Minuten über die Huk Aveny zum Vikingskipshuset image G4/Google Map, wo drei Schiffe sowie weitere archäologische Funde aus der Wikingerzeit zu sehen sind. Die Schiffe wurden in drei Häuptlingsgräbern am Oslofjord gefunden – vor mehr als 1100 Jahren wurden die Häuptlinge mit den kostbaren Beigaben beerdigt, um ihren Besitzern die Reise ins Reich der Toten zu ermöglichen. Vom Tune-Schiff sind nur noch Reste erhalten, doch die beiden anderen sehen so aus, als könnten sie gleich in See stechen. Das sogenannte Gokstad-Schiff ist ein schlichtes, hochseetüchtiges Gefährt; mit solchen Schiffen haben die Wikinger wohl einst Amerika entdeckt. Höhepunkt der Ausstellung ist das Oseberg-Schiff, das an Bug und Heck mit prächtigen Schnitzereien verziert ist. In ihm sollte die Wikingerkönigin Åsa ihre letzte Reise antreten. Auch der im Schiff gefundene kunstvoll verzierte Wagen und die anderen Grabbeigaben sind im Wikingerschiff-Museum zu sehen.

Nicht weit entfernt vom Vikingskipshuset liegt mit dem Norwegischen Volksmuseum image G4/Google Map das bedeutendste Freilichtmuseum Norwegens. Die Idee dazu hatte der schwedisch-norwegische König Oskar II. Er besaß auf Bygdøy eine Sommerresidenz und ließ die Stabkirche von Gol, die abgerissen werden sollte, in seinem Park wieder aufbauen. 1902 wurde sein Park dann zum Norwegischen Volksmuseum umgewandelt. Heute bietet die weitläufige Anlage einen repräsentativen Querschnitt durch die norwegische Holzhausarchitektur der letzten Jahrhunderte. Die mittlerweile rund 170 Gebäude sind unter geografischen Gesichtspunkten auf dem Museumsgelände angeordnet; der Rundgang führt somit durch ein »Norwegen en miniature«. Bequeme Schuhe und einige Stunden Zeit sind schon vonnöten, um die wichtigsten Exponate zu besichtigen. Auch eines der ältesten Wohnhäuser des Landes hat im Museum eine neue Heimat gefunden. Das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert gehörte ursprünglich zu einem Gehöft im Numedal. Hin und wieder gibt es in einigen Häusern Vorführungen traditioneller Handwerke, dann kann man beim Spinnen oder der Herstellung von Fladenbrot zuschauen.

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Weit gereist: die Stabkirche von Gol

Besonders schöne Beispiele der norwegischen Holzarchitektur sind die Speicher, im Norwegischen stabbur genannt, in denen früher Korn, Fleisch, Brot und andere Nahrungsmittel in großen Bottichen aufbewahrt wurden. Sie waren oft die prächtigsten Gebäude des ganzen Gehöfts, denn Türen und Türumrahmungen wurden mit stilisierten Ranken, Menschenköpfen, aber auch Löwen- und Drachenköpfen verziert. Auch das nur wenige Millimeter dicke flatbrød, das nur ein einziges Mal im Jahr gebacken wurde, lagerte im Stabbur. Es war die ideale Dauerkonserve, denn es hielt sich jahrelang. Zwar roch es nach einiger Zeit wahrscheinlich etwas nach Stockfisch, doch der Hunger ließ die Menschen nicht wählerisch sein.

Ein wenig abseits in der Nähe des Fjordufers liegt Oscarshall image G5/Google Map, das Lustschloss König Oscars I., gebaut 1847–52 im Stil der englischen Neugotik. Die Innenräume mit vielen Kunstwerken, unter anderem Gemälde von Tidemand und Gude, sind allerdings nur relativ selten zu besichtigen, doch auch von außen bietet das kleine Schloss einen durchaus sehenswerten Anblick.

