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Ein Imprint der Arena Verlag GmbH

Digitale Originalausgabe

© Arena Verlag GmbH, Würzburg 2017

Covergestaltung: Christian Eickmanns

Alle Rechte vorbehalten

E-Book-Herstellung: KCS GmbH, Stelle | www.schriftsetzerei.de

ISBN: 978-3-401-84015-4

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Kapitel 3: Verlassen

Silindur

Silindur kauerte sich unter einem Baum zusammen. Er hatte versagt. Auf der ganzen Linie. Man hatte ihm aufgetragen, dafür zu sorgen, dass die Drachenprinzessin bis zu ihrem achtzehnten Menschengeburtstag unerkannt blieb. Das war ihm nicht gelungen. Viel zu früh hatte sie mit ihren magischen Aktivitäten begonnen. Und Silindur hatte es nicht geschafft, die Spuren ihrer ersten Wandlungsversuche gänzlich zu verwischen. Er hätte ihr Gefährte sein sollen, ein Drachenkrieger. Darauf hatte er Jahrhunderte gewartet und nun schien es so, als bestünde dieses einmalige Band zwischen Drache und Reiter zu Melissa, einem völlig unerfahrenen und unausgebildeten Menschen. Silindur hatte nicht Sophies erste Wandlung gesehen, er hatte keine telepathische Verbindung aufgebaut. Er war fast völlig nutzlos gewesen während der Flucht kreuz und quer durch die Menschenwelt. Und nun war durch seine Schuld die Prinzessin verschwunden und vermutlich in allergrößter Gefahr.

Er hätte nicht mit Melissa streiten dürfen. Sie war schließlich nicht in dieser Welt aufgewachsen und konnte die Gefahren nicht abschätzen, er aber schon! Niemals hätte er seine Zustimmung geben dürfen, die Prinzessin durch das Magische Tor reisen zu lassen. Silindur hätte wissen müssen, dass gerade Drachen nicht gut mit den magischen Reisen zurechtkamen. Das war allgemein bekannt. Und die Prinzessin war noch so jung, gerade mal ein Drachling.

Silindur war selbstsüchtig gewesen. Als sich die Dinge nicht so entwickelt hatten, wie er es wollte, hatte er sich von seinem Selbstmitleid überwältigen lassen. Er hatte seine Aufgabe als Berater vernachlässigt. Dabei ging es um die Drachenlande. Er hätte für seine Prinzessin da sein müssen!

Stattdessen hatte er eingewilligt, den Weg durch dieses verflixte Tor zu nehmen - nicht, weil er es für die beste Option gehalten hatte, sondern nur, weil er nach all der Enttäuschung zurück in seine Heimatwelt gewollt hatte. Er hatte die Verantwortung für die Prinzessin loswerden und sich von seiner Familie trösten lassen wollen. Was für ein verdammter Wicht war er nur? Und so einer hatte davon geträumt, ein Held zu werden. Vermutlich hatte die Prinzessin instinktiv gespürt, dass er nicht zum Drachenreiter taugte.

Verzweifelt fuhr Silindur sich mit den Händen über sein Gesicht. Aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Er musste jetzt alles wagen und seine Prinzessin und eben auch Melissa retten. Wenn das Menschenmädchen die Auserwählte unter den Reitern war, dann musste seine Loyalität auch ihr gehören. Er stand auf und straffte seinen Rücken. Es hatte keinen Sinn, sich weiter mit Selbstvorwürfen zu quälen. Er musste endlich handeln.

Sophie

Sie streckte die Füße weit nach oben. So weit, dass sie sie nicht mehr richtig sehen konnte. Sie blickte in einen veilchenblauen Himmel. Ein Regenbogen durchstieß eine Wolkenbank, verlief oberhalb der flauschigen Wolken in einem großen Halbrund, bis er auf seinem Weg nach unten erneut in den Wolken verschwand. Er wirkte wie eine gigantische Zuckerstange, die ein Kind aus Spaß durch Zuckerwatte gezogen hatte. Nur, dass seine Farben weder an eine Zuckerstange noch an einen normalen Regenbogen erinnerten, oder? Sie blinzelte verwundert darüber, dann war dieser Augenblick auch schon vorbei und sie konzentrierte sich auf ihre Füße, die den Bogen fast zu berühren schienen. So lang waren ihre Beine und wurden immer länger: Stelzenbeine, hässliche Stiele wie abgeknickte Strohhalme und am Ende ihre Füße so klein, so furchtbar klein. Sie würde nie wieder laufen können mit diesen winzigen Füßen an diesen überaus langen Beinen.

In diesem Moment kam erneut der Vogelmann ins Bild. Auch er war unendlich lang gezogen wie in einem Zerrspiegel. Sie zuckte vor seinem Schnabel zurück, der sich bedrohlich näherte. Der Vogelmensch packte sie mit seinen spinnenbeinlangen Flügelhänden und zog sie an einer Felswand hoch, bis sie schließlich auf einem Vorsprung an den Felsen gelehnt saß. Am liebsten hätte sie geweint. Sie wollte nicht sitzen, sie wollte keinen Vogelmenschen und keine langen Stelzenbeine. Sie wollte endlich wieder schlafen und in dieses wundervolle, traumlose Nichts zurückkehren. Ihre Füße lagen nun flach auf dem Boden und ihre Beine waren nicht mehr ganz so lang. Immerhin etwas. Aber ihr Kopf tat so weh und der Vogel war immer noch da. Warum ließ er sie nicht allein? Da kam er schon wieder und stopfte ihr etwas Ekliges in den Mund. Nein, sie wollte das bittere Zeug nicht mehr, bitte, sie wollte schlafen.

8

»Du darfst auf keinen Fall wieder einschlafen!«, versuchte 8 verzweifelt, den widerspenstigen Drachling zu überreden. »Wir Kra Sh’ed wissen, was dir widerfahren ist. Du bist ins Schlafgras gefallen. Schlafgras ist gefährlich. Es vernebelt dir die Sinne und lässt dich einschlafen, sodass du gar nicht merkst, wenn die Pflanze dich verdaut. Du musst von der Frucht essen, die treibt das Gift aus deinem Körper.«

Es war eine große Erleichterung für 8 gewesen, dass das Drachenjunge telepathisch ansprechbar war. Für ein komplexes Gespräch reichte es momentan zwar nicht, aber immerhin schien es zu verstehen, was 8 wollte.

»Nein! Schmeckt scheußlich!«, ließ der Drachling ihn gerade wissen.

Verstehen hieß im Falle eines Drachen noch lange nicht kooperieren. Zwar zeigte der Drachling sich gerade in seiner Menschengestalt, aber an seinem Starrsinn schien das nichts zu ändern. Wenn der Drachling nicht bald aufhörte, sich zu wehren und alles wieder herauszuwürgen, musste 8 Gewalt anwenden. So viele von den Früchten hatte er nicht erbeutet, dass der Drachling sie jetzt in alle Himmelsrichtungen spucken konnte. Eben war der junge Drache kurz bei Bewusstsein gewesen. Ohne weitere Teile der Frucht würde er wieder in die Finsternis des Schlafgrases eintauchen. Und wer wusste schon, ob 8 den Drachling noch einmal würde wecken können?