Von Oscarshall geht man durch den Park zurück zum Norwegischen Volksmuseum, dann weiter zum Vikingskipshuset und gelangt schließlich auf dem Bygdøynesveien zum größten Museumskomplex auf Bygdøy. Auf einer Landzunge, die sich ein gutes Stück in den Fjord schiebt, drängen sich das Kon-Tiki-Museum, das Frammuseum und das Norwegische Seefahrtsmuseum. Doch bevor man sich den nächsten Museen widmet, bietet sich ein Picknick am Ufer des Oslofjords an. Nur wenige Schritte hinter dem Norwegischen Seefahrtsmuseum gibt es eine kleine Grünanlage direkt am Wasser. Meistens herrscht auf dem Oslofjord viel Betrieb, Segelboote, Jachten und Fähren ziehen vorbei, sodass es hier nie langweilig wird.

Das Kon-Tiki-Museum image G5/Google Map ist Thor Heyerdahl (1914–2002), einem der größten norwegischen Entdecker und Abenteurer, gewidmet. Sein Leben lang hat der Forscher aufsehenerregende Expeditionen durchgeführt; eine seiner ersten Unternehmungen war die Kon-Tiki-Expedition im Jahr 1947. Mit fünf Mann Besatzung ist Heyerdahl auf dem Balsa-Floß Kon-Tiki von Peru nach Polynesien gesegelt. Mit dem ebenfalls ausgestellten Schilfboot Ra II segelte er 1970 von Marokko nach Barbados. Mit diesen Expeditionen wollte er beweisen, dass auch primitive Boote, wie sie schon vor Jahrtausenden gebaut wurden, die Weltmeere überqueren können.

Gleich gegenüber vom Kon-Tiki-Museum hat in dem zeltförmigen Bau des Frammuseums image G5/Google Map die dickbäuchige »Fram« ihren letzten Hafen gefunden. Sie ermöglichte den großen norwegischen Polarforschern Fridtjof Nansen (1861–1930), Otto Sverdrup (1854–1930) und Roald Amundsen (1872–1928) ihre Reisen. Nansen befuhr mit ihr das nördliche Eismeer und versuchte dann den Nordpol auf Skiern zu erreichen. Sverdrup war bei zwei großen Framexpeditionen dabei und kartierte große Teile Grönlands. Auch Roald Amundsen vertraute sich bei seinem berühmten Wettlauf zum Südpol der »Fram« an. Das Schiff, ein Dreimaster mit Dampfmaschine, besaß eine ganz außergewöhnliche Seetüchtigkeit in arktischen und antarktischen Gewässern. Eis, das andere Schiffe zerdrückt hätte, überstand es unbeschadet. Die »Fram« kann auch von innen besichtigt werden. Darüber hinaus zeigt das Polarschiffmuseum viele Ausrüstungsgegenstände und Fotografien der Expeditionen.

Das Norwegische Seefahrtsmuseum image G/H5/Google Map gibt quasi nebenan einen guten Einblick in die Küstenkultur des Landes. Eines der interessantesten Ausstellungsstücke ist Norwegens ältestes Boot, ein 2200 Jahre alter Einbaum. In der Bootshalle sind 20 verschiedene Schiffe zu sehen, die das Herz jedes Seebären höher schlagen lassen. Zu sehen ist auch eine Ausstellung von rund 40 Gemälden mit maritimen Themen.

Wenige Schritte weiter kann man Maritimes live erleben: Am Ufer des Oslofjords kann man den Booten zuschauen, wie sie durch das unübersichtliche Fahrwasser manövrieren.

Nach all den Museumsbesuchen bietet sich zum Ausklang des Tages ein Ausflug zum Strand von image Huk image H4/Google Map im Süden von Bygdøy an. Für viele Einheimische ist dies Oslos schönster Strand, an Sommerwochenenden ist es deshalb oft entsprechend voll. Die geschwungene, von Felsen eingerahmte Bucht ist relativ feinsandig und geht in weitläufige Liegewiesen über. Gegen Abend lohnt ein Besuch des Ausflugslokals Hukodden image H4/Google Map, denn die große Terrasse mit Blick aufs Wasser liegt bis spät in den Abend im Sonnenlicht.