»Wage es ja nicht!«, dröhnte es durch seinen Kopf.

Kurz überlegte er, ob das Drachenjunge wohl durch das Schlafgras an Selbstüberschätzung litt. Das kam häufig vor. Schlafgras wurde in kleinen Mengen als Rauschmittel gehandelt. Manchmal glaubten träge Bodenbewohner nach der Einnahme, sie könnten frei fliegen wie die Kra Sh’ed. Gelegentlich hatten sich die Soldaten seiner Einheit Geschichten über solche verwirrten Geister erzählt und bei dieser Vorstellung so lange mit den Schnäbeln geklappert, bis sich ihre Kopffedern sträubten und in alle Richtungen abstanden. Allerdings hörte man auch von Kra Sh’ed, die dem Wahn des Schlafgrases zum Opfer gefallen waren. Einige waren beispielsweise gegen Felsen geflogen, weil sie offenbar glaubten, den festen Stein durchdringen zu können.

Niemand wusste, was die Schlafgrastrunkenen zu diesem Verhalten antrieb. Selbst wenn ein Kra Sh’ed eine solche Kollision mit einem Felsen überlebte, wurde er sofort von seiner Einheit getötet. Durch seinen Kontakt mit Schlafgras war er zu etwas geworden, was er niemals sein durfte: ein Individuum. Die Herabgefallenen wurden sofort getötet und verbrannt. Ein ehrenhaftes Begräbnis im Herzen der Kolonie blieb ihnen verwehrt. Wie wahrscheinlich war es zu überleben, wenn man nicht nur einer kleinen Menge geschnittenen Schlafgrases, sondern der Wirkung eines ganzen Feldes ausgesetzt gewesen war?

Erstaunt stellte 8 fest, dass der Drachling seine Gedanken mitverfolgt hatte. Das war höchst unangenehm, denn er wollte keineswegs die Schwachpunkte seines Volkes preisgeben. Er hätte sich besser abschotten sollen, offenbar hatte er den Drachling unterschätzt.

»Man belauscht nicht einfach die Gedanken eines anderen«, polterte er durch den Geist des Drachlings, der sofort mit Kopfschmerzen reagierte und sich krümmte. 8 atmete tief durch und versuchte es mit einem gemäßigten Einsatz seiner Kräfte: »Vielleicht ist es ja ganz gut, wenn du siehst, was Schlafgras alles anrichten kann. Du bist mitten in ein Feld von Schlafgras gefallen. Als ich dich fand, hattest du die betörenden Gifte schon eine Weile eingeatmet und durch deine Haut aufgenommen. Ich habe dich weit genug von dem Schlafgrasfeld weggetragen und dir dann diese heilende Frucht besorgt.«

Das Drachenmädchen setzte sich ein bisschen gerader hin und obwohl sie noch immer elend, ja sogar grünlich aussah, wirkte sie auf einmal entschlossen.

»Entschuldige!«, sandte sie ihm erstaunlich klar und meinte es offenbar auch so. »Danke, dass du dich um mich gekümmert hast!«

8 hielt ihr erneut ein Stück der Frucht hin und es war ihr anzusehen, dass es sie große Überwindung kostete, die Medizin anzunehmen.

»Kann ich Wasser dazu trinken?«, fragte sie.

Zögernd übermittelte ihr 8 seine Zustimmung und reichte ihr seine lang gezogene Flasche. Beherzt biss sie in die Frucht, schluckte den Bissen unzerkaut hinunter und saugte dann an seiner Wasserflasche.

8 wandte den Blick ab. Das war ja ekelhaft. Die Wasserflaschen der Kra Sh’ed waren an ihre langen Schnäbel angepasst. Man musste nur den Schnabel hineintauchen und den Kopf anheben, schon lief einem das Wasser einfach und sauber in den Schlund. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass ein Wesen daran NUCKELN könnte. Nun war die Flasche für ihn sowieso nicht mehr zu gebrauchen, nachdem der Drachling seinen Speichel mit dem bitteren Geschmack der Heilfrucht darauf hinterlassen hatte. 8 drehte sich der Magen um. Immerhin tat der Drachling, wenn auch widerwillig, seinen zweiten Bissen, nuckelte wieder und ließ sogar einen dritten Bissen folgen. Das würde reichen. Soweit 8 wusste, waren Fruchtfleisch und vor allem die Kerne viel reicher an heilenden Stoffen als der Saft allein. Der Drachling würde sich bald erholen und dann konnten sie gehen.

»Wohin gehen wir denn?«, fiepte es in seinem Kopf.

Verdammt, er musste sich ab jetzt mehr in Acht nehmen.

Kapitel 2: Unter dem Brennglas

Melissa

Melissa hatte ihr Versteck im Unterholz verlassen. Jetzt schritt sie stattdessen die Lichtung, auf der sie nach der Reise durch den Magischen Tunnel gelandet waren, unruhig ab. Ihre innere Uhr sagte ihr, dass vermutlich zwei Stunden vergangen waren, seit Silindur sie hier zurückgelassen hatte. In dem diffusen grünvioletten Licht dieses Urwaldes gab es allerdings nicht einmal vernünftige Schatten, was eine Zeitschätzung unmöglich machte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich von Silindur zu trennen. In den Wäldern, die sie von zu Hause kannte, musste man sich höchstens vor freilaufenden Hunden oder schlimmstenfalls vor irgendwelchen Triebtätern in Acht nehmen und das war für Melissa nichts Beunruhigendes. Da vertraute sie ganz auf ihre Reaktionsgeschwindigkeit, ihren durchtrainierten Körper und ihr langjähriges Karatetraining. Hier in den Drachenlanden war alles anders. Sich im Gebüsch zu verstecken, hatte sich als keine gute Idee erwiesen. Pflanzenranken hatten nach ihr gegriffen und übergroße Tausendfüßler nach ihren Beinen geschnappt. Erst auf der Lichtung hatte sie etwas Ruhe vor den penetranten Störenfrieden gefunden. Trotzdem konnte jederzeit alles Mögliche – und sogar das ein oder andere, was sie noch vor Kurzem für unmöglich gehalten hatte - durch die Büsche brechen.

Melissa dachte scharf nach. Es brachte ihr nichts, einfach nur hier zu warten. Wenn Sophie desorientiert war, fand sie sowieso nicht wieder hierher zurück. Aber es war auch sinnlos, loszuziehen und Sophie auf eigene Faust zu suchen. Sie konnte bereits sonst wo sein. Vielleicht würden sie sogar aneinander vorbeilaufen und sich in dem Dschungel überhaupt nicht mehr wiederfinden. Falls sich Sophie in einen Drachen verwandelt hatte, war sie ohnehin nicht einzuholen.

Aber es musste doch mehr für Melissa zu tun geben, als abzuwarten, bis die Elfen kamen und die Sache in die Hand nahmen. Vielleicht waren die gar nicht mehr in der Festung – oder hatten etwas anderes zu tun, als eine Suchaktion nach einem verlorenen Drachen zu starten. Obwohl – für eine Prinzessin, eine Drachenprinzessin mit bissigen Verwandten, würden sich die Elfen vermutlich schon auf den Weg machen. Was für ein Schlamassel!

Über dem Wald stieg die Sonne langsam immer höher. Nein, stopp, die Sonnen stiegen immer höher. Melissa war verblüfft. Am Himmel war nicht nur ein einziger strahlender Fixstern zu sehen, sondern zwei etwa gleich große. Melissa hatte einmal in einer Sternwarte die Simulation einer Doppelsterngalaxie gesehen. Offenbar konnten zwei Sonnen ähnlicher Größe bei einem gewissen Abstand eine Balance finden. Statt ineinander zu stürzen oder sich auf andere Weise gegenseitig zu zerstören, tanzten diese Sonnen umeinander und auch die Planeten dieses Sonnensystems schienen stabile Bahnen um ihr Doppelgestirn gefunden zu haben.

Die Drachenlande lagen also tatsächlich auf einem anderen Planeten, wahrscheinlich sogar in einer anderen Galaxie. Der Planet musste schon ziemlich lange ungehindert seine Kreise durch den Weltraum ziehen, sonst hätte sich nicht all dies üppige Leben entwickeln können. Das war eine unglaubliche Entdeckung. Bisher hatte Melissa noch gar keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wo sich das Reich der Drachen befand. Sophie, Silindur und sie hatten so viel damit zu tun gehabt, ihre Verfolger, diese verdammten Geiertypen, abzuhängen, dass alles andere kaum eine Rolle gespielt hatte. Natürlich hatte sie sich immer wieder gefragt, was es mit diesem Ort auf sich haben könnte. Alles, was Silindur widerstrebend erzählt hatte, klang so sehr nach Märchen, dass Melissa sich zunächst mit Mutmaßungen zurückgehalten hatte.

Angesichts dieses doppelten Sonnenaufgangs rauschte Einsteins allgemeine Relativitätstheorie wie eine Rakete durch ihr Hirn. Melissa erwog die Existenz von Wurmlöchern und diverse Ideen zur Wahrscheinlichkeit von Parallelwelten. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was sie zu rotierenden schwarzen Löchern gelesen hatte, und rief sich ins Gedächtnis, welche Rolle einige Physiker der sogenannten »exotischen Materie« zugedacht hatten. Mit solchen Themen der Physik hatte sie sich schon immer gern beschäftigt. Allerdings konnte sie sich nie ernsthaft mit jemandem darüber unterhalten. Die meisten Menschen, die sie kannte, waren bereits mit dem Basiswissen völlig überfordert. Und solche, die eventuell mithalten konnten, waren ansonsten völlig indiskutabel. Schließlich konnte sie sich nicht mit pickligen Physiknerds abgeben. Und selbst wenn: Entweder brachten die Typen bei ihrem Anblick sowieso kein vernünftiges Wort heraus oder sie langweilten sie mit endlosen Formeln. Am schlimmsten aber waren die hohlen Dampfplauderer, die nur eine vage Vorstellung von den Dingen hatten, über die sie sprachen, das aber mit umso größerem Wortreichtum auszugleichen versuchten. Einfach ätzend.

Jetzt hätte sich Melissa gern mit jemandem ausgetauscht, der mehr über Raumzeitphänomene wusste als sie. Selbst den größten Nerd mit Big-Bang–T-Shirt hätte sie als Gesprächspartner akzeptiert, wenn er ihr eine einigermaßen plausible Erklärung geliefert hätte für das, was sie da am Himmel sah. Waren sie etwa tatsächlich durch eine Art Wurmloch auf einen Planeten in einer weit entfernten Galaxie gereist? Und wenn das Magische Tor ein solches Wurmloch war, wieso gab es dann gleich mehrere Wurmlöcher, die hierherführten – quasi ein ganzes Bündel? Widersprach das nicht der Annahme, dass diese Wurmlöcher eher seltene Phänomene im Weltall waren? Melissa schwirrte der Kopf.

Dieser Moment war definitiv nicht der beste, um über die Geheimnisse des Universums nachzudenken, sie hatte schließlich andere Probleme. Entschlossen schob Melissa alle Gedanken an Astrophysik beiseite, um sich mit den ganz pragmatischen Überlebensfragen zu beschäftigen.

Erstaunt stellte sie fest, dass sie sich nicht mehr auf der Lichtung befand, wo sie auf Sophie hatte warten wollen. Sie war in Gedanken versunken offenbar einfach immer weitergelaufen und stand nun am Rand einer weiteren freien Fläche, deren Boden aber völlig verbrannt aussah. Melissa wunderte sich noch über diese Wüste mitten im grünsten Dschungel, als ihr ein seltsames Licht im Zentrum der Lichtung auffiel. Ein gebündelter rötlicher Lichtstrahl bewegte sich suchend wie ein Laserpointer quer über das Gelände und kam in beängstigender Geschwindigkeit auf sie zu.

Mit einem Satz hinter einen Baum brachte sich Melissa in Sicherheit. Das jahrelange Karatetraining machte sich offenbar bezahlt. Ihre Reflexe funktionierten hervorragend. Verdammt, was war das schon wieder? Gab es hier Riesen mit Laserschwertern?

Der Strahl erreichte gerade noch so den Baumstamm, hinter dem sie in Deckung gegangen war, und schnitt einen Halbkreis in den Stamm. Mit einem Fauchen ging der Baum in Flammen auf und kippte ein Stück in die Lichtung hinein. Erschrocken sprang Melissa weiter zurück und lief am Rand der Lichtung entlang. Erst jetzt fiel ihr die perfekte Kreisform auf, die hier mitten in den Wald geschnitten war. Die Alienforscher würden sich freuen. Allerdings wären diese Forscher von der Erde hier selbst die Aliens. Melissa schüttelte den Kopf, die Sache war kompliziert.

Von dem angesengten Baum war ein schreckliches Knarren und Knirschen zu hören, als ob er sich mit aller Kraft wehrte, in den Kreis zu fallen, und dabei laut aufstöhnte. Melissa konnte ihren Blick nicht abwenden. Die Wurzeln gaben ein Stück nach und der Baum sackte weiter ab. Wie ein Riese, der vor einem anderen sein Haupt beugt, lehnte er sich immer weiter in die Lichtung hinein, doch dann wurde sein langsames Kippen abrupt unterbrochen. Der Laser zischte erneut über die Lichtung und fand sein Opfer. Wie ein erfahrener Sushikoch zerhackte der Strahl den Baum in unzählige kleine Teilchen. Doch noch bevor die Fetzen auf den Boden fallen konnten, gingen sie in Flammen auf und verbrannten in kürzester Zeit.

Ebenso schnell, wie das Gemetzel begonnen hatte, war es auch wieder beendet. Melissa wusste nicht, was sie von der Sache halten sollte. Zumindest würde sie diese Lichtung nicht betreten, aber in das dichte Gestrüpp wollte sie sich auch nicht zurückziehen. Dort lauerten sicher andere Gefahren und vermutlich würde sie sich völlig verirren. Ob sie wohl hier am Rand der Lichtung in Sicherheit war? Gerade zogen erneut Lichtstrahlen über den Boden, diesmal sogar zwei. Wie die Suchscheinwerfer eines Gefängnisses tasteten sie gierig jeden Zentimeter der verkohlten Erde auf der Jagd nach neuen Opfern ab. Als sich einer der beiden Melissas Fuß näherte, sprang sie über ihn hinweg. Mit einem geschickten Salto hechtete sie dann über den zweiten Strahl, landete in der Hocke und richtete sich sofort auf. Verflixt, irgendwer hatte es auf sie abgesehen.