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Leuchtfeuerstation Heggholmen im inneren Oslofjord

Streifüge

Der Westen – vom Schloss zum Frognerpark

Dieser ausgedehnte Spaziergang beginnt am westlichen Ende der Flaniermeile Karl Johan. Durch den Schlosspark schlendert man zum Königlichen Schloss image aC5/Google Map, hält sich dann rechts und gelangt so zum nördlichsten Zipfel der weitläufigen Grünanlage. Hier trifft man auf den Hegdehaugsveien image aB4/5/Google Map, der später in den Bogstadveien image aA4/Google Map übergeht.

Der Westen Oslos mit dem Stadtteil Majorstua image D/E6/Google Map gehört zu den gutbürgerlichen Vierteln der Stadt; viele der Straßen sind von schönen Altbauten gesäumt. Traditionell nennen die Osloer diese Gegend »Vestkanten« im Gegensatz zur »Østkanten« jenseits des Flusses Akerselva. Wenig erstaunlich, dass im Westteil der Stadt die Preise für Wohnungen höher liegen als in den klassischen Arbeiterbezirken im Osten.

Sowohl Hegdehaugsveien als auch Bogstadveien sind bekannte Shoppingmeilen, hier reiht sich ein Geschäft ans andere und auch an Restaurants und Bars besteht kein Mangel. Deshalb herrscht hier selbst nach Geschäftsschluss noch Leben. Am Ende des Bogstadveien biegt man nach links in den Kirkeveien ein und kommt bald zum Haupteingang des Frognerparks image E4/5/Google Map. Diese weitläufige Parkanlage ist für die Osloer eines der beliebtesten Naherholungsgebiete. Im Sommer ist der Park ein Tummelplatz für Spaziergänger, Jogger und Skater, im Winter für Skilangläufer. Die Grünflächen laden zum Picknick ein, für weitere sportliche Betätigung bieten sich das Frognerstadium, die Tennisplätze und das Frognerbad image aA2/Google Map an.

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Monumental: die Vigelandanlage im Frognerpark

Die meisten Touristen kommen jedoch wegen der image Vigelandanlage image E5, die einen Teil des Frognerparks bildet. Sie ist das Vermächtnis des Bildhauers Gustav Vigeland (1869–1943), der in einem jahrelangen Arbeitsrausch Hunderte von teilweise monumentalen Figuren geschaffen und sie dann entlang einer mehr als 800 Meter langen Achse aufgestellt hat. Die letzten 20 Jahre seines Lebens hat er fast ausschließlich an der Ausgestaltung des Parks gearbeitet. Mit jährlich über einer Million Besuchern zählt die Vigelandanlage zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der norwegischen Hauptstadt. Besonders vom Haupteingang am Kirkeveien ist die schnurgerade Hauptachse der Anlage gut zu erkennen. Von hier kommt man als Erstes zur Brücke mit Vigelands bekanntesten Werken. Unter den 58 Bronzeskulpturen befindet sich auch eine der beliebtesten Figuren des Künstlers: der Trotzkopf – ein kleiner Junge, der seinem Unmut freien Lauf lässt. Dann folgt die Brunnengruppe, die ebenso wie der Höhepunkt des Skulpturenparks, der Monolith, den Lebenszyklus des Menschen symbolisieren soll.

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Ausstellungsraum im Vigeland-Museum, das zu Ehren des bedeutendsten norwegischen Bildhauers gebaut wurde

Der Kulminationspunkt von Vigelands künstlerischem Schaffensdrang steht auf einer kleinen Anhöhe und ist schon aus der Ferne zu sehen: der Monolith, eine 17 Meter hohe Steinsäule aus 121 ineinander verschlungenen Menschenleibern. Um den Monolithen hat Vigeland weitere Steinkolosse gruppiert, meist überlebensgroße, nackte Menschen jeden Alters. Der Lebenszyklus ist das zentrale Motiv des Parks: Die verschlungenen Leiber des Monolithen, die kreisförmig um ihn angeordneten Figuren und die vielen Skulpturen entlang der zentralen Achse des Parks – alle zeigen sie Menschen in allen Lebensstadien und -situationen. Unterhalb des Monolithen plätschert ein Brunnen, dessen Schale von einem Kreis starker Männer getragen wird.