»Hier herüber«, hörte Melissa auf einmal jemanden rufen und erkannte Silindur im Halbschatten unter einer Baumgruppe nicht weit entfernt. Sie sah sich nach den tödlichen Strahlen um und als sie keine weiteren erkennen konnte, sprintete sie auf den Elfen zu. Er winkte sie tiefer ins Dickicht und deutete auf eine hohe Pflanze in der Mitte der Lichtung.

»Das ist ein Brennglasbaum. Eigentlich ist es gar kein Baum, sondern eher ein ziemlich großes Kraut. Der Brennglasbaum hat in seiner Spitze Blätter ausgebildet, die wie Brenngläser wirken. Damit versengt er alle anderen Pflanzen um sich herum und schafft sich so den Raum im Dschungel, den er braucht, um dieses Riesenwachstum zu erreichen. Früher gab es nur wenige Brennglasbäume in diesem Teil der Drachenlande, aber mittlerweile sind die Pflanzen eine ziemliche Plage. Sie scheinen mit den Brenngläsern mittlerweile nicht mehr nur konkurrierende Baumarten auszuschalten, sondern auch Fressfeinde. Wahrscheinlich hat er dich mit einer Riesenraupe verwechselt.« Silindur grinste.

»Sehr schmeichelhaft«, gab Melissa noch etwas außer Atem zurück. »Wieso bist du eigentlich schon wieder hier? Ich dachte, es dauert mindestens bis morgen, bis du deine Leute erreichst.«

Silindur wiegte bedächtig den Kopf hin und her und wirkte angestrengt, als er berichtete: »Ja, das stimmt, aber ich musste gar nicht so weit laufen. Eine Patrouille kam mir entgegen und die sagten mir, dass sie bereits alles von ihren Spähern erfahren und sich nun aufgeteilt hätten, um nach dem Drachling zu suchen.«

»Nach dem Drachling? Meinst du Sophie?«

»Oh, entschuldige.« Silindur räusperte sich. »Ja, natürlich meine ich Sophie. Man nennt junge Drachen hier so.«

»Wie bist du denn drauf? Sonst immer ›Prinzessin hier‹, ›Eure Majestät‹ da – und kaum ist sie mal für ein paar Stunden weg, heißt es ›Drachling‹«, empörte sich Melissa und schüttelte den Kopf.

Fast noch sonderbarer als den sprachlichen Ausrutscher fand Melissa, dass sich Silindur sofort wortreich entschuldigte. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Bisher hatte er eigentlich immer zurückgegiftet, wenn sie ihn angeschnauzt hatte. Was hatte ihn nur so durcheinandergebracht? War ihm sein erstaunliches Größenwachstum etwa zu Kopf gestiegen? Oder spürte Silindur das Gleiche wie sie? Diese merkwürdige Befangenheit, seit sie hier in den Drachenlanden angekommen waren. Diesen Wunsch, sich die ganze Zeit zu streiten, aber nur, um – ja, warum eigentlich? Um sich näherzukommen? Melissa blickte Silindur an und verscheuchte ihre Gedanken. »Haben sie schon etwas herausgefunden?«, fragte sie mit leicht belegter Stimme.

Vielleicht hatte der Elf ja schlechte Nachrichten mitgebracht und bemühte sich, nicht die Nerven zu verlieren. Oder er war wie Sophie desorientiert von der Reise durch das Tor und die Auswirkungen zeigten sich einfach etwas zeitversetzt. Melissa runzelte die Stirn. Wie wirkte sich das Tor eigentlich auf Menschen aus? War ihre eigene Wahrnehmung etwa auch getrübt? Melissa verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Sie fühlte sich hellwach und hatte ihre fünf Sinne alle beisammen. Und dafür, dass sie bereits den Aufgang einer Doppelsonne miterleben durfte und von einem Brennglasbaum beschossen wurde, war sie vergleichsweise gefasst.

Silindur räusperte sich. »Wir haben eine Spur. Sophie könnte nach Ansicht meiner Freunde in die Hände des Hellen Herrschers gefallen sein. Wir sollten uns in Richtung seiner Festung begeben und gemeinsam mit den anderen nachsehen, ob sie wirklich dort ist. Vielleicht können wir etwas unternehmen, um ihr zu helfen.«

Melissas Atem stockte. Wie konnte Silindur ihr so eine Nachricht in aller Seelenruhe übermitteln? Normalerweise wäre er doch völlig ausgeflippt und hätte sie in seiner schroffen Art zur Eile angetrieben. Und wenn der Elf in so einer Situation nicht Zeter und Mordio schrie, würde er, so wie sie ihn bisher erlebt hatte, ganz versunken über dem Problem brüten. Oft genug hatte er in der Vergangenheit Lösungsvorschlage gemacht, die sehr komplex und im Detail durchdacht waren, auch wenn er sie meistens vortrug, als hätten sie sowieso keine Aussicht auf Erfolg.

Diese Miesepeterseite hatte Melissa von Anfang an auf die Palme gebracht und dazu herausgefordert, stets Alternativen zu seinen Vorschlägen zu ersinnen. Und nun war Sophie offenbar in ernster Gefahr und er stand hier und wirkte seltsam unbeteiligt. Ohne jede Gemütsregung schlug er vor, zur Schwarzen Festung zu reisen. Nach dem, was Silindur bisher von diesem Ort erzählt hatte, käme das einem Trip nach Mordor gleich. Das konnte ihn doch nicht so kaltlassen.

Außerdem fand Melissa noch etwas merkwürdig. Als sie auf der Lichtung gelandet waren, glaubte Melissa, etwas in Silindurs Blick entdeckt zu haben. Seine bernsteinfarbenen Augen hatten sie so intensiv angesehen wie noch nie zuvor. Und dann, kurz bevor er sich auf den Weg gemacht hatte, war sein Blick so betrübt gewesen. Als würde es ihm schwerfallen, zu gehen und sie allein zurückzulassen.

Dieser Silindur hier wirkte völlig neutral. In seinen Augen war nicht mehr dieser Ausdruck, der zu sagen schien … Ja, was eigentlich? Melissa war sich nicht sicher. Je länger sie Silindur jetzt ansah, desto mehr glaubte sie, dass ihre Wahrnehmung zuvor falsch gewesen sein musste. Vermutlich hatte sie doch etwas abbekommen bei ihrem Sturz von einer Welt in die andere. Nie hatte Silindur ihr zu verstehen gegeben, dass er sie besonders mochte. Im Gegenteil, am Anfang war er richtig feindselig gewesen. Und trotzdem war Melissa ganz sicher, dass da etwas zwischen ihnen gewesen war, nachdem sie hier im Wald gelandet waren. Nun verunsicherte sie dieser neue Silindur, der seltsam unbeteiligt wartete, bis sie sich zu seinem Vorschlag äußerte.

War er womöglich abgefangen und hypnotisiert worden? Melissa erschrak bei diesem Gedanken und beschloss, wachsam zu sein und ein Auge auf den Elfen zu haben, der ihr auf einmal entsetzlich fremd vorkam. Aber was sollte sie tun? Vielleicht war Sophie ja tatsächlich etwas zugestoßen, dann durfte Melissa keine Zeit verlieren. Sie hatte zwar nicht die leiseste Ahnung, was sie in diesem Fall tun sollte, aber irgendetwas würde ihr schon einfallen. Zunächst musste sie jedoch dringend auf die Toilette oder zumindest hinter einen Busch. Sie musste schon eine ganze Weile, aber es war so viel passiert, dass sie schlicht vergessen hatte, sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen.

»Ich muss erst mal pinkeln«, sagte sie schroff, um den Elfen zu provozieren, der eine solche Ausdrucksweise unter normalen Umständen lautstark kritisiert hätte. Einer plötzlichen Eingebung folgend, ergänzte sie: »Und ich will, dass du laut redest, damit ich immer weiß, wo du bist und dass du nicht guckst, okay?«

Der Elf nickte gehorsam. »Und was soll ich sagen?«

»Ist mir egal, erzähl mir eine Geschichte, zähl bis hundert – ganz gleichgültig, Hauptsache, ich kann dich hören. Ach, und bevor ich es vergesse: Gibt es noch weitere Pflanzen oder Tiere, vor denen du mich nicht gewarnt hast? Nicht, dass ich beim Pinkeln gebissen, gestochen oder wie vorhin von Laserstrahlen fast zersägt werde.«

Silindur schüttelte den Kopf. »Im Moment droht dir keinerlei Gefahr, wenn du ausreichend Entfernung zu dem Brennglasbaum hältst. Er wächst schubweise, zum Teil sogar ziemlich viel, daher kann sich sein Aktionsradius in kurzer Zeit vergrößern. Mach also nicht so lange! Insgesamt gibt es aber im ganzen Dschungel keinen Platz, der sicherer wäre als hier knapp außerhalb des Bannkreises eines Brennglasbaums. Selbst die gefährlichsten Räuber schätzen es nicht, wenn man ihnen Löcher in den Pelz brennt.«

»Gut, dann geh ich jetzt und du quasselst weiter«, sagte Melissa, drehte sich abrupt um und verschwand im Gebüsch. Silindur begann, gehorsam zu sprechen. Offenbar zählte er, das zumindest legte die monotone Aneinanderreihung von Worten nahe. Aber er zählte in keiner Sprache, die Melissa je gehört hatte. War das Elfisch, was er da von sich gab? Sie wunderte sich zwar, aber sobald sie ein geeignetes Plätzchen gefunden hatte, widmete sie sich erst einmal dem Naheliegenden. Sie durchwühlte ihren Rucksack nach einem Taschentuch, dabei fiel ihr neben einem Schokoriegel auch ihr Smartphone in die Hände. Zum Telefonieren war es hier in dieser technikfreien Welt zwar nicht zu gebrauchen, aber es brachte Melissa auf eine Idee.

Sophie

Sie war in der Schule. Sie wollte gerade die große Eingangstreppe hinabgehen. Aber als sie den Fuß anhob, um einen Schritt nach unten zu tun, begann sich die Treppe auf einmal zu bewegen. Ihre ganze Umgebung schien die Form zu verlieren. Die geraden Linien der Stufen bogen sich. Fast schien es, als ob die Stufen selbst lebendig wurden. Wie Schlangenleiber wanden sie sich umeinander, verknoteten sich und strebten dann wieder in entgegengesetzte Richtungen davon. Sie begann zu schwitzen, ihr Brustkorb wurde eng und schien keine Atemluft mehr hereinzulassen. Verzweifelt sog sie die Luft ein. Sie wusste genau, sie musste diese Stufen überwinden, aber sie sah keinen festen Fleck, auf den sie ihren Fuß hätte setzen können. Alles bewegte sich, zischelte und schwankte. Wenn sie auf dieser Schlangentreppe stürzte, wäre sie verloren. Auch das wusste sie instinktiv.

Die anderen Schüler schienen das Problem nicht zu haben. Sie standen auf der Treppe verteilt oder schritten problemlos über die Schlangen hinweg, gerade so, als gäbe es das wirre Geringel zu ihren Füßen überhaupt nicht. Und dann begannen sie, ihren Namen zu rufen. Sie verstand nicht, was sie sagten, aber sie war sicher, dass ihre Mitschüler sich über sie lustig machten. So war es immer gewesen. Sie blickte in die boshaft grinsenden Gesichter von Jungen und Mädchen, die sie zu kennen glaubte und die ihr zugleich fremdartig und feindselig vorkamen. Verzerrte Fratzen in einer verzerrten Welt.

Eine Stimme in dem Gewirr schien jedoch anders zu sein als die anderen. Sie schien nach ihr zu rufen und sie zu warnen. Gerade zur rechten Zeit, denn die Schlangen in ihrer unmittelbaren Nähe hatten begonnen, an ihr hochzukriechen.

Mit einem Schrei schüttelte sie die sich windenden Ungeheuer ab und setzte sich panisch in Bewegung. Wie eine Furie jagte sie über das Gewimmel nach unten, kümmerte sich nicht darum, wen sie umrannte und auf was sie trat, um nur so schnell wie möglich aus dieser schrecklichen Situation zu entkommen. Ohne weiter nachzudenken, lief sie auf den freundlichen Klang der Stimme zu, obwohl sie die Worte nicht verstand. Die Szene hätte gut in einen völlig überzeichneten Actionfilm gepasst. Ohne irgendeinen Bezug zur Schwerkraft sprang Sophie von einem Schlangenrücken zum nächsten und was immer sie auf ihrem Weg berührte, löste sich sofort auf. Die Gestalten zerbarsten wie Wasserfarbenkleckse auf einem nassen Papier und ließen immer neue auseinanderdriftende Strukturen zurück. Farbe ohne Form.

Sie schaute nur nach vorn und konzentrierte sich verzweifelt auf ihr Vorankommen. Der Schweiß lief ihr in Strömen über das Gesicht und am Rücken hinunter. Sie wischte sich mit der Hand über die Stirn und rempelte einen Mitschüler auf halbem Weg an, der sich ebenfalls sofort aufzulösen begann. Vor Schreck stolperte sie und konnte den Sturz nicht mehr abfangen. Sie fiel zunächst auf die Treppe, dann durch sie hindurch und immer weiter.

Sie stürzte in eine aufgepeitschte Masse aus unterschiedlichen Farbtönen. Wenn sie mit einzelnen Klecksen zusammenstieß, brachte sie die Farben in Bewegung. Sie war der Pinsel in einem riesigen Farbeimer und vermischte alles, was sie berührte. Je tiefer sie fiel, desto blasser wurden die Farben und zuletzt verschmolz alles zu einem milchigen Weiß. Als hätte das hässliche Weiß alles andere ausgelöscht oder aufgesaugt. Es war nicht so strahlend wie ein Waschmittelweiß, sondern stumpf und endgültig. Es wirkte auch kein bisschen unschuldig oder sauber. Dieses Weiß hatte etwas Sattes an sich und schien zur gleichen Zeit unersättlich. Und dieses alles verschlingende Weiß zeigte plötzlich immer deutlicher eine Form.