Wer mehr über Gustav Vigeland erfahren möchte, sollte das am südwestlichen Rand des Parks gelegene image Vigeland-Museum image aA/aB1/Google Map/ besuchen. Vigeland hatte stets einen guten Draht zu den Behörden der Stadt und bekam deshalb fast jeden Wunsch erfüllt. So wurde für ihn in den 1920er Jahren am Rande des Frognerparks ein Wohnhaus samt Atelier errichtet, das nach seinem Tod in ein Museum umgewandelt wurde. Das Vigeland-Museum verwaltet den gewaltigen Nachlass aus rund 1600 Skulpturen und 12 000 Zeichnungen. Im Museum ist sehr anschaulich die akribische Arbeitsweise des Bildhauers dokumentiert, auch seine bis ins Detail geplanten Arbeiten am großen Monolithen sind hier nachzuvollziehen.

Im Frognerpark befindet sich mit dem Oslo City Museum image aA1/2/Google Map noch ein weiteres Museum, nur rund 200 Meter von Vigelands Skulpturen entfernt. Das Stadtmuseum ist in den historischen Gebäuden des Frogner Hovedgård untergebracht und beleuchtet die Geschichte der Stadt. Einen kurzen, anschaulichen Überblick über Oslos Vergangenheit vermittelt der Film »Oslo 1000 Jahre«.

Für den Rückweg zum Schloss bietet sich ein Spaziergang durch den Stadtteil Frogner an. Vom Frogner Platz image aA/aB2/Google Map folgt man anfangs der Thomas Heftyes gate und biegt dann nach links in die Bygdøy allé image aB1–aC3/Google Map ein. Auch an dieser Straße prägen viele herrschaftliche Stadthäuser das Bild. In ihnen sind Galerien, Antiquitätenläden, Einrichtungs- und Möbelgeschäfte, aber auch so manches gute Restaurant und gemütliche Café untergebracht. Vom Ende der Bygdøy allé ist es dann nur noch ein kurzer Fußweg zurück zum Schlosspark.

Ein Blick von oben auf die Stadt

Erst von einem erhöhten Standpunkt aus erkennt man Oslos einmalige Lage am Fjord und die schier endlosen Wälder der Umgebung. Am einfachsten ist es, mitten in der Stadt in die Holmenkollbahn zu steigen und sich zur Skisprungschanze und dann weiter bis nach Frognerseteren bringen zu lassen. An einem Schönwetterwochenende wird man sommers wie winters allerdings oft keinen Platz bekommen, denn dann zieht es auch die Osloer in Scharen in die Natur. Die 1898 in Betrieb genommene Holmenkollbahn, aus der später die T-Bane-Strecke wurde, war die erste Vorortbahn der norwegischen Hauptstadt. Vom Jernbanetorget, dem Hauptbahnhof, geht es über Storting, Nationaltheater und Majorstuen in nordwestlicher Richtung hinaus aus der Stadt. Wer in Majorstuen aussteigt, kann noch einen Abstecher zur image Vigelandanlage image E5/Google Map mit den monumentalen Skulpturen machen, sollte für diesen Abstecher aber gut zu Fuß sein und genügend Zeit einplanen.

Nach der Haltestelle Majorstuen fährt die Holmenkollbahn durch die weitläufigen Osloer Vororte, entlang der Strecke weichen Mietshäuser bald Einfamilienhäusern mit kleinen Gärten. Auch rund um die Station Holmenkollen, die nach rund 20-minütiger Fahrt erreicht ist, ziehen sich schmucke Häuschen terrassenförmig den Berghang hinauf. Wer hier wohnt, genießt tagtäglich einen einmaligen Blick auf die Stadt und den Fjord, muss diese privilegierte Wohnlage allerdings auch recht teuer bezahlen. Nach einem kurzen Fußmarsch steht man schließlich am Fuß der Schanze.

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Elegant geschwungen: die neue Holmenkollenschanze

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