Sie fiel noch immer, stürzte dem Weiß entgegen, das sich auszudehnen schien und schließlich die Form eines riesigen Gesichts annahm. Das Gesicht sah abstoßend hässlich und gemein aus. Die Augen leuchteten böse und der Mund verzog sich zu einem grausigen Grinsen. Sie fiel auf das Gesicht zu, ohne etwas dagegen tun zu können. Es war überall, es war unendlich. Der Sog rüttelte und schüttelte sie.

Das Gesicht lachte und sie erzitterte unter diesem verzerrten Gelächter. Verzweifelt begann sie, mit ihren Armen und Beinen zu strampeln, um gegen den Sturz anzukämpfen. Aber ihr wildes Gezappel bremste den Sturz kein bisschen. Sie versuchte, sich zu erinnern. Für einen winzigen Augenblick kam ihr ein Gedanke: War sie nicht ein Drache? Konnte sie nicht einfach wegfliegen vor diesem scheußlichen Gesicht oder besser noch einen Feuerstrahl spucken und die schreckliche Fratze für immer auslöschen?

Sie war ganz sicher, dass sie das konnte, aber dann hatte sie den Gedanken schon wieder vergessen. Erneut fühlte sie sich hilflos und die Angst schnürte ihr die Kehle zu.

Als könne sie dadurch das Entsetzen abschütteln, begann sie zu schreien. Sie schrie und schrie und schloss verzweifelt die Augen. Von fern drang plötzlich wieder die freundliche Stimme zu ihr. Da wollte sie hin, weg von dem brutalen Riesengesicht. Sie strampelte weiter und als sie die Augen öffnete, musste sie sie gleich wieder schließen. Gleißendes Tageslicht traf sie wie ein Blitz. Immerhin war das weiße Gesicht verschwunden und sie schien auch nicht mehr durch Raum und Zeit zu fallen.

Die Stimme war jetzt dicht vor ihr und sprach beruhigend auf sie ein. Sie blinzelte. Vor ihr hockte eine andere hässliche Fratze und sie schloss die Augen sofort wieder. Wollte der Spuk denn gar kein Ende nehmen? Eine Welle von Schmerzen überrollte sie. Vor allem ihr Kopf dröhnte, als hätte ein chinesischer Musiker ihn mit seinem Gong verwechselt und ihr mit großer Kraft den Schlägel übergezogen. Als sie die Augen testweise ein drittes Mal öffnete, war das hässliche Gesicht noch immer da.

Vor ihr saß das seltsamste Wesen, das sie je gesehen hatte: halb Vogel, halb Mensch. Sie fühlte sich in die griechische Antike oder in irgendeine krude Fantasygeschichte versetzt. Der Geiermann blickte sie ruhig an und hielt ihr dann etwas hin. Die apfelgroße Frucht erinnerte von ihrer Form vage an eine Feige, allerdings war die Schale leuchtend türkis. So etwas hatte sie noch nie im Leben gesehen. Am seltsamsten aber war das Fruchtfleisch, das ihr dunkelblau entgegenquoll. Nein, dieses Obst war ihr nicht geheuer. Sie drehte den Kopf weg, aber der Vogelmensch ließ Widerspruch nicht gelten. Er setzte sich rittlings auf ihren Bauch, wobei seine Beine, die seltsamerweise eher an die eines Menschen erinnerten, auch ihre Arme umfingen und so außer Gefecht setzten.

Mit den Fingern seiner linken Hand, die seltsam verzerrt und in die Länge gezogen seinem Flügelgelenk entspross, drückte er ihre Lippen auseinander und träufelte mit der anderen Hand den Saft der Frucht in ihren Mund. Sie schluckte. Der Saft schmeckte gruselig. So einen widerwärtigen Geschmack konnte selbst die Pharmaindustrie ihren übelsten Pillen nicht geben. Moment, war das etwa Medizin? Oder wollte der komische Vogel sie vergiften?

Sie stutzte. Waren Giftmörder nicht eher Feiglinge, die ihr Opfer in Sicherheit wiegten und dann heimlich Gift ins Essen taten? Und im Zweifelsfall würde etwas Vergiftetes auch nicht so eklig schmecken, sonst wäre das Opfer ja gewarnt. Oder war das bei diesen Vogeltypen anders? Verdammt, konnte der nicht mal aufhören? Sie konnte überhaupt nicht nachdenken.

»Stopp, warte mal! Es reicht!«, jaulte sie auf. Jetzt war ihr auch noch übel.

Der Vogelmann hörte tatsächlich auf, Saft in ihren Mund zu träufeln. Er legte die eklige Frucht zur Seite, zog ihren Oberkörper hoch und lehnte sie an einen Baumstamm. Sofort drehte sich alles wieder und sie stöhnte.

Noch bevor sie irgendetwas tun konnte, übergab sie sich, mit dem Ergebnis, dass sich zu dem widerwärtigen Aroma der Frucht nun auch noch der beißende Geschmack ihrer Magensäure und etwas Galle mischten.

»Wasser!«, bat sie atemlos und kämpfte gegen immer neue Wellen von Übelkeit, die sie zu überrollen drohten. In diesem Moment verfluchte sie ihren überentwickelten Geschmackssinn. Wieso schmeckte sie das alles so deutlich? War das normal? Im Moment hätte sie gegen weniger feinfühlige Geschmacksknospen nichts einzuwenden gehabt. Schon wieder schüttelte sich ihr Körper im Würgereiz. Sie kämpfte ihren rebellischen Magen nieder und nach dem ersten Schluck Wasser ging es ihr etwas besser.

Die Kopfschmerzen waren überwältigend und auch sonst fühlte sie sich wie zerschlagen. Was war nur mit ihr geschehen? Wer war der seltsame Vogel? Und welches hässliche Gesicht war ihr in dem auch ansonsten ziemlich schrägen Traum erschienen?

Der Fremde schob ein paar Samen der Frucht in ihren Mund. Sie hustete, aber sie hatte die Samen bereits verschluckt. Zu dem ekelhaften Geschmack und den unerträglichen Schmerzen breitete sich jetzt ein furchtbares Brennen von ihrem Magen in ihrem gesamten Körper aus. Sie sackte in sich zusammen und fiel übergangslos in einen tiefen Schlaf.

Melissa

Als Melissa wieder zwischen den hohen Büschen hervorkam, schien Silindur erleichtert. Er lächelte breit. Silindur lächelte? Was war denn jetzt wieder in ihn gefahren? Melissa kannte diesen entspannten Gesichtsausdruck gar nicht von ihm. Eigentlich sah sein Gesicht meistens sorgenvoll aus, die Stirn gerunzelt wie bei einem Basset und die Lippen oft genug ungeduldig oder beleidigt zusammengepresst. Dieser Silindur musste eindeutig auf Droge sein, denn noch nie hatte er so viel Grund gehabt, sich Sorgen zu machen, wie gerade jetzt. Sophie war verschwunden und mit der Nachricht, sie sei in die Burg des Hellen Herrschers verschleppt worden, schienen sich ihre schlimmsten Befürchtungen erfüllt zu haben. Melissas Magen zog sich schmerzhaft zusammen, wenn sie nur daran dachte. Silindur dagegen wirkte tiefenentspannt.

Vielleicht hatte sich das kurze Treffen mit den anderen Elfen positiv auf seinen Gemütszustand ausgewirkt? Melissa konnte sich gar nicht vorstellen, wie er sich dabei gefühlt haben musste, Jahrhunderte in einer anderen Welt zu leben. Er hatte sich große Sorgen um seine Verwandten gemacht. Ja, eigentlich konnte es nur so sein, denn bei ihrer Ankunft auf der Lichtung war Silindur griesgrämig und besorgt wie eh und je gewesen. Damit hatte die ganze Misere ja schließlich angefangen. Ihr erbitterter Streit hatte Sophie vertrieben. Vielleicht hatte er sich Sophies Verschwinden zu Herzen genommen und versuchte nun, etwas weniger nervig zu sein. So viel selbstkritische Einsicht hatte Silindur bisher allerdings noch nie gezeigt. Eigentlich war er fast bei jedem Problem dazu übergegangen, ihr die Schuld zu geben. Irgendetwas stimmte einfach nicht!

Nun winkte Silindur sie zu sich. Offenbar hatte er es plötzlich doch eilig, Sophie in der Schwarzen Festung zu Hilfe zu eilen.

Kapitel 1: In den Drachenlanden

Melissa

»Du kannst jetzt aufhören zu schreien.« Melissa schüttelte Sophie an ihren nackten Schultern. Doch Sophie schrie weiter und ließ sich gar nicht beruhigen. Kurzerhand gab Melissa ihr eine kräftige Ohrfeige. Das hatte sie in einem Spielfilm gesehen und schon immer mal ausprobieren wollen.

Silindur schubste sie beiseite. »Was tust du da? Du kannst sie doch nicht schlagen. Schließlich ist sie eine Prinzessin. Eine DRACHENprinzessin!«

»Auf jeden Fall ist sie eine Prinzessin unter Schock«, erwiderte Melissa. »Die Ohrfeige war kein aggressiver Akt, sondern eine medizinische Maßnahme. Außerdem: Wenn Sophie nicht zu schreien aufhört, entdecken uns hier vielleicht Gestalten, von denen wir lieber nicht entdeckt werden möchten.«

»Wenn du das am Hof der Drachenkönigin tust, wirst du augenblicklich zu einem Häufchen Asche verbrannt – und alle um dich herum gleich mit. Und überhaupt: In deiner Welt hat dich die Gefahr, entdeckt zu werden, auch nicht davon abgehalten, irgendwelches Chaos anzurichten!«, zischte Silindur sichtlich empört.

Melissa, die bis jetzt auf die ohnmächtige Sophie konzentriert gewesen war, stutzte plötzlich: Silindurs Stimme klang auf einmal tiefer, weniger gepresst und lange nicht mehr so nervtötend. Erstaunt drehte sich Melissa zu ihm um und riss die Augen auf. Silindur hatte fast einen Meter an Größe zugelegt. Er überragte sie ein gutes Stück – also musste er um die ein Meter neunzig groß sein. »Was ist mit dir passiert?«, fragte sie, ohne auf seine Vorwürfe einzugehen. Silindur schien zunächst nicht zu verstehen, dann blickte er an sich herab. »Ach, das«, sagte er und schmunzelte. »Das ist meine normale Größe. Wenn wir Elfen durch ein Magisches Tor in die Menschenwelt gehen, werden wir aus irgendeinem Grund verkleinert – oder besser: komprimiert. Deshalb haben uns die Menschen früher, bevor wir uns vor euch verborgen haben, als ›Kleines Volk‹ bezeichnet. Ich lebe schon so lange in der Menschenwelt, dass ich ganz vergessen hatte, was passiert, wenn ich wieder hierherkomme.«

Melissa rieb sich die Augen: Hatte Silindurs Gesicht schon immer so feine Züge gehabt? Waren seine Schultern so breit und sein Lächeln so herzerwärmend gewesen? Und hatten seine bernsteinfarbenen Augen so gestrahlt? Melissa wusste es nicht. Für sie war Silindur zu Anfang vor allem ein miesepetriger Spielverderber gewesen. Dann hatte sie erkannt, wie umsichtig und intelligent er war. Insgeheim bewunderte sie seine Ergebenheit Sophie gegenüber - und hatte einen gewissen Spaß daran, mit ihm zu streiten, zumal es meist unentschieden ausging. Trotzdem hatte sie in ihm nie mehr gesehen als einen faszinierenden Reisegefährten. Ja, sie hatte sich für ihn interessiert, aber nur wegen seiner exotischen Erscheinung als Elf. Doch wie er jetzt so groß und stattlich vor ihr stand, war er einfach überwältigend.

Sophie

Sie fühlte sich schwach und elend. Gleichzeitig durchströmte sie ein überwältigendes Glücksgefühl. Sie hatten nicht nur den unheimlichen Tunnel und das Haimaul überlebt, sondern waren offenbar heil und gesund in der Drachenwelt angekommen. Eigentlich sah es hier gar nicht so übel aus. In alle Richtungen breitete sich der lichtdurchflutete Wald aus. Die Bäume waren riesig, aber es gab nur an wenigen Stellen Unterholz. Manche Pflanzen erinnerten Sophie an Fotos vom tropischen Regenwald, die sie in Erdkunde gesehen hatten. Und doch lag dieser Ort ganz eindeutig nicht auf der Erde. Riesige Farnwedel schoben sich zwischen den Bäumen in die Höhe und große Ansammlungen von lila Pilzen besiedelten abgestorbenes Holz. Sie leuchteten zartviolett, was jetzt bei Tageslicht kaum zu sehen war. In der Nacht würde die Beleuchtung magisch wirken. Sophie atmete tief durch. Selbst die Luft fühlte sich hier besser an. Als die Euphorie etwas nachließ, machte sich ein furchtbarer Kopfschmerz breit. Sie wurde sich außerdem bewusst, dass sie völlig nackt war. Das war so lästig. Konnte sie nicht bei der Rückverwandlung zum Menschen vollständig angezogen sein? Früher hatte Silindurs Magie dafür gesorgt, dass sie angezogen war, wenn sie sich zurückverwandelte. Aber seit Sophie wusste, dass sie ein Drache war, musste sie sich selbst um solche Dinge kümmern. Sie huschte hinter ein Gebüsch und rief erst leise, dann lauter nach Melissa, leider vergeblich.

Zwischen Melissa und Silindur entlud sich offenbar gerade der Druck der letzten Tage in einem Feuerwerk der Worte. Nachdem die beiden einander zunächst wie Fremde angestarrt hatten, stritten sie sich nun wie alte Feinde, warfen sich gegenseitig alle Fehleinschätzungen und möglicherweise falschen Ratschläge vor, die der jeweils andere je geäußert hatte. Es fehlte nicht viel und sie würden sich prügeln. Sophie tat der Kopf weh. Anscheinend hatte sie die Reise durch das Magische Tor doch nicht so gut verkraftet. Silindur war auf einmal ein Riese und seine Stimme viel tiefer. Wie merkwürdig, aber wahrscheinlich waren einfach ihre Drachensinne gestört.

Zum Glück erspähte Sophie in diesem Moment Melissas Rucksack, der auf halbem Weg zwischen ihr und den Streithähnen auf dem Boden lag. Da sie anscheinend keine Hilfe von den beiden zu erwarten hatte, schlich sich Sophie aus ihrem Versteck und holte eben selbst die Klamotten aus dem Rucksack, die Melissa für einen solchen Fall eingepackt hatte. Die Streitereien aus nächster Nähe hören zu müssen, bereitete ihr noch mehr Schmerzen und Übelkeit. Sophies Kopf war voll von all den Bildern und Eindrücken, mit denen das Tor ihren Geist bombardiert hatte. Was sie jetzt dringend brauchte, war etwas Ruhe. Hatte sie sich in ihrem früheren Leben oft nach Gesellschaft gesehnt, konnte sie sich im Moment nichts Schöneres vorstellen, als einen Moment allein zu sein. Einfach nur warten, bis der Kopfschmerz nachließ, verschnaufen und ihre Gedanken ordnen.

Melissa und Silindur waren völlig aufeinander konzentriert. Wie Raubtiere, die sich gegenseitig mit ihren Blicken fixierten. Sophie schüttelte den Kopf. Was war denn mit denen los? Silindur war ja immer noch so ein Riese. Sie musste wirklich unter schweren Halluzinationen leiden. Ihren Sinnen sollte sie im Moment wohl noch nicht wieder vertrauen. Sophie war plötzlich richtig schwindelig und sie konnte sich kaum aufrecht halten. Mühsam entfernte sie sich ein paar Schritte, blieb stehen und taumelte dann ein kleines Stück weiter. Wankend setzte sie ihren Weg fort, bis die beiden Streithähne nicht mehr zu sehen und vor allem nicht mehr zu hören waren. Sophies Füße waren schwer, die Welt drehte sich. Sie stolperte über einen Stein und rollte einen kleinen Abhang hinunter. Dabei überschlug sie sich mehrmals. Ihre Haut an Armen und Beinen war aufgeschürft, als sie sich wieder aufrappelte. Zumindest fühlte sie keinen Schmerz. Sophie ahnte, dass ihr eigentlich alle Knochen wehtun müssten, aber sie spürte nichts. Nicht einmal ihren Kopfschmerz, der eben noch wild gegen ihre Schläfen gehämmert hatte, merkte sie noch.

Erstaunt sah Sophie sich um. Es gefiel ihr hier, sie fühlte sich irgendwie zu Hause angekommen. Alles war grün, friedlich und ganz ruhig. Hier war ein herrlicher Platz, um sich auszuruhen. Wie gut, dass sie hierhergefunden hatte. Sie legte sich in den Schatten eines wunderschönen Baums und kuschelte sich in ein Bett aus sonderbarem, feinem Gras, das ihr so weich vorkam, wie sie es nie zuvor gespürt hatte. Hier konnte ihr nichts Böses geschehen, hier durfte sie sich endlich ausruhen von den vielen Strapazen ihrer Flucht. Es dauerte nicht lang und sie fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Melissa

»Nun sag doch auch mal was dazu«, wandte sich Melissa gerade zu der Stelle um, wo eben noch Sophie gelegen hatte, und verstummte sofort. Wie auf Kommando schwieg auch Silindur. Sophie war verschwunden. Ihr Rucksack lag ein Stück weiter weg und schien durchwühlt worden zu sein.

»Verdammt«, kam es von Silindur. »Die Prinzessin ist verschwunden.«

»Verschwunden, wieso verschwunden?«, fragte Melissa panisch. »Ist sie entführt worden, ohne dass wir was gemerkt haben? Sie lag doch nur ein paar Schritte von uns entfernt.«

Silindur runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube nicht, dass sie entführt wurde. Das Tor lässt uns seltsame Dinge sehen während der Reise von einer Welt in die andere. Dinge, die waren, Dinge, die noch sein werden, und manchmal sogar Dinge, die nur vielleicht geschehen werden. Nicht jeder kann sich sofort von dem Gesehenen erholen – besonders Drachen sind da gefährdet. Sie haben einfach viel zu viele Emotionen. Es könnte sein, dass die Prinzessin desorientiert ist und ziellos durch den Wald läuft.«

»Aber wieso sollte sie denn weglaufen?«, warf Melissa ungeduldig ein.

Silindur wiegte den Kopf hin und her, als müsse er seine Worte genau abwägen. »Drachen sind keine Freunde der Diskussion. Es soll in früheren Zeiten am drachischen Hof schon vorgekommen sein, dass die Königin oder ihr Partner unversöhnlich streitenden Untertanen den Kopf abgebissen haben.«

»Das ist ein Scherz, oder? Und was hat das mit Sophie zu tun?«

»Nun die Prinzessin ist eben ein Drache und auch sie hasst das Streitgespräch. Vielleicht ist es einfach nicht ihre Art, anderen den Kopf abzubeißen«, gab Silindur zu bedenken. Melissa schüttelte den Kopf. »Egal, das spielt jetzt keine Rolle. Als wir hier angekommen sind, war sie jedenfalls ein Mensch und damit ist sie hier vermutlich in noch größerer Gefahr als in Drachengestalt. Wir müssen sie schnellstens wiederfinden.« Melissa ging ein paar Schritte und begann, laut zu rufen: »Sophie, SOPHIIIE!«

Keine Antwort. Nichts. Totenstille. Alle Geräusche des Waldes waren auf einen Schlag verstummt.

»Still!«, zischte Silindur. »In diesen Wäldern leben die seltsamsten Kreaturen und die meisten sind nicht gerade freundlich. Wir sind nicht besonders wehrhaft und sollten daher die Aufmerksamkeit dieser Wesen lieber nicht auf uns lenken.« »Und wie sollen wir dann Sophie finden?«, fragte Melissa aufgebracht.

»Mit ihrem Drachengehör könnte dich die Prinzessin sogar flüstern hören. Entweder kann sie nicht kommen oder sie will nicht kommen.«

Melissas Augen weiteten sich. »Was meinst du? Was ist ihr zugestoßen?«

Silindur hob nur ratlos seine Augenbrauen. Sie untersuchten fieberhaft die nähere Umgebung, aber von Sophie fehlte weiterhin jede Spur.

Schließlich straffte Melissa ihren Rücken und versuchte, gefasst zu wirken: »Und nun? Was können wir tun? Wir haben alles abgesucht, aber Sophie ist wie vom Erdboden verschluckt. Du bist der, der sich hier auskennt. Hast du einen Plan?«

»Es gibt eine Elfenfestung, die hier in der Nähe liegt«, antwortete er bedächtig. »Eigentlich ist sie vor allem zum Schutz für das andere Magische Tor errichtet worden